Die sonore Stimme von Markus Hein bahnte sich am Freitagabend beim Heimspiel des Halleschen FC gegen den SV Meppen ein letztes Mal ihren Weg über die Stadionlautsprecher auf die Zuschauerränge. Nach 16 Jahren legt der Mann vom Fach das Mikrofon aus der Hand. Dem HFC bleibt er aber als gewählter Verwaltungsrat eng verbunden.

Für Markus Hein war der Abend des 26. August 2022 ein besonderer. Emotional mit vielen Erinnerungen verbunden. Ganz bestimmt auch mit einer gehörigen Portion Wehmut, auch wenn er wohl erst später wirklich realisieren wird: Das war’s. Sein Platz im LEUNA-CHEMIE-STADION wird bei künftigen Besuchen nicht mehr am Spielfeldrand sein, direkt neben dem Spielertunnel mit Headset im Ohr. Sondern die Tribüne als daumendrückender Fan. Nach 16 Jahren lässt es seine berufliche Tätigkeit als Spielerberater in einer Agentur nicht mehr zu, an den Wochenenden regelmäßig und planbar der Aufgabe als Stadionsprecher nachzugehen. Denn diese Tätigkeit war für Markus Hein immer Hobby, nicht Beruf. Vor dem Heimspiel gegen Meppen wurde er offiziell verabschiedet. Von HFC-Präsident Jens Rauschenbach im Namen des Vereins, von Toni Lindenhahn in Vertretung der Mannschaft. Die Rückennummer 16 ziert das Trikot, das er symbolisch überreicht bekam – für 16 Jahre Leidenschaft am Mikrofon.

2006 begann seine Mission im Innenraum eher zufällig. Aus seiner Funktion als ehemaliger Sportdirektor beim BFC Dynamo kannte Markus Hein den damaligen HFC-Manager Lutz Lindemann gut und hatte ohnehin stets engste Verbindungen nach Halle. Aufgewachsen in Sandersdorf und Bitterfeld gehörte er zu den fußballerischen Talenten der Region, kickte in Wolfen an der Seite von Rene Tretschok und ärgerte den Nachwuchs des Halleschen FC mehrfach mit der Bezirksauswahl. Die Armeezeit verbrachte er in der Paracelsusstraße in Halle, auch wenn der Youngster damals öfter bei Lok Leipzig zuschaute mit internationalen Vergleichen. Markus Hein kam also aus der Praxis, hatte „Stallgeruch“ und wusste, worüber er sprach. Auch am Mikrofon. „Lutz Lindemann war wohl mit meinem Vorgänger nicht sonderlich zufrieden und meinte: Du hast doch Publizistik und Sport studiert, dazu eine sonore Stimme. Willst Du das nicht machen?“, erinnert ich der Markus Hein. Aus dem Intermezzo wurden 16 Jahre, was sicherlich weder geplant noch vorhersehbar war.

Als Stadionsprecher erlebte er zwei Pokalspiele mit dem Halleschen FC im Leipziger Zentralstadion, den Aufstieg in die 3. Liga und natürlich auch das 4:3 gegen den FC Hansa Rostock. „Dieses Spiel ist wohl noch jedem in besonderer Erinnerung, der im Stadion dabei war. Die Dramaturgie, die Kulisse, die Explosion nach dem Siegtor in der Schlussminute durch Toni Lindenhahn – sowas vergisst man nicht“, blickt Markus Hein zurück. Aber auch das Eröffnungsspiel gegen den Hamburger SV oder das 1:0 gegen Magdeburg durch Terrence Boyd gehören zu den unvergesslichen Momenten des Spielerberaters mit Mikrofoneignung. Es gab natürlich auch heikle Momente, die im Rückblick vor allem augenzwinkernd im Gedächtnis bleiben. „Ich musste eine Stellungnahme an den DFB wegen Schiedsrichterbeleidigung schreiben. Der Referee hatte drei Handspiele des Gegners im Strafraum übersehen und ich habe wohl über die Lautsprecher einen Vergleich zum FC Bayern angebracht. Das fanden die Verantwortlichen nicht besonders witzig. Wir beim HFC übrigens auch nicht“, lacht Markus Hein heute.

„Es war eine geile Zeit und ich habe tolle Menschen kennengelernt, Freunde gefunden“, resümiert der Fußball-Experte mit dem großen Netzwerk nun, da er die Verlesung der Mannschaftsaufstellung beendet. Er wird dem Club erhalten bleiben in seiner Funktion im Verwaltungsrat, sich dort einbringen und im Stadion mitfiebern, so oft es sein neuer Job zulässt. Der Hallesche FC sagt Danke. Für 16 Jahre sonore Stimme und Herzblut in Rot-Weiß.