In der aktuellen Ausstellung zur HFC-Geschichte im LEUNA-CHEMIE-STADION kam es am frühen Dienstagabend zu einer Begegnung der besonderen Art: Nach 51 Jahren stand Torwart-Legende Helmut Brade wieder vor dem Gemälde von Wilhelm Schmied, auf dem ein jubelnder HFC-Stürmer abgebildet ist.

Damals, im November 1971, hatte der bekannte Maler aus Sangerhausen erstmals sein Bild Teilen der Mannschaft vorgestellt. Weil aber der Großteil der Truppe noch trainierend durch die Heide hetzte, nahm Klubchef Hans Schmidt kurzerhand die Torleute des Vereins, die schon mit dem Training fertig waren, zu diesem kurzfristig anberaumten Termin mit. „Es ist schon ein erstaunliches Kunstwerk“, sagte der 81-jährige frühere Keeper des HFC auch ein halbes Jahrhundert später. Helmut Brade befand sich bei diesem Wiedersehen in illustrer Gesellschaft. Außer ihm waren noch andere Legenden des Klubs gekommen, um sich die erste Ausstellung zur erfolgreichsten Ära des Fußballvereins aus Halle anzuschauen.

Zu ihnen gehörten Manfred Fülle, der 1977 die Kapitänsbinde von Bernd Bransch übernahm,  Bernd Donau, der als Trainer mit dem HFC 1991 in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, sowie der einstige Torjäger Holger „Otto“ Krostitz und Ulrich Rothe, der in jener Mannschaft stand, die 1971 den dritten Rang in der DDR-Oberliga errang. Es sollte die beste Platzierung der Hallenser in der höchsten Spielklasse der DDR bleiben. Edeltechniker Wolfgang Schmidt war damals gerade in die erste Mannschaft aufgerückt. Er hatte 1970 mit der U18-Auswahl der DDR noch das Uefa-Junioren-Turnier gewonnen. Die goldene Plakette, die er als Auszeichnung erhielt, kann nun im Stadion in Halle bestaunt werden. „Ich wollte auch ein Exponat beisteuern“, sagte der „Schmidter“, der von 1970 bis 1986 insgesamt 371 Pflichtspiele für den HFC Chemie bestritt. Er war mit seiner Frau extra aus Osterode im Harz angereist, um sich ein Bild von der Ausstellung zu machen. „Die Schau ist gelungen und ich bin froh, dass wir nicht vergessen sind. Sowas steht einem Traditionsverein immer gut zu Gesicht“, meinte der 71-jährige ehemalige Spielmacher.

Überraschend tauchte auch der frühere HFC-Torhüter und -Trainer Helmut Wilk im Businessbereich des Stadions auf. Der heute 82-Jährige hatte mit dem SC Chemie Halle im Jahre 1962 nach einem 3:1-Sieg über Dynamo Berlin den DDR-Pokal geholt. Eine begehrte Trophäe, die auch im Original in der Schau zu sehen ist. „Ja, da werden Erinnerungen wach“, erzählte der gebürtige Ascherslebener. Er war überwältigt davon, was in der Ausstellung alles zusammengetragen worden ist. In seinen Worten schwang allerdings auch ein Stück Trauer mit, denn mit Heinz Walter und Werner Okupniak sind zwei der Pokalhelden von 1962 erst kürzlich verstorben. Unter die Schar der HFC-Legenden mischten sich zahlreiche Autogrammsammler aus nah und fern. Sie nutzten die Gelegenheit, eine Unterschrift von ihren Idolen zu ergattern. Sogar ein Fußballfan aus Magdeburg schaute vorbei. Auch ihm konnte geholfen werden, ein noch fehlendes Autogramm von Detlef Robitzsch zu bekommen.

Überall bildeten sich schnell Gesprächsrunden, wenn die HFC-Legenden aus dem Nähkästchen plauderten oder Dieter Ilgner vom Betreuerstab der HFC-Traditionsmannschaft einige Episoden aus seiner Fußballerzeit bei Wissenschaft Halle und den Rot-Weißen zum Besten gab. „Es hat sich unbedingt gelohnt, die Ausstellung anzuschauen. Besonders gefallen hat mir aber, dass ich heute die Fußballhelden von einst leibhaftig erleben konnte“, meinte Burkhard Heisig. Der Hallenser begrüßte es, dass auch das Schicksal von Ralf Heine nicht verschwiegen wird. Der ehemalige Tormann war bei den Verantwortlichen des Vereins in Ungnade gefallen, weil sich seine Schwester in den Westen abgesetzt hatte. Er musste deswegen den HFC verlassen. „Die Wunden sind immer noch nicht richtig verheilt“, sagte Heisig, der vergeblich versucht hatte, Heine, der in Leipzig lebt, die detailreiche Ausstellung schmackhaft zu machen.

Am Ende des kurzweiligen und unterhaltsamen Wiedersehens von halleschen Fußball-Legenden sandte Wolfgang Schmidt, für den der HFC immer sein Verein war und bleiben wird, noch ein Stoßgebet in den bewölkten und leicht verregneten Abendhimmel: „Ich habe nur einen Wunsch an unsere Nachfolger in der dritten Liga: Bitte haltet die Klasse!“

Die Ausstellung im Businessbereich des LEUNA-CHEMIE-STADIONS kann noch am 1., 6., 7., 13. und 15. Dezember jeweils von 16 bis 19 Uhr besichtigt werden. Am Mittwoch, 7. Dezember, gastiert der Wilhelm-Schmied-Verein zur Förderung seines künstlerischen Erbes e.V. im Businessbereich und spricht über die Herkunft des ausgestellten Gemäldes.