Kinder, wo sind nur die Jahre hin! Das wird sich heute, am 29. April 2025 wohl Holger Krostitz fragen. Denn an diesem Dienstag feiert der ehemalige Torjäger des HFC Chemie seinen 70. Geburtstag. In 163 Partien der DDR-Oberliga kam „Otto“, wie er seit frühester Jugend von seinen Freunden und Mitspielern gerufen wurde, auf 51 Tore. Zwischen 1978 und 1981 wurde der gebürtige Hallenser vier Spielzeiten hintereinander erfolgreichster Torschütze der Rot-Weißen. Sein Torinstinkt machten ihn zu einer Legende unseres Vereins. Die HFC-Familie gratuliert dem Jubilar und wünscht ihm vor allem Gesundheit und eine schöne Feier im Kreise seiner Familie.

Ein Husarenstück gelang ihm am 6. Oktober 1979 beim denkwürdigen 5:1-Heimsieg des HFC gegen den 1. FC Magdeburg. „Otto“ schoss vor 25 000 begeisterten Zuschauern drei Tore, die anderen beiden Treffer erzielte Werner Peter. Auf der Trainerbank saß Halles Fußball-Idol Klaus „Banne“ Urbanczyk. „Es war ein Wahnsinnsspiel“, gerät „Otto“ bis heute ins Schwärmen, wenn er an diese Sternstunde seiner Karriere zurückdenkt. Mit ihm, Manfred Vogel, Werner Peter und Frank Pastor besaßen die Rot-Weißen damals gleich mehrere torgefährliche Stürmer. „Und wir haben uns gut ergänzt, Manfred war schnell, Werner ein quirliger Mittelstürmer und Frank kopfballstark. Ich war in der Rolle des offensiven Mittelfeldspielers, der in die Lücken stieß“, sagt der Hallenser nicht ohne Stolz, dass auch er zur „Goldenen Generation des HFC“ gehört hat.

Seine Torgefährlichkeit brachte Holger Krostitz drei Nominierungen für die DDR-Nationalelf gegen Spanien, Rumänien und Griechenland ein. „Zum Einsatz kam ich leider nie“, bedauert „Otto“. Auch blieb ihm nach drei Testspielen mit der DDR-Olympiaauswahl eine Reise im Jahr 1980 nach Moskau, wo die DDR die Silbermedaille gewann, verwehrt. Als Holger Krostitz in der Form seines Lebens war, wurde er 1981 für anderthalb Jahre zum Militärdienst eingezogen. Er verlor danach seinen Torriecher und musste in der Saison 1983/84 mit dem HFC in die DDR-Liga absteigen. Nach der Halbserie 1985/86 schloss sich Holger Krostitz der BSG Chemie Buna Schkopau an. Seine Karriere endete viele Jahre später in der Landesliga bei Romonta Stedten, das vom ehemaligem HFC-Stürmer Uwe Zorn betreut wurde. Sein Ausflug ins Mansfelder Land bescherte „Otto“ ein besonderes Erlebnis: Zur Jahrtausendwende spielte er bei Romonta sogar zusammen mit seinem Sohn Nico. Der hatte im Trainingszentrum Halle-Süd von Motor Halle das Fußball-ABC erlernt, ehe ihn der HFC zu den A-Junioren holte. Wie Nico hat auch Enkel Tim, der natürlich wie sein Vater und sein Opa ein HFC-Fan ist, das „Fußballer“-Gen von Holger Krostitz geerbt.

Der gelernte Gießerei-Facharbeiter blieb fünf Jahre in Stedten, ehe er mit 47 Jahren dort aufhörte. Danach kickte „Otto“ noch in der Traditionsmannschaft des HFC, bis sein Herz ein Stoppzeichen setzte. Damit ging für Holger Krostitz eine erlebnisreiche Zeit als aktiver Fußballer zu Ende, die mit acht Jahren in der Schülermannschaft des SC Chemie Halle begonnen hatte. Sein Sohn Nico und Enkel Tim werden zur Schar der Gratulanten gehören, ebenso wie seine ehemaligen Mitspieler Dieter Strozniak, Hartmut Meinert, Detlef Robitzsch, Uwe Lorenz und Manfred Fülle, mit denen „Otto“ einmal im Monat gemütlich zusammensitzt und in Erinnerungen schwelgt.