Die 13 scheint die Glückszahl von Lutz Schülbe zu sein. Er trug sie auf dem Rücken seines Trikots, als der Stürmer mit dem Halleschen FC in der Saison 1990/91 den Sprung in die 2. Bundesliga schaffte. Und genauso viele Tore steuerte der 1,72 Meter große Angreifer damals zum bisher größten Erfolg der Rot-Weißen bei. Heute wird aber eine andere Ziffer den Tag des gelernten Tischlers bestimmen: Lutz Schülbe wird 60 Jahre alt. Er ist am 9. November 1961 in der Lutherstadt Eisleben auf die Welt gekommen. Der HFC wünscht seinem früheren Top-Torjäger alles Gute zum Jubiläum, Gesundheit und weiterhin viel Erfolg als Präsident des BSV Ammendorf! Nicht nur die Fans würden sich bestimmt freuen, wenn wir einen der besten Fußballer des halleschen Traditionsvereins bald mal wieder im Leuna-Chemie-Stadion begrüßen können.

Lutz Schülbe zählt zu den erfolgreichsten Stürmern des HFC aller Zeiten. Mit 58 Treffern in 156 Spielen für die Rot-Weißen rangiert er auf Platz 4 der ewigen Torschützenliste des Vereins. Das Fußball-ABC hat er bei Volker Wejnar im Trainingszentrum Eisleben erlernt. Mit 18 Jahren durfte er in der DDR-Liga-Elf von Dynamo Eisleben ran. „Er war zwar schmächtig, aber technisch bewandert und quirlig“, erinnert sich sein damaliger Trainer Ulrich Rothe, der heute zum Betreuerstab der HFC-Traditionself gehört, an den Beginn der beachtlichen Laufbahn seines Schützlings. Zur Saison 1981/82 wurde das Talent zu Dynamo Dresden beordert. Dort sammelte der Rechtsaußen erste internationale Erfahrungen bei Kurzeinsätzen im UEFA-Pokal. Außerdem bestritt er 16 Länderspiele mit der DDR-Nachwuchsauswahl, bei denen der Flügelstürmer ein Tor erzielte. Mit Dresden gewann Lutz Schülbe in den Jahren 1982 und 1984 den FDGB-Pokal. „Das war meine erfolgreichste Zeit als Fußballer“, blickt das Geburtstagskind gern auf die Jahre in Dresden zurück. Als seine Ära an der Elbe zu Ende ging, wechselte er im Sommer 1985 zum HFC.

An der Saale trug Lutz Schülbe als treffsicherer Schütze nicht nur 1987/88 maßgeblich zum Wiederaufstieg in die DDR-Oberliga bei. Er hatte nach der Deutschen Einheit mit seinen 13 Toren auch entscheidenden Anteil an der Qualifikation des HFC für die 2. Bundesliga. Der gebürtige Eisleber stand damals mit den späteren Bundesliga-Profis Dariusz Wosz, Rene Tretschok, Jörg Nowotny, Timo Lange, Frank Schön und Alexander Löwe sowie dem letzten DDR-Nationalspieler, Torwart Jens Adler, in einer Mannschaft, die für eine der größten Überraschungen in der Vereinsgeschichte sorgte. „Beim HFC habe ich meine geilste Fußballzeit erlebt“, sagt der frühere Torjäger, der getrost in einer Reihe mit Stürmer-Ikonen wie Werner Peter, Frank Pastor und Holger Krostitz genannt werden kann. Sein Geburtstag fällt seit dem Wendeherbst vor 32 Jahren mit einem besonderen historischen Datum zusammen: Am 9. November 1989, als er 28 Jahre alt wurde, fiel die Mauer.

Tags zuvor hatte der HFC in der DDR-Oberliga vor heimischer Kulisse im Kurt-Wabbel-Stadion noch den FC Rot-Weiß Erfurt mit 3:0 abgefertigt. Lutz Schülbe schoss per Foulelfmeter das dritte Tor für die Hallenser. „Daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern“, so der damalige Führungsspieler. Auch die ganze restliche Saison ist bei ihm kaum im Gedächtnis haften geblieben. „Es war eine Zeit der rasanten Umwälzungen. Fast täglich gab es irgendwelche neuen Veränderungen, das konnte man sich unmöglich alles merken“, begründet er seine „Erinnerungslücken“. Er weiß allerdings, dass er in der letzten Saison der DDR-Oberliga mit zehn Treffern bester Torschütze des HFC war. Eines seiner vielen wichtigen Tore schoss der Stürmer am 25. Mai 1991 beim 1:1-Unentschieden in Chemnitz. Mit diesem Punkt behauptete sich der HFC auf dem vierten Platz der DDR-Oberliga, der zum direkten Aufstieg ihn die 2. Bundesliga reichte und zudem eine Startberechtigung im Uefa-Cup mit sich brachte. Da ging es dann gegen Torpedo Moskau, „nicht gerade unser Wunschgegner“, wie der Jubilar im Rückblick einräumt.

Nach einem 2:1-Erfolg im Hinspiel schieden die Rot-Weißen dann durch eine 0:3-Niederlage in Moskau aus. Mit seinem Siegtor, das Lutz Schülbe in Halle erzielte, markierte er den bislang letzten Treffer des HFC im Europapokal. Auch das beschert ihm einen Platz in den Annalen des Vereins, dem er bis heute verbunden geblieben ist. Als Präsident des BSV Halle-Ammendorf, der unter seiner Führung zweimal Landesmeister geworden ist, verfolgt er vom halleschen Süden aus, wie sich der HFC in der dritten Liga schlägt. „Wir sind hier fast alle HFC-Fans“, verrät Lutz Schülbe. „Vielleicht schaffen wir ja bald mal wieder eine Überraschung so wie 1991“, orakelt der Jubilar, der mit seinem Torriecher zu einem Glücksfall für den Halleschen Fußballklub wurde.