Für alle Autogramm-Jäger und Fußball-Interessierte: Wer Norbert Nachtweih am 6. Dezember bei seiner Buchpräsentation im Keller-Gewölbe der HFC-Geschäftsstelle in der Rathausstraße 7 in Halle (früher Grüns Weinstuben) nicht erleben konnte, bekommt nun eine neue Gelegenheit, den ehemaligen HFC-Spieler und DDR-Flüchtling live zu sehen. Am 28. Februar kommt der gebürtige Sangerhäuser ins Prisma-Kino nach Halle-Neustadt, um seine Biografie mit dem Titel „Zwei Welten – Meine deutsch-deutsche Fußballgeschichte“ vorzustellen. Offen und unverblümt schildert der heute 67-jährige frühere Bundesliga-Star in dem 284 Seiten umfassenden Buch sein wechselvolles Leben und seine Laufbahn als Fußball-Profi. Vor 50 Jahren zählte der 1,73 Meter große Blondschopf zu den größten Talenten im DDR-Fußball. Der Weg des fußballbegeisterten Steppkes, der in Sangerhausen auf die Welt kam, führte einst von Traktor Polleben und MK Eisleben zur Sportschule nach Halle. Mit 17 Jahren schaffte Nachtweih den Sprung in das Oberligateam des HFC Chemie, für den er 35 Spiele absolvierte und zwei Tore schoss. Sein Markenzeichen waren wuchtige Schüsse aus der Distanz. Am 16. November 1976 nutzte er ein Nachwuchsländerspiel in der Türkei, um sich – zusammen mit dem HFC-Torhüter Jürgen Pahl – in die Bundesrepublik abzusetzen. Es war übrigens der gleiche Tag, an dem die DDR den unbequemen Liedermacher Wolf Biermann nach einem Konzert in Köln ausgebürgert hat.
Norbert Nachtweih wurde im Westen zu einem Fußball-Star, der auch sein Leben ausgiebig genoss, was ihm den Ruf als „Nachtschwärmer“ einbrachte. Der schussgewaltige Rechtsbeiner hat in seiner Profikarriere insgesamt 325 Bundesligaspiele bestritten und dabei 46 Tore erzielt. Er gewann mit Eintracht Frankfurt und Bayern München in den 1980er Jahren einen Europapokal, vier Meisterschaften, dreimal den DFB-Pokal und zweimal den Supercup. In seiner außerordentlichen Profi-Laufbahn, die er 1996 beim Zweitligisten Waldhof Mannheim beendete, spielte der ehemalige HFC-Fußballer mit Stars wie Karl-Heinz „Charly“ Körbel, Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge, Andreas Brehme und Klaus Augenthaler, die auch bei Europa- und Weltmeisterschaften für Deutschland erfolgreich waren.
In seiner Biografie, die der Autor Mathias Liebing aus dem Mansfelder Land aufgeschrieben hat, nimmt Norbert Nachtweih kein Blatt vor den Mund. Dass er auch als Profi im Westen frei nach Luther „Wein, Weib und Gesang“ liebte, darüber hat er nie einen Hehl gemacht. Und so plaudert der einstige DDR-Flüchtling in dem Buch frank und frei über seine Episoden im Frankfurter Rotlicht-Milieu, über seinen Zimmerkollegen und Kettenraucher Augenthaler, über Maradona, seine schlimmsten Gegenspieler, aber auch über Fehlentscheidungen, die er getroffen hat. Und der ehemalige HFC-Akteur, der im Westen nie ein schlechtes Wort über seinen Oberliga-Verein in Halle verlor, hat wegen des Buches sogar in seine Stasi-Akten geschaut, ohne, dass er danach nicht mehr ruhig schlafen konnte. Erschrocken war Nachtweih dennoch, als er darin Fotos entdeckte, die Anfang der 1980er Jahre in seinem Wohnhaus bei Frankfurt gemacht wurden.
Die Veranstaltung im Kino in Halle-Neustadt am 28. Februar beginnt um 18.30 Uhr. Die Eintrittskarten sind über die Thalia Buchhandlungen erhältlich und kosten zehn Euro.