Andreas Feineis begleitet als HFC-Fotograf seit vielen Jahren die Hallenser auch bei den Auswärtsspielen. Nach dem Sieg in der Würzburger Flyeralarm-Arena fiel ihm ein Stein vom Herzen.  Die Hochzeitsfeier mit seiner Steffi wurde natürlich in den Farben Rot-Weiß ausgerichtet.

Am Tag der Befreiung gelang dem HFC der Befreiungsschlag. Mit dem 2:1-Sieg nach zwei Toren von Winter-Neuzugang Elias Huth bei den Würzburger Kickers war der Klassenerhalt für den HFC perfekt. „Nun können wir ganz entspannt die letzte Heimpartie gegen Wiesbaden in Angriff nehmen“, zeigte sich auch Andreas Feineis nach dem Abpfiff der Partie erleichtert. Wie bei fast jedem Auswärtsspiel war der 33-jährige Industriemechaniker, der bei einer Schkeuditzer Firma arbeitet, in der Würzburger Flyarena mit seiner Kamera dabei, als HFC-Trainer André Meyer seine Mannschaft aufs Feld schickte. Der Hallenser Fan hält seit vielen Jahren die Begegnungen des Drittligisten oder andere Ereignisse rund um seinen Lieblingsverein im Foto fest. Seine Bilder erscheinen im Stadionheft, auf der HFC-Homepage oder auf Social Media-Kanälen des HFC. Für sein Engagement bekam Andreas Feineis auch schon eine Ehrenadel des Traditionsvereins.

Angefangen hat alles mit einer Bitte der Fans von der „Saalefront“. Sie suchten einen Fotografen, der Bilder von der Fankurve macht. Andreas Feineis sagte zu und fand Gefallen daran. Als HFC-Chronist Roland Hebestreit jemanden brauchte, der ihn beim Erstellen des Stadion-Magazins „Der Chemiker“ unterstützte, da war der Hallenser zur Stelle. „Ich habe verschiedene Aufträge von ihm bekommen“, erinnert er sich. Andreas Feineis war auch der Fotograf, der oft bei den Junioren und der Frauenmannschaft des HFC vorbeischaute. „Daher kenne ich Toni Lindenhahn und Anika Steckbauer gut.“ Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen HFC-Urgestein Hebestreit und seinem Eleven. Beide standen nicht nur bei den Heimspielen mit Fotografen-Leibchen am Spielfeldrand. Sie haben auch alle Auswärtsfahrten gemeinsam bestritten. „Er war wie ein Ziehvater zu mir“, bekennt Andreas Feineis. Um so mehr traf ihn der überraschende Tod seines Mentors, der im Februar 2017 nach einem Herzinfarkt mit 63 Jahren verstarb. Beide wollten zu einem Punktspiel des HFC nach Chemnitz fahren. „Doch er tauchte nicht am vereinbarten Treffpunkt auf, obwohl er sonst immer pünktlich war“, fällt es ihm inzwischen schon leichter, darüber zu sprechen. „Ich war wie geschockt, als ich dann hörte, dass Roland tot war.“

„Der Chemiker“ lebt aber weiter, auch dank der Fotos von Andreas Feineis. Dabei ist der gebürtige Hallenser erst über Umwege zu den Rot-Weißen gestoßen. Zwar rannte er schon als sechsjähriger Junge bei Motor Halle dem runden Leder nach. „Doch als unser Trainer aufhörte, sind wir alle zum Handballverein HC Halle gewechselt“, erzählt er aus seiner Kindheit. Dass er den Weg zurück zum Fußball fand, lag an seinem Onkel Thomas Böttcher. Der HFC-Fan und hallesche Fußball-Chronist hat zusammen mit Roland Hebestreit zum 50-jährigen Bestehen des Vereins einen Jubiläumsband herausgebracht. Und er lotste auch seinen Neffen zu den Rot-Weißen. Sein erstes Spiel erlebte Andreas Feineis am 29. Oktober 2006 in der NOFV-Oberliga in Eilenburg. Damals verlor der HFC durch ein kurioses Tor. Bei stürmischen Wetter senkte sich eine Bogenlampe nach einer Windböe hinter Torwart Küfner. Trotz der Niederlage war Andreas Feineis fasziniert vom HFC. Er schloss sich dem Fanclub „Halle-Südstaaten“ an, der 1982 in der  Südstadt aus der Taufe gehoben wurde und in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiern kann. Andreas Feineis hielt dem Verein auch die Treue, als der wegen des Stadion-Neubaus eine Saison lang in der ungemütlichen Ausweichstätte in Halle-Neustadt spielen musste. Da war die Freude auch bei ihm groß, als 2011 endlich das neue, moderne Stadion eingeweiht wurde. „Hier fühle ich mich richtig wohl“, lobt er die Bedingungen, unter denen die Fotografen jetzt arbeiten können.

