Wer hätte das gedacht: Als Klaus Gjasula im Sommer 2018 beim HFC verabschiedet wurde, wusste er selber nicht, welche Höhenflüge noch vor ihm liegen. Und er konnte natürlich auch nicht ahnen, dass er bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland für Schlagzeilen sorgen würde. Denn beim 2:2-Remis der albanischen Nationalelf gegen Kroatien durchlebte der frühere HFC-Spieler ein wahres Wechselbad der Gefühle. Erst fabrizierte der 34-jährige Deutsch-Albaner ein unglückliches Eigentor zum 1:2, doch dann gelang ihm in der Nachspielzeit dieser dramatischen Partie noch das vielumjubelte Ausgleichstor für den Underdog. Acht Jahre zuvor hatte der damalige HFC-Trainer Rico Schmitt ihn von den Stuttgarter Kickers zu den Rot-Weißen nach Halle geholt. Schnell wurde Klaus Gjasula beim HFC in der dritten Liga nicht nur ein Stammspieler. Der defensive Mittelfeldspieler trug von Beginn an auch die Kapitänsbinde. Und nicht nur wegen seiner 1,91 Meter Größe und seiner robusten, kampfbetonten Spielweise fiel er den Zuschauern immer wieder auf. Dazu trug auch sein Schutzhelm bei, den der HFC-Leader trug, seitdem er im Jahre 2013 einen Jochbeinbruch erlitten hatte. Bis 2018 bestritt der Abräumer vor der Abwehr insgesamt 54 Drittliga-Spiele für die HFC und schoss dabei sechs Tore. Eine Sternstunde erlebte Klaus Gjasula am 24. August 2016 beim DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. In der denkwürdigen Begegnung traf er jn der Verlängerung zum 4:3 für den gastgebenden HFC, der damit in die zweite Runde einzog. Ein Treffer, der ihm einen Platz in den Annalen des halleschen Traditionsvereins bescherte.
In einem Zeitungs-Interview bekannte der Deutsch-Albaner später, dass er in Halle im Profifußball angekommen sei. Die Zeit beim HFC habe ihn fußballerisch weitergebracht und er sei auch als Mensch gereift, so damals der „Maskenmann“, dessen Familie in Freiburg im Breisgau wohnt. Seine körperbetonte Spielweise brachte ihm auch einen nicht gerade rühmlichen Rekord ein. In der Saison 2018/19 erhielt er sage und schreibe 17 Verwarnungen. Kein anderer Profi bekam bisher in einer Spielzeit mehr Gelbe Karten als Klaus Gjasula. Da trug er allerdings schon das Trikot des SC Paderborn, der mit ihm den Durchmarsch in die 1. Bundesliga schaffte. Den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse gelang Klaus Gjasula auch 2021/22 mit dem SV Darmstadt 98, der allerdings in dieser Saison wieder absteigen musste. Nachdem der ehemalige HFC-Kapitän zum Bundesliga-Spieler aufgestiegen war, ging am 7. September 2019 auch sein nächster Wunsch in Erfüllung: Mit 29 Jahren absolvierte Klaus Gjasula gegen Frankreich sein erstes Länderspiel für Albanien. Inzwischen hat er 29 Einsätze für die „Skipetaren“ bestritten. „Ich habe Halle viel zu verdanken. Der Verein war ein wichtiger Teil meiner Karriere und hat mir den weiteren Weg geebnet“, sagte Klaus Gjasula vor einiger Zeit in einem Interview mit der „Mitteldeutschen Zeitung“. Auf diesem Weg hat sich für den früheren HFC-Kapitän auch der Traum von einer Fußball-EM erfüllt. Man darf gespannt sein, wohin die Reise des Fußballers mit dem halleschen Stallgeruch noch geht, wenn Albanien heute Abend am 24. Juni im letzten Gruppenspiel auf den EM-Favoriten Spanien trifft.