Jared-Loic Kambamba ist 18 Jahre alt. Seinem großen Ziel „Profifußball“ ordnet er alles unter. Wie auch seine Mitspieler in der U19-Bundesliga des Halleschen FC. Der Abwehrspieler will im Sommer 2022 Abitur und Klassenerhalt schaffen, dafür nimmt er gern Entbehrungen in Kauf.

Jared, Du hast afrikanische Wurzeln und bist seit 2020 in Halle. Wie kam Dein Wechsel zum HFC zustande und warum sprichst Du perfekt deutsch?

Weil ich in Deutschland geboren bin (lacht). Meine Eltern stammen aus dem Kongo, unser Name spricht sich französisch aus. Bei Hannover 96 habe ich im Nachwuchs gespielt. Der einstige HFC-Nachwuchstrainer Kvicha Shubitidze kannte meinen dortigen Coach der U17 und fragte, ob ich mir einen Wechsel nach Halle vorstellen könnte. Dann ging es schnell und seit vergangenem Sommer bin ich nun beim HFC. Die erste Zeit war schwierig, weil wir in der Corona-Zeit wenig Training und auch keine Wettkämpfe hatten. Außerdem zog ich mir einen Muskelbündelriss zu und bin erst seit kurzem wieder einsatzfähig.

Am Sonnabend gewann die U19 des HFC in der Bundesliga 3:1 gegen Carl-Zeiss Jena, ein wichtiger Sieg?

Absolut. Für uns zählt nur der Klassenerhalt. Dafür sind Siege gegen die direkte Konkurrenz natürlich wichtig. Die Fans haben uns super unterstützt, nochmal danke für den Support. Das kennen wir bei den A-Junioren in dieser Form nicht. Umso schöner, vor einer solchen Kulisse spielen zu dürfen.

Was ist aus Deiner Erfahrung in Halle anders als bei Hannover 96?

Ich denke, unsere Einstellung, unsere Mentalität ist spezieller als bei anderen Clubs und Leistungszentren. Wir wissen von Beginn an, dass wir nur als Team bestehen und nicht individuelle Klasse im Vordergrund steht. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist hier sehr ausgeprägt. Vielleicht auch, weil viele von uns auch außerhalb des Fußballs Zeit miteinander verbringen.

Wie darf man sich das vorstellen?

Ich wohne mit drei Mitspielern in einer WG. Wir sehen uns also nicht nur bei den täglichen Trainingseinheiten und den Spielen in der Bundesliga, sondern auch in den eigenen vier Wänden.

Du absolvierst aktuell die 12. Klasse, arbeitest auf Dein Abitur hin. Geht das überhaupt in einer Wohngemeinschaft?

Es ist durchaus ratsam, schon in der Schule aufzupassen. Dann wird es zu Hause leichter mit dem Lernstoff. Aber zur Not gibt es auch Kopfhörer, dann hat man eine Weile Ruhe. Man sollte schon einigermaßen organisiert sein, sonst wird es eng das Pensum zu schaffen.

Klingt nach vollem Programm. Wie oft schaffst Du es nach Hause zu Deinen Eltern?

Das ist sehr unterschiedlich, hängt von unseren Spielterminen ab. Es kam schon mal vor, dass ich zwei bis drei Monate nicht daheim war. Dann ist meine Familie auch mal her gekommen, um bei einem Spiel zuzuschauen.

Dreht sich bei Dir alles nur um Fußball und Schule?

Das kann man so sagen. Und wenn dann doch mal etwas Zeit bleibt, gehen wir ins Gym und machen noch zusätzlich Training für den Oberkörper.

Du bist Innenverteidiger, wo liegen Deine Stärken?

Als Abwehrspieler ist es naheliegend, sich über Zweikämpfe, Willen und Mentalität zu definieren. Ich versuche meine Mitspieler zu dirigieren, ihnen den Rücken freizuhalten. Das geht in einer Dreier- oder Viererkette, auch Rechtsverteidiger habe ich schon gespielt. Wichtig ist, nach der langen Verletzung wieder in den Rhythmus zu kommen und Sicherheit zu haben.

Dein Nebenmann Vincent Zaruba wurde jüngst zum Lehrgang der deutschen U18-Nationalmannschaft eingeladen. Wie habt Ihr Mitspieler das wahrgenommen?

Seine Nominierung war kein Zufall, Vincent hat es sich erarbeitet. Wir gönnen ihm das alle, auch wenn hin und wieder mal ein Spruch kommt.

Fühlst Du Dich wohl in Halle und beim HFC?

Absolut. Es ist alles sehr familiär, uns Spielern wird bei vielen Dingen geholfen und wir ziehen als Mannschaft an einem Strang.

Wie lauten Deine persönlichen Ziele?

Wir wollen den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen, möglichst weit weg von den Abstiegsrängen landen. Wie alle meine Mitspieler möchte ich es dann in den Profibereich schaffen, am liebsten natürlich beim HFC.

Viel Erfolg, Jared!