Der hoch dotierte Kader des FC Bayern München II ist eindrucksvoll aus den Startlöchern 2020 gekommen. Drei Siege stehen beim Aufsteiger zu Buche. Nach manchem Lehrgeld in der Hinrunde ist des teuerste Aufgebot der 3. Liga auf dem Weg nach oben.

Als zweite Mannschaften von Bundesligisten, auch U23 genannt, waren bislang in der 3. Liga vertreten: Bayern München, VfB Stuttgart, Borussia Dortmund, FSV Mainz 05 und Werder Bremen. Die U23 der Bayern zählt sogar zu den Gründungsmitgliedern der 3. Liga. 2019 gelang nach achtjähriger Abstinenz die Rückkehr in die 3. Liga. In einem wahren Aufstiegskrimi setzen sich die „kleinen“ Bayern, der Talenteschuppen, gegen den VfL Wolfsburg II durch (1:3, 4:1). 2015 waren die Bayern noch an Fortuna Köln gescheitert.

Doch was bedeutet eigentlich die sogenannte U23-Regelung? Nach ihr sind alle ersten Mannschaften der 3. Liga, also auch der HFC, verpflichtet, zu jedem Spiel mindestens vier Spieler auf dem Spielberichtsbogen aufzuführen, die für eine DFB-Auswahlmannschaft spielberechtigt sind und am 1. Juli der jeweiligen Spielzeit das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Zweite Mannschaften von Erst- und Zweitligisten dürfen hingegen maximal drei Spieler, die am 1. Juli das 23. Lebensjahr vollendet haben, gleichzeitig in einem Spiel einsetzen. Bei den Bayern sind dies v.a. Nicolas Feldhahn, Maximilian Welzmüller, Timo Kern und Kwasi Okyere Wriedt, der bislang schon 13 Tore erzielte.

Trainer der Nachwuchs-Bayern ist Sebastian Hoeneß, Sohn von Dieter und Neffe von Uli Hoeneß. Es ist sein erster Job im Herrenbereich. Zuvor trainierte er die U19 der Bayern. Er übernahm den Posten von Holger Seitz, der Bayern II in die 3. Liga geführt hat. Seitz erhielt eine neue Aufgabe im sportlichen Führungsstab am FC Bayern-Campus. Dieser wurde im August 2017 offiziell eröffnet. Auf dem 30 Hektar großen Gelände mit Stadion, acht Fußballfeldern, Sporthallen sowie einem Akademiegebäude soll die künftige Elite des (deutschen) Fußballs herangezogen werden. Seit jeher als Bindeglied zwischen Nachwuchs und Profis gilt beim FCB Hermann Gerland. Der „Tiger“ gab zwar auf Wunsch von Trainer Hansi Flick seine Position als Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums ab und assistiert seit November wieder bei den Profis. Dennoch ist der 65-Jährige an jedem freien Tag am Campus anzutreffen. Er war im Übrigen im August auch mit in Halle dabei.

Für den HFC ist der Bayern-Nachwuchs auswärts ein bislang unbekannter Gegner. Das trifft nicht auf die Spielstätte zu. Denn die Bayern teilen sich das Stadion an der Grünwalder Straße mit den Löwen von 1860 und dort lief der HFC schon im vorigen Jahr auf. Das „Städtische Stadion an der Grünwalder Straße“ wurde 1911 errichtet und in den 1920ern ausgebaut. In seiner gegenwärtigen Form besteht es seit 2013. Im November 2017 hat der Sportausschuss des Stadtrats die Erweiterung des Grünwalder Stadions auf 15.000 Zuschauer beschlossen. Damit wurde die Westtribüne (hier wurde auch die manuelle Anzeigetafel aufgestellt, die heute noch genutzt wird) wieder vollständig nutzbar und sicherheitstechnische Anforderungen erfüllt.

Den dominanten Spielstil, den die Bayern in der Regionalliga größtenteils an den Tag legten, wollte sich Trainer Hoeneß unbedingt bewahren. „Wir wollen nicht anders agieren, sondern Bayern-like Fußball spielen“, so sein Credo: „Es geht darum, auch in der 3. Liga dominant aufzutreten und das Spiel über Ballbesitz zu kontrollieren. Das ist natürlich nicht nur von uns abhängig, sondern immer auch vom Gegner. Aber wir werden alles dafür tun, unseren Spielstil durchzusetzen.“ Der bisherige Saisonverlauf der Bayern gleicht einer Achterbahnfahrt, die zu Weihnachten kurz vor den Abstiegsrängen stoppte. Neben positiven Ausreißern nach oben (4:1-Sieg in Münster) gab es auch negative Ausschläge nach unten (2:5-Niederlage daheim gegen Köln), wobei sich bei den jungen Spielern vor allem eines abzeichnet: offensiv wurden sehr gute Spiele gemacht, defensiv ließen sich die Bayern nach leichten Fehlern das eine oder andere Mal den Schneid abkaufen und verschenkten somit etliche Punkte. Folge zu Weihnachten waren ein Torverhältnis von 35:42 und mit 23 Punkten nur Rang 15 der Tabelle, drei Punkte über dem Strich. Das hat sich nun deutlich zum Positiven geändert. Die ersten drei Spiele des neuen Jahres konnten die Bayern gewinnen: 3:0 in Uerdingen, 1:0 gegen Rostock und 4:2 bei Viktoria Köln. Die Bayern sind mittlerweile punktgleich mit dem HFC auf Rang 11.

Das Hinspiel im August fand vor 10.056 Zuschauern statt, ebenfalls an einem Montagabend. Der HFC war tonangebend, hatte zahlreiche Torchancen, verlor jedoch unglücklich mit 1:2. Bei den Bayern mit dabei waren einige Spieler, die drei Tage zuvor beim Auftaktspiel der Bundesligamannschaft gegen Hertha BSC im Kader standen: Davies, Singh, Wriedt, Will und Torschütze Lars Lukas Mai, Bruder unseres Sebastian Mai. Mit dabei war auch Joshua Zirkzee, der jüngst in der Bundesliga für Furore sorgte. Als Joker eingesetzt, sorgte er mit zwei späten Treffern jeweils für Bundesligasiege des FC Bayern in Freiburg und gegen Wolfsburg.

Spannend wird sein, welcher Erstligaprofi, insbesondere auch wegen der wiederholten Ansetzung am Montag, gegen Halle mitwirken wird. Kandidaten hierfür sind insbesondere Mikael Cuisance und Joshua Zirkzee. In der Winterpause verstärkte der FCB II sich zudem mit U20-Nationalspieler Niclas Kühn von Ajax Amsterdam. Möglich sogar, dass ein Star von Kingsley Coman 90 Minuten Wettkampfpraxis in der 3. Liga bekommt auf dem Weg zurück ins Bundesliga-Ensemble.