Die Hertha-Leihgabe Julian Eitschberger hat sich als Außenverteidiger beim HFC etabliert. Auch Deniz und Gayret kommen aus der Hauptstadt. Schon vor 20 Jahren haben die Rot-Weißen mit Fährmann einen Fußballer aus Kreuzberg als Spielmacher nach Halle geholt.

Spätestens mit seinem sehenswerten 2:1-Siegestreffer gegen Viktoria Köln hat sich Julian Eitschberger in die Herzen der HFC-Fans gespielt. Es war sein erstes Tor im Profifußball. Seit seinem Debüt im Trikot der Rot-Weißen konnte die Leihgabe von Hertha BSC mit seiner frechen Spielweise als Rechtsverteidiger auf sich aufmerksam machen. Der Blondschopf, der gerade 20 Jahre alt wurde, hat sich in der dritten Liga beim HFC durchgesetzt. „Eitschi“, wie ihn seine Mitspieler rufen, spielt auf der rechten Außenbahn mutig nach vorn und schlägt oft gefährliche Flanken. Wenn sich eine günstige Möglichkeit bietet, versucht er oft auch selbst abzuschließen. „Ich will natürlich so oft wie möglich spielen“, sagt, „Eitschi“ selbstbewusst. Umso mehr hat er sich geärgert, dass er beim 1:0-Heimsieg gegen Dresden gelb gesperrt mit seiner Freundin nur auf der Tribüne sitzen konnte. Aber auch die unnötige 0:1-Niederlage bei seinem 22. Drittliga-Einsatz in Münster ging ihm mächtig gegen den Strich. „Die Punkte müssen wir nun gegen Freiburg wieder reinholen“, so der Spieler mit der Rückennummer 42.

Eigentlich wurde Julian Eitschberger als Ersatz für die Langzeit-Ausfälle Niklas Kreuzer und Marvin Ajani geholt. Er sei ein aufstrebendes Talent, das „unsere Mannschaft auf der rechten Verteidiger-Position verstärken wird“, hatte Sportdirektor Thomas Sobotzik die Verpflichtung begründet. Zugleich bedankte er sich bei den Verantwortlichen von Hertha BSC für das Entgegenkommen. Und dort verfolgt man jetzt mit Wohlwollen die Entwicklung ihres Schützlings, der am 5. März 2004 in Hohen Neuendorf östlich von Berlin geboren wurde und die Akademie von Hertha BSC absolvierte. Nach der schnellen Genesung von Niklas Kreuzer hat Trainer Sreto Ristic nun auf der rechten Abwehrseite wieder eine Option mehr. Mit den Mittelfeldspielern Tunay Deniz und Timur Gayret stehen weitere Leistungsträger im Kader des HFC, die aus Berlin stammen und dort bei der Tasmania beziehungsweise bei Hertha Zehlendorf das Fußball-Einmaleins erlernt haben. Beide kurbeln nicht nur das Spiel der Rot-Weißen an. Sie sind auch torgefährlich. Timur Gayret hat bisher vier Treffer erzielt. Und Tunay Deniz ist mit acht Treffern inzwischen zweitbester Torschütze des halleschen Drittligisten hinter Dominic Baumann, der bislang 14 Mal getroffen hat.

Ein Blick in die Geschichtsbücher des HFC verrät, dass die drei nicht die ersten Fußballer aus der Hauptstadt sind, die in Halle erfolgreiche Schützenhilfe leisten. Bereits vor 20 Jahren kam mit Christian Fährmann ein Spieler aus Berlin-Kreuzberg zum HFC. Er stand von 1993 bis 1998 bei Hertha BSC unter Vertrag und hat 1997 mit der „alten Dame“ den Sprung in die Bundesliga geschafft. Nach Abstechern bei Union Berlin und Tennis Borussia Berlin wechselte der Mittelfeld-Stratege 2003 an die Saale. Der Spielmacher sollte mit seiner Erfahrung die Rot-Weißen in die Regionalliga führen. Fährmann wurde zwar von den Fans als bester HFC-Spieler der Saison in der NOFV-Oberliga gewählt, der erhoffte Aufstieg gelang freilich nicht. Im Sommer 2007 verließ der damals 30-jährige Berliner den HFC. Bei den Fans blieb Fährmann bis heute in guter Erinnerung.

Ein ungewöhnliches Wechselspiel zwischen Halle und Berlin hat Frank Pastor in seiner beachtlichen Karriere erlebt. Der gebürtige Hallenser zählt zu den erfolgreichsten Stürmern des HFC. Er hat in 195 Spielen für die Rot-Weißen insgesamt 79 Treffer erzielt, davon 49 in der DDR-Oberliga. Der 1,80 Meter große Angreifer wurde von seinen Mitspielern nur „Mille“ gerufen, weil er einmal einen kleinen Lottogewinn verbuchen konnte. Als der HFC 1984 aus der DDR-Oberliga absteigen musste, ging „Mille“ nach Berlin zum BFC, was ihm viele hallesche Fans übel nahmen. Mit den Berlinern wurde der Fußballer aus Halle fünfmal DDR-Meister und dreimal FDGB-Pokalsieger. Der Hallenser bestritt auch sieben Länderspiele für die DDR. Nach dem schmerzlichen Abstieg der Hallenser aus der 2. Bundesliga kehrte der „verlorene Sohn“ im Herbst 1992 zum HFC zurück. Der torgefährliche Mittelstürmer war nach dem Mauerfall in Malaysia gelandet. Mit dem Wiener SC (bei dem er bis Juli 1992 unter Vertrag stand), schaffte er den Aufstieg in die österreichische Staatsliga. Nach seiner Rückkehr nach Halle feierte der 34-jährige Fußballer am 11. Oktober 1992 beim 2:0-Heimsieg gegen den Neuköllner SC Marathon 1902 Berlin sein Punktspiel-Comeback beim HFC. Eine Woche später erzielte Pastor beim 3:1-Sieg in Berlin gegen Türkspor sein erstes Tor nach dem Mauerfall für Halle – natürlich per Kopf. Zusammen mit Silvio Meißner bildete Pastor ein kongeniales Angriffsduo. Trotz der 46 Tore des Sturmduos kam der HFC nur auf den zweiten Platz. Damit war die Chance zum sofortigen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga dahin. Als auch in der Saison darauf der Aufstieg misslang, ging der zweifache Familienvater zum FC 03 Hertha Zehlendorf nach Berlin. Frank Pastor wohnt heute in Schöneiche bei Berlin. Die beiden Söhne des heute 66-Jährigen spielen bei Hertha BSC.

Mit Dieter Timme nahm der HFC nach der Winterpause im Februar 1999 auch ein echtes Hertha-Eigengewächs als Cheftrainer unter Vertrag. Der Berliner bestritt von 1979 bis 1989 insgesamt 200 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga für die „Alte Dame“. Er trainiertet danach die A-Junioren des Vereins, war Co-Trainer bei Tennis Borussia und Chefcoach in Velten, ehe er zum HFC kam. Unter seiner Führung schafften die Rot-Weißen in der Saison 1999/2000 endlich die Rückkehr in die NOFV-Amateur-Oberliga. Der HFC wurde damals mit 85 Punkten und einem Torverhältnis von 83:17 souveräner Landesmeister. In seiner ersten HFC-Saison musste Timme noch mit dem zweiten Platz in der Verbandsliga, knapp hinter Dessau, vorliebnehmen. Wie versprochen sprang der Berliner Coach danach in die Saale. Ein Gaudi für die Fans der Rot-Weißen und die Medien.