Vor 50 Jahren hat die HFC-Ikone Bernd Bransch ein Stück Fußball-Geschichte geschrieben. Angeführt von ihrem Kapitän aus Halle bezwang die DDR-Mannschaft am 22. Juni 1974 bei der Fußball-Weltmeisterschaft die Auswahl der Bundesrepublik Deutschland mit 1:0. Der Magdeburger Jürgen Sparwasser hatte vor 60 000 Zuschauern, darunter 1 500 Touristen aus der DDR, in der 77. Minute das Tor des Tages erzielt. Es war das erste und blieb das einzige offizielle Länderspiel zwischen den beiden deutschen Staaten. Und es war die einzige Niederlage, die der spätere Weltmeister bei diesen Titelkämpfen im eigenen Land hinnehmen musste. Die beiden Liberos Franz Beckenbauer und Bernd Bransch hatten sich vor der historischen Begegnung im Hamburger Volksparkstadion die Hände gereicht. Das Foto von dieser Geste ging um die Welt und fand natürlich auch seinen gebührenden Platz im WM-Buch des Weltfußballverbandes Fifa.

Im Zeitalter der deutschen Teilung und des Kaltes Krieges wurde das Spiel von Sportfunktionären und Medien zu einem Kräftemessen der unterschiedlichen Systeme in Ost und West aufgebläht. „Doch das Politische hat uns nicht interessiert. Uns ging es in erster Linie um die sportliche Herausforderung. Wir wollten zeigen, dass auch im Osten guter Fußball gespielt wird“, sagte Bernd Bransch in der Rückschau auf dieses historische Sportereignis. Auch „Kaiser Franz“, wie Beckenbauer später genannt wurde, hat das deutsch-deutsche „Bruder-Duell“ nie als „Klassenkampf“ empfunden. Für den Libero von Bayern München, der Anfang vorigen Jahres im Alter von 78 gestorben ist, stand nur der Gewinn des Weltmeister-Titels im Vordergrund. Und der gelang der DFB-Elf auch nach einem 2:1 im Finale gegen die Niederlande. Die DDR-Auswahl zog nach Siegen gegen die bundesdeutsche Elf von Trainer Helmut Schön (1:0) und Australien (2:0) sowie einem Remis gegen Chile (1:1) als Gruppensieger der Vorrunde in die Vorschlussrunde ein. Dort unterlag die Elf von Trainer Georg Buschner dem damals dreifachen Weltmeister Brasilien unglücklich mit 0:1. Die DDR-Fußballer blieben danach gegen den späteren Vizeweltmeister Niederlande beim 0:2 chancenlos. Gegen Argentinien gab es abschließend ein 1:1, so dass die von Bernd Bransch geführte Nationalmannschaft einen achtbaren sechsten Platz belegte. Eine Schautafel im Leuna-Chemie-Stadion erinnert an die Begegnung der beiden deutschen Fußball-Idole.

Es war die einzige Fußballweltmeisterschaft, für die sich die DDR qualifizieren konnte. „Der Lange“, wie Bernd Bransch von seinen Mitspielern beim HFC Chemie respektvoll gerufen wurde, hatte mit seinen beiden verwandelten Freistößen beim 2:0-Sieg über Rumänien am 26. September 1973 vor über 110 000 Zuschauern im Leipziger Zentralstadion den Weg dahin geebnet. Zwei Tage zuvor hatte der gebürtige Hallenser seinen 29. Geburtstag gefeiert. Durch seinen souveränen Auftritt bei der WM wurde der 1,80 Meter große Libero der DDR-Auswahl im Jahr 1974 nach 1968 zum zweiten Mal zum „Fußballer des Jahres“ in der DDR gewählt. Der Ausnahmefußballer, der 72 Länderspiele absolvierte, krönte seine Laufbahn 1976 mit dem Gewinn der Goldmedaille beim olympischen Fußball-Turnier in Montreal. Im Finale besiegte die DDR den WM-Dritten Polen mit 3:1. Ein Jahr später hat Halles Fußball-Legende seine Töppen an den Nagel gehängt. Als Bernd Bransch am 11. Juni 2022 im Alter von 77 Jahren nach langer, schwerer Krankheit starb, erwiesen auch Gerd Kische, Lothar Kurbjuweit und Harald Irmscher ihrem Mannschaftskapitän der DDR-Auswahl bei der Beisetzung auf dem Gertraudenfriedhof in Halle die letzte Ehre. Der historische Erfolg vom 22. Juni 1974 gegen den späteren Weltmeister hat sie alle „unsterblich“ gemacht.