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Torjäger-Kanone als Überraschung

Torjäger-Kanone als Überraschung

Damit hatte Manfred Vogel nicht mal in seinen kühnsten Träumen gerechnet: 50 Jahre, nachdem der frühere HFC-Stürmer in der Saison 1974/75 der beste Torschütze in der DDR-Oberliga wurde, bekam er endlich seine Torjäger-Kanone überreicht. HFC-Chronist Thomas Böttcher und Wolfram Bahn, Redakteur vom Stadionheft „Der Chemiker“, waren dafür zu ihm nach Erfurt gefahren, wo der heute 78-jährige ehemalige Spieler der Rot-Weißen mit seiner Frau in einer ruhigen Vorort-Siedlung wohnt. Sie hatten erfahren, dass Manfred Vogel damals als Torschützen-König der DDR-Oberliga nur einen Blumenstrauß als Anerkennung erhalten hatte. „Mehr war nicht üblich“, vermutet Manfred Vogel, der mit 17 Treffern der erste und einzige HFC-Spieler war, der Torschützen-König in der höchsten DDR-Fußball-Liga wurde. Er ließ damals solche prominenten Stürmer-Kollegen wie den Europapokal-Sieger Jürgen Pommerenke (15 Treffer) vom 1. FC Magdeburg und die Fußball-Legende Eberhard Vogel (14) vom FC Carl Zeiss Jena hinter sich.

Als nun das 50-jährige Jubiläum seines Rekordes anstand, sollte Manfred Vogel nachträglich wenigstens von seinem ehemaligen Verein eine besondere Ehrung erfahren. Daher besorgte Thomas Böttcher über das Internet eine Torjäger-Kanone aus Metall und versah sie mit den Daten von 1974/75. Als Manfred Vogel diese Trophäe in den Händen hielt, überkam ihn die Rührung und er musste seine Tränen zurückhalten. „Solange ist das nun schon her und jetzt plötzlich werde ich vom HFC damit überrascht. Ich kann es kaum fassen“, rang er bei der Übergabe nach Worten, um seinen Dank auszudrücken. Es war ein hochemotionaler Moment, der auch seine Frau und die beiden Abgesandten des HFC nicht kalt ließ. Zumal sie weitere Geschenke aus Halle im Gepäck hatten. So hatte Thomas Böttcher noch eine Leinwand mit Fotos und Zahlen zur Laufbahn unseres ehemaligen Torjägers gestaltet. Und Manfred Vogel konnte außerdem einen Hoody überstreifen, den eine typische Pose von ihm als Stürmer in Aktion ziert. Der Fanshop der Rot-Weißen hatte das hochwertige Kleidungsstück extra anfertigen lassen, um an den ehemaligen Torjäger und seine außergewöhnlichen Leistungen für unseren Verein zu erinnern.

Immerhin gehörte der 1,80 Meter große Stürmer, der aus dem Ort Peißen bei Halle stammt, zu den herausragenden Fußballern unseres Vereins. Er bestritt von 1970 bis 1979 insgesamt 174 Punkt- und Pokalspiele in der ersten Männermannschaft und schoss dabei 87 Tore. Zweimal wurde der HFC-Stürmer in die B-Auswahl der DDR berufen. Sein sportlicher Werdegang war eher ungewöhnlich für die damalige Zeit. Manfred Vogel war schon 23 Jahre alt, als er im Sommer 1970 von Lok Halle aus der Bezirksklasse ins Fußball-Leistungszentrum zum HFC geholt wurde. Von Anfang an bewies er seine Torgefährlichkeit. Mit 72 Kilo eher ein Leichtgewicht, machte er dieses Manko mit Wendigkeit und Schussstärke wett. Seinen Oberligaeinstand feierte der Torjäger am 9. September 1970 in Rostock. Das erstes Oberligator schoss der gelernte „Feinblechner“ mit Meisterabschluss beim Rückrunden-Auftakt am 8. Januar 1972 wieder gegen Hansa.

Nach dem Abstieg der Oberligamannschaft 1973 schaffte Manfred Vogel endgültig den Sprung in die Erste. Er steuerte 19 Ligatore für den sofortigen Wiederaufstieg der Rot-Weißen in die Oberliga bei. Dort gelangen ihm auf Anhieb 17 „Buden“ und damit die meisten Treffer in der DDR-Oberliga-Saison. Er sollte der einzige Torschützen-König im HFC-Dress bleiben. Auch danach tauchte er in jeder Saison in der Liste der treffsichersten Spieler auf. Mit Werner Peter und Holger Krostitz bildete er beim HFC ein gefährliches Sturmtrio. Nach Saisonende 1978/79 wechselte der Stürmer mit der „linken Klebe“ der Liebe wegen nach Erfurt. Im Sommer 1986 ließ Vogel seine erfolgreiche Laufbahn bei Mikroelektronik Erfurt in der Stadtliga ausklingen. Seither ist es still geworden um den einstigen, eher zurückhaltenden Torjäger. Auch in Halle geriet er nahezu in Vergessenheit.

Umso mehr hat er sich gefreut, als jetzt Besuch aus seiner alten Heimat bei ihm auftauchte, um  nach 50 Jahren seine Leistungen für den HFC zu würdigte. Das hat ihn ziemlich aufgewühlt. Ins Stadion geht er schon lange nicht mehr, „aber ansonsten verfolge ich das Fußballgeschehen im Fernsehen und in der Zeitung“, erzählt Manfred Vogel. Und was rät er seinen heutigen Nachfolgern? „Ich wollte einfach immer Tore schießen, das hat gut geklappt“, verriet er lächelnd das Geheimnis seines Erfolgs. In diesen Sinne: Auf geht’s Chemie!