Vor genau 45 Jahren steht die Fußballwelt Kopf: Am 22. Juni 1974 macht die DDR-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in der Bundesrepublik Deutschland das Spiel ihres Lebens. Angeführt von Halles Fußball-Legende Bernd Bransch schlagen die Schützlinge von Georg Buschner in der Vorrunde den späteren Weltmeister BRD sensationell mit 1:0. Das Tor des Tages, das der Magdeburger Jürgen Sparwasser in der 78. Minute erzielt, geht wie das einzige deutsch-deutsche Auswahlduell in die Fußball-Geschichtsbücher ein. Vor dem Hintergrund der deutschen Teilung war die Begegnung vor über 60 000 Zuschauern im ausverkauften Hamburger Volkspark-Stadion von Politik, Sportfunktionären und Medien zu einem Kräftemessen der unterschiedlichen Systeme in Ost und West aufgebauscht worden. „Doch das Politische hat uns nicht interessiert. Für uns ging es in erster Linie um die sportliche Herausforderung“, sagte der damals 29-jährige Bernd Bransch später nach dem Zusammenbruch der DDR.

Der Hallenser, der in seiner Karriere 72 Länderspiele betritt und dabei drei Tore schoss, wurde nach der Partie als „Beckenbauer des Ostens“ bejubelt. Das Bild vom Handschlag vor dem Anpfiff mit „Kaiser Franz“, wie der Libero der bundesdeutschen Nationalelf wegen seiner außerordentlichen fußballerischen Fähigkeiten genannt wurde, ging um die Welt. Und es ziert auch den VIP-Bereich im Erdgas Sportpark, wo eine Foto-Galerie an die einzigartige Karriere des wohl größten HFC-Spielers aller Zeiten erinnert. Dort hängt auch das Trikot von Beckenbauer, das die HFC-Legende seinem Verein zur Verfügung gestellt hat. Wegen seiner herausragenden Leistungen als Kapitän der DDR-Nationalelf wurde Bernd Bransch 1974 zum „Fußballer des Jahres“ gewählt. Diese Auszeichnung hatte er auch schon 1968 zu Beginn seiner Karriere errungen. 

Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn zählt auch der Olympiasieg von 1976. Bernd Bransch, der in Glaucha als Straßenfußballer begann und am Ende insgesamt 317 Oberliga-Einsätze bestritten hat, gehört zweifellos zu den Ausnahmeerscheinungen im deutschen Fußball. Auch wenn es ihm gesundheitlich nicht mehr so gut geht und er deswegen auf Besuche im Stadion verzichten muss, so schlägt sein Herz seit jeher für den Halleschen Fußballclub.