Für Dieter Strozniak ist der heutige 14. Januar ein besonderer Tag: Das HFC-Urgestein feiert seinen 70. Geburtstag. Der gebürtige Hallenser ist schon seit vielen Jahren ein Aushängeschild des Traditionsvereins, dem er sich seit frühester Kindheit verbunden fühlt. Mit 357 Punkt- und Pokalspielen sowie 26 Toren hat sich „Stroze“, wie ihn seine ehemaligen Mitspieler, Freunde und die Anhänger der Rot-Weißen bis heute rufen, einen Platz in den Annalen des Halleschen FC gesichert. Auch, weil er immer zur Stelle war, wenn der Verein in eine Notlage geriet. Auf Dieter Strozniak konnte sich der HFC immer verlassen. Egal, ob als Spieler, Co-Trainer, Chefcoach oder als Mannschaftsleiter. Und so ist es keine Überraschung, dass der frühere 1,79 Meter große Verteidiger bei einer Online-Umfrage im Sommer 2011 zur Einweihung des neuen Stadions zum populärsten Spieler in der Geschichte des HFC gewählt wurde. Die gesamte HFC-Familie wünscht Dieter Strozniak zu seinem heutigen Ehrentag alles Gute, vor allem Gesundheit und noch viele Erfolge als Betreuer mit der Traditionsmannschaft des HFC!
Fast sein ganzes Leben ist irgendwie mit dem Halleschen Fußball verknüpft. Der ehemalige Kindertrainer des HFC, Rainer Wolf, wurde einst auf den talentierten Steppke in einem Ferienlager aufmerksam. „Er war mein erster Trainer, von dem ich eine Menge gelernt habe“, lobt „Stroze“ seinen Entdecker, der im Vorjahr stattliche 100 Jahre alt wurde. Am 1. Mai 1968 trägt der Junge aus Bruckdorf, dort, wo „Stroze“ geboren wurde und bis heute wohnt, zum ersten Mal das Trikot seines Lieblingsvereins. „Es war bei einem Schülerturnier in Pouch bei Bitterfeld“, weiß er noch genau. Der schmächtige Abwehrspieler, der anfangs Stürmer war und Vizemeister mit den Schülern wird, setzt sich durch. „Ich war ehrgeizig“, bekennt der studierte Ingenieur-Ökonom.
Der schnelle und zweikampfstarke, aber immer faire Fußballspieler schafft es bis in die DDR-Auswahlmannschaften im Nachwuchs. Mit 18 macht Dieter Strozniak am 14. April 1973 sein erstes Spiel für den HFC in der DDR-Oberliga. In der Truppe herrscht ein besonderer Zusammenhalt. „Es war wie in einer großen Familie. Wir haben sogar gemeinsam Urlaub gemacht“, denkt er gern an seine besten Jahre als Fußballer zurück. Vor allem in der Saison 1979/80 lehrt der HFC den Top-Klubs wie Magdeburg, Dresden, dem BFC Dynamo, Lok Leipzig und Jena das Fürchten. „Wir waren zu Hause eine Macht“, so die ehemaligen Abwehrspieler, der inzwischen selbst zu einer HFC-Legende geworden ist. Auch für ihn geht es damals sportlich bergauf. Der Hallenser steht im Aufgebot der DDR-Olympiaelf für das Turnier in Moskau im Sommer 1980. Er absolvierte elf Partien. Durch eine Verletzung, die er sich kurz vor Beginn der Spiele im Trainingslager zuzog, wird sein großer Traum von der Olympia-Teilnahme allerdings zerstört. „Das war bitter, ich hatte lange daran zu knabbern“, gibt „Stroze“ freimütig zu.
Immerhin läuft der Hallenser auch sechsmal für die DDR-Nationalmannschaft auf. Er trifft dabei auf Weltmeister Brasilien und Italien mit dem legendären Dino Zoff im Tor. „Das waren unvergessliche Erlebnisse“, kommt er bis heute über diese Einsätze ins Schwärmen. Seine besten Noten verdient sich der Verteidiger im Jahre 1981 gegen Polens Stürmerstar Smolarek. Doch es reicht am Ende nicht für die DDR zur WM-Teilnahme in Spanien. Dieter Strozniak trauert den verpassten Chancen nicht nach. „Ich habe eine tolle Zeit mit Höhen und Tiefen erlebt“, blickt der verheiratete Familienvater, der einen Sohn und zwei Enkeltöchter hat, zufrieden zurück.
Dieter Strozniak hat nach dem Mauerfall auch das Auf und Ab seines Herzensvereins hautnah miterlebt. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga und der verpassten Qualifikation für die neue Regionalliga ist der Klub Mitte der 1990er Jahre finanziell und sportlich in eine tiefe Krise gerutscht. Scharenweise verlassen die Spieler das sinkende Schiff. Doch „Stroze“ bleibt bei der Stange. Der „alte Haudegen“ führt mit 39 Jahren eine junge, neuformierte Mannschaft, die fast nur aus Spielern der A-Jugend besteht, an. „Ich wollte die Jungs und den Verein nicht im Stich lassen“, schildert er seine Beweggründe. „Es ging einzig und allein ums Überleben.“ Es ist kein Geld mehr da, weder für Fußballschuhe, noch für die Torwartausrüstung, geschweige denn für Spielereinkäufe. „Manchmal wussten wir garnicht, ob überhaupt ein Bus kommt, der uns zum Auswärtsspiel bringt“, erinnert sich der Jubilar. Und so wird Dieter Strozniak zum Leitwolf einer Nachwuchstruppe, die gehörig Lehrgeld zahlt. Sie holt sich eine Schlappe nach der anderen ab, wird aber von der Handvoll Fans, die übrig geblieben sind, regelrecht vergöttert.
Leider existiert nicht mal ein offizielles Mannschaftsfoto von dieser verschworenen Truppe, die die Hoffnung auf bessere Zeiten beim HFC am Leben erhält. Ganze drei Punkte sammelt der HFC damals in einer Oberliga-Saison ein. Kein Sieg gelingt. Der Traditionsverein landet abgeschlagen auf dem letzten Platz und steigt in die Verbandsliga ab. Der damalige HFC-Torwart Maik Völkner versammelt seit einigen Jahren im September seine ehemaligen Mitspieler zu einem Revival-Treffen, um die Erinnerung an diese Zeiten wach zu halten, in denen der Slogan „Nur zusammen“ aus der Taufe gehoben wurde. Und natürlich ist Dieter Strozniak jedes Mal mit von der Partie.
An der Seite von Chef-Coach Sven Köhler trägt der Hallenser als Co-Trainer mit dazu bei, dass der HFC in der Saison 2007/08 in die Regionalliga und vier Jahre später in die dritte Profiliga aufsteigt. Jahrelang schnürt Dieter Strozniak noch die Töppen für die HFC-Traditionsmannschaft, bis die arg strapazierten Knochen nicht mehr mitmachen. Inzwischen gehört er seit langer Zeit zum Betreuerstab der Traditionself, die ihm zu seinem Ehrentag bestimmt ein Ständchen bringt.