Wolfgang Schmidt ist eine hallesche Fußball-Legende. Von 1966 bis 1986 hat der begnadete Techniker das Trikot des HFC übergestreift. In seiner aktiven Zeit absolvierte er insgesamt 338 Einsätze in der Männermannschaft des Traditionsvereins. Der „Schmidter“, wie er von Fans und Mitspielern gerufen wurde, gehört damit zu den Urgesteinen des Halleschen FC. Allein 13 Spielzeiten hat er in der DDR-Oberliga bestritten und dabei 40 Tore geschossen. Der 1,78 Meter große Spielmacher des HFC mit dem markanten Schwarzschopf zählte damals zu den besten Mittelfeldspielern in der DDR. Er stand auch in der Elf, die 1971 den dritten Platz in der Oberliga und damit den Sprung in den Europapokal schaffte. Außerdem lief er achtmal mit der Nachwuchsauswahl der DDR auf. Am heutigen 26. Dezember feiert Wolfgang Schmidt seinen 70. Geburtstag. Der Verein, dem er über 20 Jahre lang die Treue hielt, gratuliert dem Jubilar ganz herzlich zu seinem Ehrentag. Der HFC wünscht ihm und seiner Familie alles Gute.

Noch immer schnalzen die älteren HFC-Fans mit der Zunge, wenn sie an seine raffiniert geschossenen Freistöße, an die Millimeter genauen Pässe und die Dribblings denken, mit denen Wolfgang Schmidt seine Kontrahenten schwindelig spielte. Eine Sternstunde erlebt er am 8. November 1975 mit dem 4:2-Auswärtssieg des HFC beim Oberliga-Spitzenreiter Dynamo Dresden. „Seine Pässe auf die schnellen Peter und Vogel waren eine Augenweide“, lobte ihn die DDR-Fußballfachzeitschrift „fuwo“. Es dauerte knapp 40 Jahre, bis den Hallensern im Jahr 2015 beim 3:2 in der 3. Liga wieder ein Erfolg in Elbflorenz gelang. Mit 14 Jahren ist das Talent von seinem Heimatort Edderitz bei Köthen in die Sportschule nach Halle gewechselt. In der Saison 1968/69 holte er mit dem HFC den ersten und einzigen DDR-Meistertitel bei den Junioren. Mit 19 Treffern avancierte Wolfgang Schmidt dabei zum Torschützenkönig der Junioren-Oberliga. Er wurde auch für die DDR-Juniorenauswahl nominiert, für die er insgesamt 16 Partien bestritten hat.

Der gelernte Werkzeugmacher, der später ein Studium als Lehrer für Sport- und Geschichte abschloss, beendete im Sommer 1986 im Alter von 34 Jahren seine Laufbahn als Fußballer. Er wurde danach Trainer. Sein Weg als Übungsleiter führte Wolfgang Schmidt über Wolfen und Thale  nach dem Mauerfall bis nach Göttingen 05 (Regionalliga) und Northeim (Oberliga). Seither wohnt der Familienvater, der einen erwachsenen Sohn hat, im Harzstädtchen Osterode. Dort hat er zusammen mit seiner Ehefrau Helgard, mit der er über 40 Jahre verheiratet ist, ein neues Zuhause gefunden. „Hier fühle ich mich wohl“, sagt er. Den HFC hat er in all den Jahren natürlich nie aus den Augen verloren, auch wenn er sich gewünscht hätte, dass die Kontakte zu seinem alten Verein enger gewesen wären. Umso mehr hat ihn gefreut, dass er und seine ehemaligen Weggefährten vom HFC am 28. September dieses Jahres vom HFC zu einer Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die Brandkatastrophe vor dem Uefa-Cup-Rückspiel beim PSV Eindhoven, die sich 50 Jahre zuvor ereignet hatte, eingeladen wurden. Bei der Einweihung eines Gedenksteins am Leuna-Chemie-Stadion in Halle hielt Wolfgang Schmidt eine Rede stellvertretend für das damalige Team. Dabei erinnerte er auch an das Schicksal seines früheren Freundes und Mitspielers Wolfgang Hoffmann, der 1971 bei dem verheerenden Feuer im Mannschaftshotel des HFC mit 21 Jahren ums Leben kam. (WB)