Klaus Urbanczyk hatte am Vorabend seines 80. Geburtstages auf ein Geschenk seines Halleschen FC in Form von drei Punkten gegen Braunschweig gehofft. Daraus wurde leider nichts. Halles Fußball-Legende hat mit Kampfgeist in seinem Leben manchen Schicksalsschlag überwunden. Herzlichen Glückwunsch!   

Normalerweise wäre die Saison in der 3. Fußball-Liga schon lange vorbei und Klaus Urbanczyk hätte am 4. Juni seinen 80. Geburtstag in großer Runde feiern können. Doch die „Zeiten sind verrückt“, wie die HFC-Ikone konstatiert. Und so fällt das Jubiläum von „Banne“, wie er seit frühester Kindheit gerufen wird, mitten in die heiße Phase der Spielzeit 2019/20. Am liebsten hätte der gebürtige Hallenser natürlich auf seinem Stammplatz im ERDGAS Sportpark gesessen, um die Partie des HFC gegen Eintracht Braunschweig zu verfolgen. Das war wegen der Corona-Beschränkungen nicht möglich.

Dass eines Tages in der Heimstätte des HFC sogenannte „Geisterspiele“ über die Bühne gehen, das hätte sich „Banne“ nicht träumen lassen, als er 1948 bei der SG Freiimfelde Halle mit acht Jahren seine Laufbahn begann. Dabei hat das HFC-Urgestein wahrlich genug erlebt. Er verkörpert quasi das wechselvolle Schicksal des halleschen Fußballs. Immerhin spielte er bei der ZSG Union, Turbine Halle, dem SC Chemie und dem Halleschen FC, alles Vereine, die Fußball-Geschichte an der Saale schrieben. Er holte 1962 den Pokal und brachte 1964 mit der DDR-Auswahl von den Olympischen Spielen aus Tokio einer Bronzemedaille mit nach Hause. Im gleichen Jahr wurde der Verteidiger zum Fußballer und auch zum Sportler des Jahres in der DDR gekürt. Ein Jahr zuvor hatte er bei einem Länderspiel gegen England von der britischen Fußball-Ikone Bobby Charlton wegen seiner fairen Grätschen viel Lob geerntet. Ein Ritterschlag für den HFC-Fußballer! 

Klaus Urbanczyk wurde sogar in die Europaauswahl berufen, er durfte aber nicht mitspielen. Die Machthaber in der DDR wollten das nicht, was er ihnen lange verübelt hat. „Banne“ war damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere und mit 24 Jahren fast auch am Ende. Nach einer schweren Knieverletzung bei Olympia drohte das Aus. Es grenzt fast an ein Wunder, dass er 1966 wenige Tage nach der Gründung des HFC wieder auf den Platz zurückkehren konnte. Am 28. September 1971 musste er den nächsten Schicksalsschlag hinnehmen. Vor dem Uefa-Cup-Rückspiel  im niederländischen Eindhoven brach im Mannschaftshotel des HFC ein verheerender Brand aus. 28 Menschen starben. „Banne“ rettete einige Hotelgäste, ehe er aus einem Fester stürzte und schwere Schnittverletzungen erlitt. Seine Unterarme sind seither mit Narben übersät. Die Bilder aus der Flammenhölle und der schreienden Menschen haben sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Schon oft musste er das Drama schildern. Bis heute fällt es ihm nicht leicht, darüber zu sprechen.

„Banne“ ist ein Kämpfertyp. Immer wieder hat er sich nach Rückschlägen aufgerappelt. Und so wie Uwe Seeler dem Hamburger SV, so hat Klaus Urbanczyk auch „seinem“ HFC stets die Treue gehalten. „Mir ist nie in den Sinn gekommen, meine Familie und meine Freunde zu verlassen“, hat er allen entgegnet, die ihn später fragten, warum er nicht in den Westen gegangen ist. Die Erfolge, die ihm als Spieler mit dem HFC versagt blieben, erreichte er danach als Trainer. Mit dem 1. FC Magdeburg wurde er Pokalsieger. Und er schaffte jedes Jahr den Sprung in den Europacup. Noch heute schwärmen ältere Fußballfans von den beiden Siegen gegen Schalke 04 im Jahre 1977. Auch als Coach in Stendal lehrte er in den 1990er Jahren manchem Favoriten im DFB-Pokal das Fürchten. Den Draht zum HFC ließ er nie abreißen. Und jedes Mal, wenn seine Hilfe gebraucht wurde, war er zur Stelle. Bis vor einigen Jahren kümmerte sich „Banne“ noch um die Sichtung von Talenten. „Ich bin stolz darauf, mit meinem Heimatverein immer verbunden gewesen zu sein“, sagt der rüstige Jubilar, der schon zu seinen Zeiten als Abwehrspieler eine HFC-Legende war.     

Als sich die Karriere von Klaus Urbanczyk langsam seinem Ende näherte, ging der Stern einer anderen HFC-Ikone auf. Und das war Werner Peter, der in Sandersdorf bei Bitterfeld zur Welt kam. Der Mittelstürmer schoss für den HFC in 256 Oberligaspielen insgesamt 66 Tore. Am 28. Mai hat der frühere Ausnahmefußballer der Rot-Weißen in Halle-Büschdorf in kleiner Runde seinen 70. Geburtstag gefeiert. Er bestritt neun Spiele für die DDR-Nationalmannschaft. Sein einziges Auswahltor schoss Werner Peter im Jahre 1978 im Kurt-Wabbel-Stadion beim 3:1-Sieg in der EM-Qualifikation gegen Island. 15 Mal lief der HFC-Akteur auch für die Olympia-Auswahl auf. 1980 kam er mit einer Silbermedaille von den Olympischen Spielen in Moskau zurück nach Halle. 

Zusammen mit Manfred Vogel (133 Spiele/57 Tore) und Holger Krostitz (163/51) bildete der Jubilar den wohl besten HFC-Sturm aller Zeiten. „Bei uns passte einfach alles“, umriss er im Nachhinein das Erfolgsgeheimnis des halleschen Angriffstrios. Besonders oft ärgerte Werner Peter die Magdeburger. 1978 vermasselte er dem Erzrivalen mit Trainer Urbanczyk beim 2:1-Heimsieg mit seine beiden Treffern sogar die Meisterschaft. „Das hat wehgetan“, trauerte „Banne“ der Pleite lange nach. Heute können die beiden HFC-Legenden über diese Episode nur noch schmunzeln.