Das hat noch keiner aus der großen HFC-Familie geschafft: Rainer Wolf, der ehemalige Nachwuchstrainer und Talente-Späher des halleschen Traditionsvereins, wird am 16. November 100 Jahre alt. Seinen runden Geburtstag feiert er im engsten Familienkreis zu Hause in Halle-Neustadt. Dort, wo er auch bis heute im Radio und Fernsehen verfolgt, wie der HFC, sein Herzensverein, sich schlägt. Wir wünschen dem Jubilar alles Gute, noch viele Jahre im neuen Lebensjahrhundert und natürlich viel Gesundheit!

Rainer Wolf stammt eigentlich aus Bülzig bei Wittenberg. Schon als Junge spielte er Fußball in Zahna. Nach der Elektriker-Lehre wurde er 1942 als 18-Jähriger in Hitlers Wehrmacht eingezogen. Rainer Wolf überlebte und schwor sich: Nie wieder Krieg! Er ging in die Volksbildung und jagte zugleich bei Einheit Wittenberg dem runden Leder nach. In den 1950er Jahren half er mit, beim SC Chemie Halle eine Kinderabteilung aufzubauen. Mit der Schülerelf des HFC wurde er 1969 sogar Vizemeister. Zu seinen ersten Schützlingen zählte Bernd Bransch, der Olympiasieger von 1976 und Mannschaftskapitän der DDR-Auswahl zur Weltmeisterschaft von 1974, der 2022 verstorben ist. Der „Nestor der Nachwuchsförderung“ hatte auch Volker und Hartmut Meinert, die 1969 mit dem HFC erster DDR-Juniorenmeister wurden, sowie Klaus-Dieter Boelssen und Holger Krostitz unter seinen Fittichen. Das gilt auch für Torwart Jens Adler, der 1990 letzter Nationalspieler der DDR wurde. Als Talente-Späher holte der Jubilar die späteren Oberligaspieler Helmut Wilk, Erhard Mosert, Paul Kersten und Wolfgang Schmidt nach Halle. In einem Ferienlager entdeckte Rainer Wolf auch das heutige HFC-Urgestein Dieter Strozniak, „Er war mein erster Trainer, von dem ich eine Menge gelernt habe“, lobt „Stroze“ seinen Entdecker. In dieser Tradition versucht heute der HFC mit dem Nachwuchsleistungszentrum, noch mehr junge Talente zu fördern und so viele wie möglich in die Männer-Mannschaft des Vereins aufzunehmen.

Für Rainer Wolf gehörten Bildung und Fußball immer zusammen. Daher versammelte der Sport-Pädagoge seine Schützlinge zuerst in einer Schule in Kröllwitz und später in der Weingärtenschule im Süden von Halle. Auf seine Initiative hin wurden beim HFC Chemie auch die Schüler-Turniere in den Winterferien aus der Taufe gehoben. Sie fanden anfangs in der Burgstraße, dann in Halle-Neustadt statt und galten in der DDR als eine Art inoffizielle Hallenmeisterschaft. Nachdem er in den Ruhestand gegangen war, entdeckten Rainer Wolf und seine Frau das Wandern für sich. Bis auf Australien waren sie meist mit Gruppen auf allen Kontinenten unterwegs. Dabei hat er den HFC nie aus den Augen verloren. Und so sitzt er an jedem Spieltag zu Hause vor dem Fernseher und schaut sich an, wie die Rot-Weißen versuchen, wieder in die dritte Profiliga zurückzukehren.