Ungläubiges Staunen herrschte am Sonnabend im LEUNA-CHEMIE-STADION, wohin man auch sah. Auf den Tribünen rieben sich Fans die Augen, die Auswechselbank verfolgte mit offenen Mündern das Geschehen auf dem Rasen und sogar die Protagonisten auf dem Spielfeld konnten kaum glauben, was an diesem Spieltag der 3. Liga 2022/23 abging. Mit 5:1 gewann der HFC gegen den SC Verl, erzielte vier Treffer in 22 Minuten und trug sich damit in die vereinseigenen Rekordlisten ein.

Höher gewannen die Saalestädter nur ein einziges Mal in fast elf Jahren Zugehörigkeit zur 3. Liga. 6:2 hieß es 2015/16 gegen Werder Bremen II. Also auch vier Treffer Differenz. Die gab es bereits mehrfach mit einem 4:0. Gegen Uerdingen, Kiel, Unterhaching, Wiesbaden, Mannheim und Großaspach. Aber 5:1? Bisher nur einmal seit dem Aufstieg 2012, nämlich 2014/15 bei Arminia Bielefeld. Auswärts.

„Heute war ein Tag, an dem plötzlich alles gelang“, resümierte HFC-Trainer André Meyer. Nachdem der Hallesche FC gegen Verl vor der Pause mehrere Chancen ausgelassen hatte und auch nach dem Seitenwechsel zunächst zwei Gelegenheiten verstreichen ließ, war mit dem 2:0 der Knoten geplatzt. Von nun an hieß es: Jeder Schuss ein Treffer. Tunay Deniz traf drei Minuten nach Einwechslung, Neuzugang Aljaz Casar nach neun Minuten auf dem Spielfeld und Jonas Nietfeld mit perfektem Kopfball nach einstudierter Eckball-Variante. Die jungen Wilden spielten sich in einen Rausch und genossen den verdienten Erfolg sichtlich.

André Meyer jedoch trat bei aller Zufriedenheit sogleich auf die Bremse. Natürlich hatte sein Team eine tolle Leistung gebracht und sich endlich belohnt. Nun allerdings zu glauben, es ginge von allein und Tore fallen künftig wie reife Früchte, sei ein Trugschluss. Denn die Mannschaft hatte auch gegen Dresden, in München und 60 Minuten gegen Meppen eine ähnlich ordentliche Leistung gebracht ohne abschließenden Dreier. Der Unterschied besteht also vor allem im Resultat. Weil es im Fußball eben um Tore geht.

Die Erkenntnis lautet also: Die Mannschaft kann es, sie lernt dazu, sie reift. Daraus eine Erwartungshaltung abzuleiten, die wöchentliche Schützenfeste erhofft, wäre allerdings fatal. Denn der SC Verl spielte dem HFC an diesem Septembertag in die Karten und das nötige Quäntchen Glück war ebenfalls auf der Seite der Rot-Weißen in manchen Szenen wie beim Elfmeterpfiff vor dem 1:0. Nichtsdestotrotz kann die junge Truppe stolz sein. Auf die eigene Leistung und das Rekord-Ergebnis vor heimischer Kulisse. Ein Moment zum Innehalten.