Das Hinspiel zwischen dem Halleschen FC und dem SC Preußen Münster dauerte wesentlich länger als 90 Minuten und wurde vor dem Sportgericht behandelt. Denn eine deutliche Benachteiligung des HFC durch eine Wechselpanne des Schiedsrichters vor dem 2:2-Ausgleich sorgte für reichlich Diskussion.                     

Münster ist nicht nur bekannt durch den ARD-Tatort aus dieser (sehr schönen) Stadt mit den Quotenkönigen Thiel und Professor Boerne, sondern auch durch den SC Preußen Münster, einem der großen deutschen Traditionsvereine. Die Preußen waren 1963 Gründungsmitglied der Bundesliga, der sie allerdings nur eine Saison lang angehörten. In den Jahren 1974 bis 1981 sowie 1989 bis 1991 gehörten die Preußen der 2. Bundesliga an. Seit dem Aufstieg als Meister der Regionalliga West, der sie seit 2006 angehörten, im Jahre 2011 spielen die Preußen in der 3. Liga. Hier erreichten sie in der Saison 2012/13, der ersten 3. Liga Saison des HFC, mit Rang 4 ihre beste Platzierung.

Heimat der Preußen ist das „altehrwürdige“ Preußenstadion. Zum Zeitpunkt der Erbauung (1926) galt es als eines der modernsten Fußballstadien Deutschlands. Es hatte ein Fassungsvermögen von rd. 40.000 Zuschauern. Aus Sicherheitsgründen wurde die Zuschauerkapazität mit der Zeit immer mehr gesenkt, sodass sie heute bei 14.300 liegt. Für Spiele, bei denen mit besonderem Interesse zu rechnen ist, ist auch eine Ausnahmegenehmigung für bis zu 18.500 Besucher möglich. Im Preußenstadion fanden in der ersten Bundesliga-Saison 1963/64 auch die Heimspiele der Preußen statt. Es war am ersten Spieltag der Saison 1963/64 im Spiel gegen den Hamburger SV das einzige und somit erste ausverkaufte Bundesligastadion.

In der Saison 2008/09 fanden umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten statt, im Sommer 2010 wurde erstmals eine elektronische Anzeigetafel im Preußenstadion installiert. Während des 31. Spieltages der Saison 2010/11 kamen 18.500 Zuschauer zum Regionalligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach II, was nicht nur einen bis dato neuen Zuschauerrekord in der 4. Liga bedeutete, sondern auch das Spiel war, in dem die Preußen den Aufstieg in die 3. Liga durch einen 3:0-Erfolg sicherstellten. Zu Beginn der Saison 2011/12 erfolgte eine Modernisierung der Flutlichtanlage, wie sie seitens des DFB für Fernsehübertragungen gefordert wird. In der Sommerpause vor Beginn der Saison 2012/13 wurde der mehr als 60 Jahre (!) alte Rasen, auf dem die Preußen 1963 auch ihr erstes Bundesliga-Heimspiel bestritten, ersetzt und ein neuer Rollrasen verlegt. In diesem Zuge wurden auch Rohre für eine spätere Rasenheizung verlegt. Die Eröffnung des neuen Spielfeldes erfolgte am 28. Juli 2012 im ersten Heimspiel der neuen Saison 2012/13 gegen den Chemnitzer FC.

Der HFC ist mittlerweile Stammgast im Preußenstadion und tritt bereits zum achten Mal die Reise nach Westfalen an. Von den bisherigen insgesamt 15 Spielen in 8 gemeinsamen 3. Liga Jahren konnte der HFC 7, die Preußen 5 für sich entscheiden, 3 Partien endeten unentschieden. Im Preußenstadion war der HFC viermal siegreich, bei zwei Niederlagen und einem Remis. Im Vorjahr gewann der HFC in Münster mit 2:1, daheim wurde 1:2 verloren. Das Hinspiel der laufenden Saison in Halle endete im September mit 2:2, wir alle erinnern uns noch nur zu gut an den „Wechselskandal“, in dessen Anschluss Münster das 2:2 markierte.

Viele Jahre lang wurden die Preußen zum Kreise der Aufstiegsfavoriten gezählt. Diese Zeiten sind vorbei. Im Vorjahr belegten sie am Ende der Saison Rang 8 mit 52 Punkten. Guter Drittliga-Durchschnitt, jedoch weit entfernt von den Aufstiegsplätzen. Die Preußen spielen nunmehr ihr neuntes Jahr 3. Liga, womöglich ihr vorerst letztes.

Neuer Trainer der Preußen im Sommer wurde Sven Hübscher, der von Werder Bremen II kam. Nach 13 sieglosen Spielen in Folge wurde er am 1. Dezember entlassen, ihm folgte Sascha Hildmann (vormals FCK und SGS). Vor der Saison verlor der SCP etliche Stammspieler wie Topscorer Martin Kobylanski, René Klingenburg, Tobias Rühle und Fabian Menig. Im Winter verließ Torjäger Rufat Dadashov die Preußen gen USA. Jan Löhmannröben (Wacker Nordhausen) und Marco Königs (Hansa Rostock) stießen dazu.

Zur Winterpause belegten die Preußen Rang 19 mit 5 Punkten Rückstand zum rettenden Ufer. Derzeit belegen sie Rang 18 mit 6 Punkten Rückstand auf den HFC (Rang 16). Aus den bislang gespielten 7 Partien in 2020 holten sie 11 Punkte (2:1 in Jena, 1:4 gegen den MSV, 1:1 beim FCK, 0:0 gegen Würzburg, 2:0 beim KFC, 1:0 gegen Hansa, 1:2 bei der Viktoria).   Daheim konnten sie bislang in 14 Spielen insgesamt 17 Punkte ergattern.

Ähnlich wie beim HFC wiegt die Niederlage im Landespokal Westfalen gegen das Regionalliga West Spitzenteam des SV Rödinghausen mit 3:4 nach Elfmeterschießen schwer, was als weiteres Indiz für die mangelnde Konstanz der Preußen gilt. Auch die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen sanken allmählich (vor Beginn der „Geisterspiele“ nur noch rd. 6.500 im Schnitt).

Beste Torschützen der Preußen in der bisherigen Saison sind Rufat Dadashov (nun in den USA tätig) und Heinz Mörschel (je 6 Tore), beste Spieler (lt. Kicker) Torhüter Maximilian Schulze Niehues (Note 2,89) vor Seref Özcan (3,29).