Jens Adler hat mit 1,82 Metern nicht gerade das Gardemaß für einen Torhüter. Und er war auch nicht der talentierteste Keeper, wie er selbst einräumte. Und dennoch wurde der gebürtige Hallenser nicht nur eine Legende des HFC. „Adel“, wie ihn seine ehemaligen Mitspieler und Freunde rufen, schrieb sogar Sport-Geschichte. Das geschah am 12. September 1990 bei einem Länderspiel der DDR gegen Belgien, als er kurz vor Schluss noch eingewechselt wurde. Es war die erste und einzige Auswahlpartie des damals 25-jährigen HFC-Spielers. Drei Wochen später, am 3. Oktober 1990, wurde die Deutsche Einheit vollzogen. Jens Adler wurde damit der letzte der insgesamt 273 Fußballer, die das Auswahltrikot der DDR überstreifen konnten. Diese „aufregendsten zwei Minuten meiner Karriere“, wie er später bekannte, dürften mit Sicherheit zur Sprache kommen, wenn Jens Adler heute, am 25. April, in geselliger Runde seinen 60. Geburtstag feiert. Auch die HFC-Familie gratuliert dem Jubilar und wünscht alles Gute für die Zukunft!

Jens Adler ist in seiner Laufbahn nichts in den Schoß gefallen. Mit Fleiß und Disziplin hat es „Adel“ trotzdem auf stattliche 200 Spiele für den HFC gebracht und es bis in die 2. Bundesliga geschafft. Und seine Beharrlichkeit bescherte ihm auch einen Platz auf der Liste der insgesamt zwölf DDR-Auswahlspieler des HFC, auf der auch solche Fußball-Legenden wie Bernd Bransch, Klaus Urbanczyk, Werner Peter, Dieter Strozniak und Dariusz Wosz zu finden sind. Mit neun Jahren nahm ihn ein Junge aus der Nachbarschaft mit zum HFC-Ausbildungsgelände auf den Sandanger. Dort wurde er gleich ins Tor gestellt. Im Februar 1984 feierte „Adel“ mit 18 Jahren sein Oberliga-Debüt. Er nutzte seine Chance und avancierte zum Stamm-Torhüter der Rot-Weißen, doch auch er konnte den Abstieg der Hallenser in die DDR-Liga nicht verhindern. Drei Jahre hat es gedauert, bis der HFC Chemie wieder im Oberhaus des DDR-Fußballs vertreten war. Jens Adler war danach als Torwart einer der Garanten, dass dem HFC der Sprung in die 2. Bundesliga gelang und der Verein sich auch für den Europapokal qualifizierte. Doch das unglückliche Ausscheiden gegen Torpedo Moskau hat ihn genauso geärgert wie der sofortige Abstieg aus der zweiten Bundesliga.

Nach dem Absturz der Rot-Weißen in die Verbandsliga ging der zweifache Familienvater zu Hertha BSC nach Berlin. Doch bis auf einen Kurzeinsatz kam der Hallenser bei der „alten Dame“ nicht zum Zuge. Die HFC-Fans, zu denen „Adel“ bis heute einen guten Draht hat, verziehen ihm, dass er nach seiner Rückkehr ausgerechnet beim Stadtrivalen VfL Halle anheuerte. Jens Adler, der den Beruf eines Bürokaufmanns erlernte, hat sich dann von 2001 bis 2016 nahezu ununterbrochen um das Torwart-Training beim HFC gekümmert, ehe er einen festen Job bei der Stadtwirtschaft Halle annahm. Zu seinen Schützlingen zählte auch der 27-jährige Tom Müller, der derzeit zum Kader der Rot-Weißen in der Regionalliga gehört. Der Jubilar, der sich mit Radfahren fit hält, genießt auch wegen seiner offenen und zugänglichen Art noch immer Kultstatus bei den Fans des HFC. In seiner Freizeit steht er dem Torwart-Nachwuchs des Halleschen Fußballclubs bis heute mit Rat und Tat zur Seite.