Unruhige Zeiten in Greifswald, dem Vorjahres Vizemeister und Topfavorit auf den Aufstieg. Nach verpatztem Saisonstart wurde Anfang Oktober zunächst bekannt, dass der GFC und David Wagner, Geschäftsführer Sport und zentraler Akteur beim Regionalligisten, getrennte Wege gehen. Kurz darauf reagierte der GFC auf sein anhaltendes Formtief und trennte sich von Cheftrainer Lars Fuchs und Co-Trainer René Lange. Fuchs heuerte im April 2023 beim GFC an und konnte den Klassenerhalt in der Restsaison der Regionalliga Nordost sichern. Im zweiten Jahr spielte der GFC unter dem 42-Jährigen eine starke Saison, schrammte nur knapp am Aufstieg in die 3. Liga vorbei und gewann zudem den Landespokal in Mecklenburg-Vorpommern. Zeitnah fand der GFC einen neuen Trainer, der in der Regionalliga Nordost ein Altbekannter ist, Markus Zschiesche, nach seinem Aus beim bayerischen Regionalligisten Würzburger Kickers. Zuvor war er bereits beim Berliner AK, Tennis Borussia Berlin und dem SV Babelsberg 03 tätig. Die erste Aufgabe von Zschiesche und seinem neuen Co-Trainer Timur Binerbay war das Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt. Neue Besen kehrten hier nicht gut. Der GFC verlor mit 1:2. Hiernach lief es besser. Einem 2:2 in Altglienicke folgte ein 1:1 daheim gegen Lok Leipzig und ein 3:0 in Eilenburg. Das Heimspiel gegen Viktoria Berlin am vergangenen Wochenende musste witterungsbedingt abgesagt werden. Aktuell ist der GFC 9. der Tabelle mit 21 Punkten, zu wenig für die eigenen vor der Saison formulierten Ansprüche, man wollte an die erfolgreiche Vorsaison anknüpfen. Im Landespokal Mecklenburg-Vorpommern ist der GFC nach einem mühsamen 3:2 beim Verbandsligisten Siedenbollentin weiter vertreten. Im diesjährigen DFB-Pokal unterlag der GFC in der ersten Runde nach hartem Kampf und unglücklich vor ausverkauftem Haus mit 0:1 gegen den Bundesligisten Union Berlin.
Im Sommer wurde der Kader verkleinert, auch wegen eines um 20 % geringeren Etats, was wohl primär mit Neuausrichtungen in den Geschäftsfeldern des Hauptsponsors JES.Group zu tun hat, der im Bereich der erneuerbaren Energien tätig ist. Gehalten werden konnte Soufian Benyamina (34), im Vorjahr mit 21 Treffern erfolgreichster Torschütze des GFC. Er ist auch in der laufenden Saison treffsicher mit bislang 7 Toren und damit bester Schütze der Greifswalder. Geholt wurde u.a. aus Jena Bastian Strietzel (26). Er soll der Abwehr Stabilität verleihen und seine Qualitäten im Aufbauspiel einbringen.
Der HFC und der GFC treffen zum ersten Mal überhaupt aufeinander, was v.a. mit der unterschiedlichen Historie beider Vereine zu tun hat. Der GFC geht zurück auf den 1926 nach Fusion des SV Greif Greifswald mit dem VfB Greifswald gegründeten Greifswalder SC, der 1945 zwangsweise aufgelöst wurde. In der Folge entstanden die BSG Einheit Greifswald und die BSG KKW Greifswald, aus der 1990 der Greifswalder SC entstand. Im DDR Fußball spielte Greifswald keine große Rolle, kam über die zweitklassige DDR-Liga nicht hinaus. Der Greifswalder SC wurde 2003 nach Abschluss eines Insolvenzverfahrens aufgelöst. In der Folge kam es 2004 zur Gründung des Greifswalder SV 04. Der Greifswalder FC entstand am 1. Juli 2015 durch Fusion des Greifswalder SV 04 mit dem FC Pommern Greifswald. Über die Stationen Verbandsliga und Oberliga Nordost gelang 2022 der Aufstieg in die Regionalliga Nordost. Trainer seinerzeit war Roland Kroos, Vater von Weltmeister Toni Kroos und Ex-Bundesliga-Profi Felix Kroos. Er musste aus gesundheitlichen Gründen im Februar 2023 sein Amt beim GFC aufgeben.
Der GFC trägt seine Heimspiele im Greifswalder Volksstadion aus, das eine Kapazität von 8.000 Plätzen besitzt. Im Ligabetrieb dürfen maximal 4.990 Zuschauer ins Stadion. Der aktuelle Zuschauerschnitt beträgt allerdings auch nur rd. 1.800. im Sommer erhielt der GFC vom Land eine halbe Million Euro für den Bau einer neuen Flutlichtanlage, die Stadt steuerte 250.000 Euro bei. Die neue Anlage ist nicht nur für die 3. Liga notwendig, auch in der Regionalliga spielte der GFC bislang nur mit einer Ausnahmegenehmigung. 2020 wurden erstmals Pläne bekannt, ggf. ein neues Stadion für 10.000 Zuschauer am Stadtrand von Greifswald errichten zu lassen.