dav

Solch ein Treffen hat es beim HFC noch nicht gegeben: Fast ein halbes Jahrhundert nach seiner Flucht mit 19 Jahren in den Westen ist Norbert Nachtweih am 6. Dezember um 18 Uhr zu Gast beim halleschen Traditionsverein. Im Kellergewölbe der neuen Geschäftsstelle des HFC in der Rathausstraße 7 in Halle, früher „Grüns Weinstuben“, präsentiert er seine Biografie, die gerade im Edel Sports Verlag unter dem Titel „Zwischen zwei Welten – Meine deutsch-deutsche Fußballgeschichte“ erschienen ist. Dabei wird es auch ein Wiedersehen mit seinen früheren Mitspielern beim HFC, Wolfgang Schmidt, Holger Krostitz und Burkhard Pingel, geben. Auch sein Jugendtrainer Dirk Overbeck und der ehemalige Profi-Boxer Timo Hoffmann, der wie Norbert Nachtweih in Polleben aufgewachsen ist, werden kommen und aus dem Nähkästchen plaudern.

Norbert Nachtweih nutzte im November 1976 ein Spiel der U 21-Auswahl der DDR in der Türkei, um sich zusammen mit dem HFC-Torwart Jürgen Pahl in die Bundesrepublik abzusetzen. Der gebürtige Sangerhäuser wurde in den 1980er Jahren als Bundesliga-Profi mit Eintracht Frankfurt und Bayern München insgesamt viermal deutscher Meister, dreifacher DFB-Pokalsieger und Gewinner des Uefa-Cups. Er hat in seiner außergewöhnlichen Karriere mit Stars und Fußball-Weltmeistern wie Lothar Matthäus, Uli Hoeneß und Paul Breitner zusammen gespielt und ist dennoch ein „Ossi-Fußballer“ geblieben, wie man in seiner Biografie nachlesen kann.

In dem Buch gibt der heute 67-Jährige offen und ehrlich Einblicke in die Umstände seiner Flucht, die großen Erfolge als Profi-Fußballer, aber auch in sein wildes Leben, die Verwicklung in einen Bauherren-Skandal, eine gescheitere Ehe, seine Fehlentscheidungen nach dem Mauerfall und die Erfahrungen in einer Fußballschule. Und er gibt auch über seine Gedanken und Gefühle preis, nachdem er erstmals in seine Stasi-Akte geschaut und dabei Erstaunliches entdeckt hat. In dem Buch, das 22 Euro kostet, sind zahlreiche Fotos, darunter auch seltene Bilder aus seinem Privatleben enthalten.

„Ich freue mich sehr, dass wir beim HFC über mein bewegtes Leben sprechen können. Schließlich habe ich dort das Rüstzeug erhalten, um später als Bundesliga-Profi erfolgreich zu sein“, so Norbert Nachtweih, der aus erster Ehe zwei Töchter und vier Enkel hat und heute mit seiner Lebensgefährtin in Liederbach am Taunus lebt. Und natürlich wird er nach der Gesprächsrunde seine Biografie, die Besucher gerne mitbringen können, auch signieren. Alle interessierten Fußballfans sind herzlich willkommen und können sich natürlich auch vor Ort die Ausgabe sichern.