Nun herrscht endlich Klarheit über die tatsächliche Entstehung des HFC-Gemäldes von Wilhelm-Schmied, das im Mittelpunkt der ersten  Ausstellung zur Geschichte des Halleschen Fußballervereins im LEUNA-CHEMIE-STADION zu bewundern ist. Bei ihrem Besuch der Ausstellung beleuchtete Iris Ziegler, die Vorsitzende des Wilhelm-Schmied-Vereins zur Förderung seines künstlerischen Erbes, ausführlich die Hintergründe, die den bekannten DDR-Maler bewogen, ein Bild vom HFC-Torjäger Klaus-Dieter Boelssen in einer Jubelpose anzufertigen.

Auslöser war demnach ein Nachwuchs-Länderspiel der DDR gegen Polen im Oktober 1968, bei dem der Hallenser Boelssen das Tor zum 1:0-Sieg erzielte. Nach einem Bericht der Fußball-Wochenzeitschrift Fuwo kam der Treffer sogar durch eine Hallesche Koproduktion zustande, denn das Kopfballtor durch Boelssen fiel nach einer Ecke von Roland Nowotny, der damals auch beim HFC Chemie spielte. Ein Jahr nach dem Nachwuchs-Länderspiel erhielt Wilhelm Schmied zum 20. Jahrestag der DDR den Nationalpreis und zugleich ein neues Atelier in der Rosenstadt Sangerhausen, in der er seit 1946 lebte. Damit verbunden erteilte das Mansfeld-Kombinat, mit dem er seit 1963 vertragliche Beziehungen unterhielt, ihm den Auftrag, ein Gemälde mit dem Titel „Das Siegestor“ zu schaffen, auf dem der HFC-Spieler Klaus-Dieter Boelssen in Anlehnung an besagtes Länderspiel dargestellt sein sollte.

Schmied kannte sich jedoch mit Fußball nur wenig aus. Daher nutzte er am 5. Oktober 1969 die Einweihung der Flutlichtanlage im Kurt-Wabbel-Stadion, um sich die HFC-Mannschaft beim Freundschaftsspiel gegen den polnischen Meister von Gornik Zabrze anzuschauen. In erster Linie ging es ihm darum, „Anregungen zur figürlichen Umsetzung der Körpersprache von Fußballern zu erhalten“, so Iris Ziegler, die sich mit ihren Mitstreitern darum bemüht, das künstlerische Erbe von Wilhelm Schmied zu bewahren. Aus dieser Partie rührt sicher her, dass der Maler den Gegner des HFC auf dem Öl-Gemälde im Trikot von Zabrze darstellt hat. Womöglich ließ er sich auch von der Jubelpose nach dem 3:2-Siegtor, damals allerdings von Uli Rothe erzielt, inspirieren. Und so kam beim Entstehungsprozess des Bildes ein Puzzleteil zum anderen. Dass Wilhelm Schmied sein seltenes Kunstwerk dann im Jahr 1971 vollendete, hing nach den Recherchen von Iris Ziegler mit der Brandkatastrophe am 28. September vor dem Europapokal-Rückspiel des HFC beim PSV Eindhoven in den Niederlanden zusammen. Bei dem Feuer in einem Hotel, in dem auch die Hallenser untergebracht waren, kam der 21-jährige HFC-Nachwuchsspieler Wolfgang Hoffmann ums Leben. Ein Schicksalsschlag, der auch dem Maler besonders zu Herzen ging, weil das Opfer aus Sangerhausen stammte. Also aus der Stadt, in der Schmied schon lange lebte und arbeitete.

Daher wollte er sein Kunstwerk dem HFC nach der Fertigstellung auch selbst präsentieren, was dann im November 1971 geschah. Davon zeugt ein Foto, das in der Ausstellung neben dem Bild hängt. Es zeigt den Maler mit den Torhütern Walter Jänicke und Helmut Brade sowie Klubchef Hans Schmidt. Die Aufnahme stammt vom Fotografen Hanns-Peter Beyer. Dem HFC-Gemälde wurde ein Jahr danach noch eine besondere Ehre zuteil. „Das Siegestor“ von Wilhelm Schmied war ab Oktober 1972 auch bei der VII. Kunstausstellung der DDR im Albertinum in Dresden zu besichtigen. Diese Kunstschau der DDR, die alle vier Jahre stattfand, zählte damals rund 655000 Besucher. Im Jahre 1983 war das HFC-Gemälde als Leihgabe des Mansfeld-Kombinates in der größten Personalausstellung des Sangerhäuser Malers bei der Akademie der Künste der DDR im Marstall in Berlin zu sehen. Nach dem plötzlichen Tod von Wilhelm Schmied am 7. Dezember 1984 kehrte auch dieses Gemälde zurück in den Kunstbestand des Kombinates.

Nach der Übernahme in die Mansfeld-Galerie bekam das Bild den Titel „Fußballspieler – Das Tor“, was der Schmied-Verein, der alle Urheber- und Nutzungsrechte an den Werken des Malers besitzt, gerne in die ursprüngliche Betitelung ändern würde. Nach dem Ende der DDR gelangten alle rund 450 Kunstwerke aus der Mansfeld-Galerie in den Besitz des Landkreises Mansfeld-Südharz, für den das HFC-Gemälde ein kulturelles Gut ist und damit nicht verkauft wird. Iris Ziegler ist froh, dass das „Gemälde aktuell jetzt dort gezeigt wird, wo es eigentlich auch hingehört“, wie sie am 38. Todestag des Malers im halleschen Stadion sagte. Zahlreiche Besucher erlebten ihre spannenden Darlegungen zum Werdegang des 1,60 mal 1,22 Meter großen Kunstwerkes, das als Leihgabe des Landkreises Mansfeld-Südharz erstmals in Halle ausgestellt ist und auf großes mediales Interesse stößt. Und wie Iris Ziegler verriet, erhält sie seitdem auch eine Flut an Anfragen, ob man das Gemälde als Reproduktion irgendwo kaufen könne. Diese Möglichkeit will er Verein als nächstes in Angriff nehmen.

Iris Ziegler hat den Ausrichtern und Leihgebern der Ausstellung nach ihrem Besuch ein großes Lob ausgesprochen. „Es ist eine sehr würdevolle und beeindruckende Ausstellung zur Vereinsgeschichte des HFC geworden“, so die 1. Vorsitzende des Wilhelm-Schmied-Vereins zur Förderung seines künstlerischen Erbes. Sie hofft, dass das Gemälde den HFC als „Glücksbringer“ begleiten möge. Der Verein wünscht dem HFC alles Gute und größtmögliche Erfolge.

Am 13. und 15. Dezember jeweils von 16 bis 19 Uhr besteht die letzte Gelegenheit, sich die Ausstellung zur Vereinsgeschichte und auch das HFC-Gemälde anzuschauen.