Besonders die beiden Aufstiege von 2008 in die Regionalliga und in die dritte Liga vom 19. Mai 2012, dem 39. Geburtstag von Kult-Keeper Darko Horvat, gehören zu seinen Sternstunden als Fan und Vereinsfotograf. In dieser Saison ist ihm besonders das hart erkämpfte 1:1-Remis in Magdeburg im Gedächtnis haften geblieben. Ebenso aber auch die schmerzliche 1:2-Niederlage beim TSV Havelse. Nicht vergessen wird Andreas Feines das torlose Remis gegen die Reserve von Borussia Dortmund. Die Begegnung fand im legendären Westfalenstadion, der größten Fußball-Arena in Deutschland, statt. Mehr als Tausend mitgereiste HFC-Fans machten die Partie zum Heimspiel für die Rot-Weißen. „Es war ein einmalig schönes Erlebnis, in diesem riesigen Stadion zu stehen. Dort werden wir wohl so schnell nicht wieder spielen“, schwärmt Andreas Feineis noch immer von der einzigartigen Atmosphäre im Signal Iduna Park, in dem rund 80 000 Zuschauer Platz haben. Zehn Tage vor dieser unvergesslichen Begegnung hatte sich für Andreas Feineis schon ein anderer Wunsch erfüllt. Er wurde Vater eines Sohnes mit Namen Leo Frederik.

Dass er als junger Familienvater dennoch zu den Auswärtsspielen des HFC mitfährt, nimmt ihm seine Frau Stephanie nicht krumm. Im Gegenteil. Sie ist selbst eine begeisterte Anhängerin des Drittligisten. „Ich finde die Stimmung im Stadion toll und mir gefällt auch der familiären Umgang im Verein“, sagt die 37-jährige Sozialpädagogin, die aus Leuna stammt. Sie hat ihren Ehemann über eine gemeinsame Freundin, die wie sie Volleyball spielt, kennengelernt. So oft sie konnte, hat sie ihren Mann zu den Spielen des HFC begleitet. „Und ich habe auch Verständnis, wenn Andreas seine Schichten tauscht, um Fotos für den HFC machen zu können.“ Allerdings fährt er seit der Geburt seines Sohnes nicht mehr bei den Kollegen des Fan-Radios mit, sondern nimmt das eigene Auto. „Da bin ich schneller wieder zu Hause bei meiner Familie“, so der Vereinsfotograf der Rot-Weißen. Als Andreas Feineis im März vor zwei Jahren seine „Steffi“ zum Traualtar führte, wurde die Hochzeitsfeier ganz in Rot-Weiß ausgerichtet. „Für uns als HFC-Fans war schnell klar, welche Farben bei unserer Vermählung im Vordergrund stehen sollten“, so die junge Mutter.

Selbst in ihren Flitterwochen in Schweden haben sich die beiden einige Fußball-Stadien angeschaut. Ob die Rot-Weißen dort oder woanders jemals wieder ein Spiel in einem europäischen Fußballwettbewerb bestreiten werden, scheint derzeit mehr als unwahrscheinlich. Andreas Feineis ist erstmal froh, dass der HFC für die elfte Saison in der dritten Profiliga planen kann. Ein Idol, dem er die Daumen besonders drückt, hat der HFC-Fotograf nicht. „Für mich zählt einfach die Mannschaft“, hat er das Vereins-Motto „Nur zusammen“ schon immer verinnerlicht.