Das Elfmetertor von Elias Huth zum 1:0-Heimsieg gegen Türkgücü München war wie eine Erlösung für den HFC und seine Fans: Damit gelang nicht nur der erste Dreier unter dem neuen Trainer André Meyer in der dritten Liga. Die Rot-Weißen haben am Dienstagabend unter Flutlicht nach neun sieglosen Spielen und 299 Minuten ohne Tor mit Kampfgeist und Willenskraft auch eine der längsten Durststrecken in der Vereinsgeschichte überwunden. Ähnlich groß war die Erleichterung am 9. Juni 2020 nach dem 3:0-Erfolg gegen Waldhof Mannheim. Damals beendete der HFC eine Serie von 13 sieglosen Spielen in der dritten Liga. Ein kollektives Aufatmen ging durch die rot-weiße Fan-Gemeinde. Erst recht, nachdem die Mannschaft in Meppen nachlegen konnte. Beim HFC hoffen jedenfalls alle, dass nun der Bann gebrochen ist und schon am Freitagabend gegen den FSV Zwickau der nächste Sieg eingefahren werden kann. Ein Blick in die Vereinsgeschichte zeigt, dass bereits zu Zeiten der DDR-Oberliga die Leidensfähigkeit der HFC-Anhänger auf die Probe gestellt wurde. Doch jede Talsohle ist irgendwann einmal durchschritten.

In der DDR-Oberliga-Saison 1983/84 konnten die Rot-Weißen lediglich einen einzigen Erfolg verbuchen. 25 Spieltage lang brachten die Rot-Weißen keinen Sieg zustande. Am Ende reichte es mit elf Punkten nur zum letzten Tabellenplatz und damit dem Abstieg. Drei quälend lange Spielzeiten in der DDR-Liga vergingen, bis der Klub ins Oberhaus des DDR-Fußballs zurückkehrte. Danach kam die erfolgreichste Ära in der Vereinsgeschichte, die bis in die 2. Bundesliga und in den Europapokal führte. Zur Jahrtausendwende waren die Fußball-Gewichte in Halle verschoben: Der VfL Halle hatte sich die Vormachtstellung gesichert. Um die sportlichen und wirtschaftlichen Kräfte in der Stadt zu bündeln, sollte der Verein vom Zoo mit dem HFC verschmelzen. Ein strittiges Unterfangen, das letztlich am Veto der Fans scheiterte. Doch das Fusionsgerangel hatte die Rot-Weißen irgendwie aus der Bahn geworfen. Sie blieben in der NOFV-Oberliga zehn Punktspieltage ohne Dreier. Einen ähnlichen langen Durchhänger hatten die Rot-Weißen in der DDR-Oberliga-Saison 1972/73 mit 14 sieglosen Spieltagen hintereinander.

Die Rekord-Negativserie beim HFC liegt inzwischen mehr als 25 Jahre zurück. Nach der missglückten Qualifikation für die Regionalliga hat eine junge, unerfahrene Nachwuchstruppe in der Saison 1994/95 der Amateur-Oberliga an sämtlichen 30 Spieltagen keinen Sieg errungen. Lediglich drei Unentschieden standen zu Buche, als die Mannschaft in die Verbandsliga absteigen musste. Dort gelang in der zweiten Begegnung zu Hause im Kurt-Wabbel-Stadion gegen den VfL Gräfenhainichen ein 2:1-Erfolg. Der letzte Sieg in einem Punktspiel lag da sage und schreibe 517 Kalendertage zurück. Die Durststrecke spannte sich also über drei Spielzeiten. Und dennoch verdient das Team, das 32 Spiele lang keinen Punktspiel-Sieg einfahren konnte, größten Respekt. Wenn der Verein, der im Sommer 1994 auf einen Schlag 28 Abgänge verzeichnete, damals nicht in der NOFV-Oberliga angetreten wäre, hätte er wohl in der 2. Kreisklasse neu durchstarten müssen. Insofern verbindet sich mit diesem Negativrekord auch ein Zeichen der Hoffnung. Dafür steht auch der Spruch „Jetzt erst recht! auf einem Banner der treuesten Fans, die dem HFC damals in einer seiner schwersten Zeiten immer beistanden. Dieser Slogan gilt bis heute.