Neben dem Nachwuchs des FC Bayern München gab es am Montagabend im ERDGAS Sportpark noch einen zweiten Gewinner. Die Fußballstadt Halle. Das zumindest empfinden Torsten Ziegner und sein Trainerteam so angesichts der fünfstelligen Kulisse.

Torsten Ziegner, haben Sie die erste Heimniederlage der Saison verarbeitet?

Eher aufgearbeitet als verarbeitet. Sportlich haben wir die Gründe analysiert, besprochen und versucht, Lehren aus den Fehlern zu ziehen als Teil der mannschaftlichen Weiterentwicklung. Fast genauso ausführlich wie über das Spiel haben wir im Trainerteam über die Atmosphäre im Stadion diskutiert. Die wird länger nachwirken als die Leistung unseres Teams gegen die kleinen Bayern.

Inwiefern?

Es war überaus interessant und letztlich dann auch sehr beeindruckend, diese Kulisse zu erleben. Viele hatten vermutet, dass das ausverkaufte Haus eine Woche zuvor im DFB-Pokal gegen Wolfsburg ein Ausreißer nach oben war wegen des K.o.-Status und dem Gütesiegel Bundesliga. Doch sieben Tage später kamen wieder mehr als 10.000 Zuschauer. Wahnsinn! Natürlich ist uns die Debatte im Vorfeld um den Stimmungsverzicht nicht entgangen, auch dass es dazu durchaus verschiedene Meinungen in Fankreisen gab. Umso bemerkenswerter, wie deutlich trotzdem dieses Wir-Gefühl auf den Rängen zu spüren war. Fast schon eine Art kollektives Bewusstsein. Eine Fußballbegeisterung, die sich in der Schlussphase auch akustisch entlud und Gänsehaut verursachte. Egal ob Stehplatz-Fan, Haupttribünengast, VIP-Besucher oder HFC-Mitarbeiter – es war bei uns unten auf dem Rasen das  Gemeinschaftsgefühl fast schon greifbar. Eine Stadt steht hinter ihrem Club. So haben wir es erlebt. Wenn wir diese besondere Atmosphäre zusammen beibehalten und vertiefen können, dann gibt es dauerhaft einen großen Gewinner: Halle!

Ihr Trainerkollege Sebastian Hoeneß lobte den Halleschen FC als „beste Mannschaft bis jetzt“ in der Liga. Was bedeutet Ihnen das?

Die Bayern haben bis zum Duell gegen uns genau vier Spiele in der 3. Liga absolviert, deshalb sollten wir das nicht zu hoch hängen. Das Kompliment war ganz bestimmt nett gemeint vom Basti. Aber wir spielen nicht Fußball, um Lob zu bekommen. Sondern um so viele Punkte wie möglich einzufahren. Fest steht: Der Hallesche FC, unsere Mannschaft hat sich innerhalb eines Jahres spürbaren Respekt und enorme Wertschätzung bei der Konkurrenz erarbeitet. Das macht unsere Arbeit allerdings nicht leichter. Höchstens spannender und die Herausforderung noch größer.

Gegen Bayern gab es erneut „Härtefälle“. Mit Dennis Mast, Florian Hansch und Antonios Papadopoulos waren drei Neuzugänge nicht im 18-köpfigen Aufgebot. Ist das dem gestiegenen Konkurrenzkampf geschuldet?

Absolut. Genau diese Situation haben wir angestrebt, deshalb werden wir uns nun nicht über das Treffen schwieriger Entscheidungen beklagen. Im Gegenteil. Je länger wir überlegen müssen, desto größer ist die Leistungsdichte. Jeder Spieler ist selbst dafür verantwortlich, ob er nominiert wird. Das kann sich schlagartig von einer Woche zur nächsten ändern. Nick Galle zum Beispiel war in Köln in der Startelf, saß im folgenden Spiel auf der Tribüne und stand gegen Wolfsburg wieder auf dem Rasen. Wir können auf gegnerische Parameter, auf Müdigkeit nach Belastung und auf Formschwankungen jederzeit reagieren und haben stets mehrere Optionen parat. Das ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Vorjahr. Wichtig ist dabei, dass diesen Leistungs- und Wettbewerbsgedanken alle Spieler mittragen. Dieses Gefühl haben wir im Trainerteam.