Es ist ein Foto für die Ewigkeit: Halles Fußball-Ikone Bernd Bransch und „Kaiser“ Franz Beckenbauer reichen sich die Hände und tauschen Wimpel aus. Diese Begrüßungsgeste stammt von der Fußball-Weltmeisterschaft vor 50 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Es entstand am 22. Juni 1974 im Hamburger Volksparkstadion. Die DDR traf damals in der Vorrunde auf den Gastgeber. Es war das erste und blieb auch das einzige offizielle Länderspiel zwischen den beiden deutschen Staaten. So ging diese Begegnung in die Geschichte ein und machte damit auch die beiden Mannschaftskapitäne „unsterblich“. Nachdem schon Bernd Bransch am 11. Juni 2022 im Alter von 77 Jahren einer schweren Krankheit erlag, hat nun auch Franz Beckenbauer der Tod ereilt. Der gebürtige Münchner starb am 7. Januar dieses Jahres  im Kreise seiner Familie. Er wurde 78 Jahre alt. Die beiden Fußball-Legenden bleiben allerdings  unvergesslich. Auch wegen ihres historischen Händedrucks bei der Weltmeisterschaft von 1974.
Es war die einzige Fußballweltmeisterschaft, für die sich die DDR qualifizieren konnte. „Der Lange“, wie Bernd Bransch von seinen Mitspielern respektvoll gerufen wurde, hatte mit seinen beiden Freistoß-Toren beim 2:0-Sieg über Rumänien im Jahr zuvor in Leipzig den Weg dahin geebnet. Nun kam es zum „Bruder-Duell“, wie es im Westen hieß, während die SED-Machthaber die Überlegenheit des Sozialismus auf deutschen Boden demonstrieren wollten. Und die Partie endete mit einer Überraschung: Die oft belächelten Ostfußballer bezwangen die hoch gehandelten Profis aus dem Westen mit 1:0. Jürgen Sparwasser aus Magdeburg schoss in der 77. Minute den 1:0-Siegtreffer für die DDR. Beckenbauer, den man später den „Kaiser“ nannte, übernahm nach dieser schmerzlichen Niederlage das Ruder und führte die Mannschaft von Trainer Helmut Schön, der nach dem Krieg aus Dresden in den Westen gegangen war, zum Titelgewinn. Das Spiel gegen die Bundesrepublik hat Bernd Bransch anders als die DDR-Sportfunktionäre allerdings nie als „Klassenkampf“ empfunden. „Wir wollten aber zeigen, dass auch im Osten guter Fußball gespielt wird“, so der Ehrenspielführer des HFC, der 72 Länderspiele absolvierte, 1976 mit der DDR-Auswahl eine olympische Goldmedaille errang und zweimal „Fußballer des Jahres“ wurde.
Das Foto, auf dem Bransch und Beckenbauer freundlich in die Kamera lächeln, sorgte damals überall in der Fußballwelt für Aufsehen. Es taucht bis heute immer wieder auf, wenn es um deutsche Sportgeschichte geht. Und natürlich ist auch im offiziellen WM-Buch der Fifa das historische Foto vom Handschlag zwischen Bransch und Beckenbauer abgebildet. Im Herbst des gleichen Jahres traf der Hallenser in Paris wieder mit Beckenbauer zusammen. Die Unesco verteilte bei dieser Veranstaltung den Fair-Play-Preis für das deutsch-deutsche WM-Duell. Nach dem Bankett wollte der „Kaiser“ seinen Tischnachbarn mit einem Privatflieger nach Halle zurückbringen. Bernd Bransch musste damals über dieses Angebot nur lächeln. Er konnte nicht ahnen, dass 15 Jahre später die Mauer fiel und er sich danach als Präsident des HFC im vereinten Deutschland vor völlig neue Herausforderungen gestellt sah. Franz Beckenbauer holte 1990 in Italien als Teamchef den dritten WM-Titel für Deutschland. Und mit seinem Namen verbinden sich auch die Erinnerungen an das „Sommer-Märchen“ von 2006. Die Trikots, die Beckenbauer und Bransch beim Handschlag vor der Begegnung in Hamburg trugen, hängen heute eingerahmt hinter Glas im Treppenaufgang des Stadions in Halle. Darunter ist das berühmte Foto vom Händedruck der beiden Idole zu sehen, die sich damit in den Annalen des Welt-Fußballs verewigt haben.
Ruhet in Frieden!