„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ – so lautet der Titel eines Filmdramas, das von zwei schwerkranken Jugendlichen erzählt. Sie haben Angst, dass sie nach ihrem kurzen Leben vergessen werden könnten. Auch mit Bernd Bransch meinte es das Schicksal zuletzt nicht gut. Infolge einer heimtückischen Krankheit ist die HFC-Ikone an den Rollstuhl gefesselt. Auf Besuche im ERDGAS Sportpark musste er deswegen schon seit Monaten verzichten. Doch der größte Fußballer, den die Stadt Halle hervorgebracht hat, ist nicht aus dem Blickfeld der Fans, seiner früheren Mitspieler und seines Heimatvereins verschwunden. Besonders heute nicht zu seinem 75. Geburtstag. Der Hallesche FC und seine Anhängerschar sind in Gedanken bei ihm! 

Als Bernd Bransch am 24. September 1944 auf die Welt kam, tobte ein schrecklicher Welten-Brand, den die Nazis entfacht hatten. Dank des Einsatzes mutiger Bürger blieb die Saalestadt zum Kriegsende von der Zerstörung verschont. Der Junge, der im halleschen Süden aufgewachsen ist, jagte von klein auf mit den Nachbarskindern dem runden Leder nach. Da es damals noch keine Bolzplätze gab, schlich er sich heimlich auf den naheliegenden Sportplatz am Böllberger Weg, um mit dem Ball zu üben. Als Achtjähriger schloss er sich der BSG Motor Halle Süd an. Das war der Beginn einer beispiellosen Fußball-Laufbahn. Als Halbwüchsiger spielte Bransch im Sturm, später rückte er in die Abwehr und feierte als Libero seine größten Erfolge.  

An der Seite von Fußball-Idolen wie Klaus „Banne“ Urbanzcyk, Werner Lehrmann und Helmut Wilk reifte der „Branscher“, wie ihn seine Freunde rufen, zu einem Weltklassespieler heran. Mit 19 stand er erstmals in der Oberligaelf. 72 Mal trug er das Trikot der DDR-Nationalmannschaft. 1974 führte der Hallenser die Nationalelf als Kapitän zur Fußball-Weltmeisterschaft. Dort kürten ihn die Medien zum „Beckenbauer des Ostens“.  Im gleichen Jahr wurde er wie schon 1968 in der DDR zum „Fußballer des Jahres“ gewählt. Zwei Jahre später krönte Bernd Bransch seine Laufbahn mit dem Olympiasieg in Montreal. „Seinem“ HFC blieb der Fußball-Star immer verbunden, auch als er 1977 die Fußballschuhe an den Nagel hängte. Als Klubpräsident erlebte er im wiedervereinten Deutschland die kurze Episode der Hallenser im Profigeschäft der 2. Fußball-Bundesliga.

Bernd Bransch hat das Auf und Ab seines „Leib- und Magenvereins“ über all die Jahre hinweg  verfolgt. In den turbulenten 1990er Jahren hatte er sich mit seinem Verein überworfen, doch die Wunden sind längst geheilt. Das hallesche Fußball-Urgestein saß nach der Jahrtausendwende noch mit 70 Jahren im Verwaltungsrat des Drittligisten. Und er kümmerte sich auch um die Traditionsmannschaft des HFC, für die er hin und wieder nochmal die Töppen schnürte. Seine Mitstreiter in der Betreuer-Crew der Oldies haben eine Geburtstagskarte geschrieben, die sie ihm heute überreichen wollen. Die Gratulation ist verbunden mit dem Respekt vor einer Lebensleistung, die Bernd Bransch zu einer deutsch-deutschen Fußball-Legende gemacht hat. 

WB