Vor zehn Jahren wurde das neue Stadion in Halle mit einem Flutlicht-Spiel gegen den Hamburger SV eingeweiht. Der Eröffnung war ein jahrelanger Kampf um eine moderne Spielstätte für die Rot-Weißen vorangegangen. Nicht zuletzt der jetzige Präsident Jens Rauschenbach hat das Projekt erfolgreich umgesetzt.

Da kann man ruhig mal die Sektkorken knallen lassen: Am 20. September feiert der Hallesche FC das zehnjährige Bestehen seines modernen Fußballstadions. Das schmucke „Wohnzimmer“ des Traditionsvereins wurde 2011 vor ausverkauften Rängen mit einem Flutlicht-Spiel gegen den Hamburger SV eingeweiht. Insgesamt 15057 Zuschauer saßen an jenem Dienstagabend auf den neuen Plastikschalen oder drängten sich in der Fankurve. Das Interesse an dem „Ersatzneubau“ für das altehrwürdige Kurt-Wabbel-Stadion war riesengroß. Schon am 17. September waren  rund 20000 neugierige Besucher in die Kantstraße geströmt, um die neue Spielstätte zum „Tag des offenen Stadions“ in Augenschein zu nehmen. Am gleichen Tag schlug der HFC in der Regionalliga im Stadion am Bildungszentrum den SV Meppen glatt mit 3:0. Es war die letzte Begegnung der Mannschaft von Trainer Sven Köhler in der eher ungeliebten Ausweichstätte in Halle-Neustadt. Ein Aufatmen war überall in der Fanszene zu vernehmen. Und natürlich die Vorfreude auf ein neues Kapitel in der wechselvollen Geschichte des halleschen Traditionsvereins.

„Ich hatte beim Einlaufen richtig Gänsehaut. Das ist eine super Anlage, auch das Flutlicht stimmt“, schwärmte Toni Lindenhahn nach dem Abpfiff der Einweihungspartie, die der HSV mit 4:1 gewann. Das HFC-Urgestein ist der einzige Spieler im aktuellen Drittliga-Kader, der die Eröffnung des heutigen LEUNA-CHEMIE-STADIONS selbst miterlebte und der noch im „Wabbel“ gespielt hat. Mehr noch: Der gebürtige Hallenser ist auch derjenige Akteur, der am 22. Mai 2010 beim 1:1-Remis gegen die Reserve von Hannover 96 das letzte Tor für die Rot-Weißen im alten „KWS“ erzielte. Zwei Wochen später konnten alle Anhänger und Sympathisanten des HFC noch Abschied vom geschichtsträchtigen Stadion nehmen. Dann begann der Abriss der fast 90 Jahre alten Sportstätte des HFC.

Schon lange wünschten sich die HFC-Fans ein neues Stadion. Zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hatte sogar DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger bei einem Besuch in Halle gemahnt: „Ohne neues Stadion kein Spitzenfußball.“ Der Vereinsvorstand unter dem damaligen Präsidenten Dr. Michael Schädlich beschwor die Stadt, trotz klammer Kassen das Vorhaben in Angriff zu nehmen. Die Lage wurde immer prekärer. Ein Flutlichtmast drohte einzustürzen. Daraufhin wurden große Teile des Stadions baupolizeilich gesperrt. Nun machten die Fans richtig mobil. Auf Demos durch die Saalestadt forderten sie: „Sanierung KWS! Jetzt! Damit der Sport in Halle eine Zunft hat“. Mit Erfolg: Im November 2008 stimmte der Stadtrat einem Neubau zu.

Es dauerte freilich noch eine Weile, ehe alle Hürden genommen waren. Erst nach einem jahrelangen Tauziehen einigte man sich, den altehrwürdigen Standort inmitten der Stadt beizubehalten. Und dann stand endlich auch die Finanzierung des Projektes. Am Ende herrschte zur Einweihung der neuen Sportstätte überall nur noch Freude. „Wir haben es geschafft, ein lang gehegter Traum geht endlich in Erfüllung!“ so Halles damalige Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) in ihrer Grußbotschaft im Sonderheit der Stadionzeitung „Der Chemiker“. Rund  17,5 Millionen Euro hatte das neue Fußballstadion gekostet. Das Land steuerte sechs Millionen Euro an Fördermitteln bei, die Stadt stemmte mit 11,5 Millionen Euro den Löwenanteil der Kosten, die vergleichsweise niedrig waren, wenn man sieht, was heute für solche Bauten veranschlagt wird. Die neue Spielstätte des HFC verfügt über etwa 9000 Steh- und 6000 Sitzplätze. 580 Betonfertigteile und 420 Tonnen Betonstahl wurden verbaut. Allein für die moderne Dachkonstruktion wurden 68 Dachstützen benötigt. Die vier Flutlichtmasten mit je zwölf Scheinwerfern sowie 60 Lampen am Dachrand erzeugen eine imposante Beleuchtungsstärke von 800 Lux. Das ehrgeizige Projekt, an dem die GP Papenburg Hochbau GmbH und die Beton & Rohrbau Thymian GmbH maßgeblich beteiligt waren, wurde von Jens Rauschenbach koordiniert.

„Ich freue mich, dass wir im Team mit dem HFC und der Stadt dieses Stadion von der Idee über die Ausschreibung und den Bau bis zum Betrieb begleiten durften. Das Ergebnis macht mich stolz, insbesondere, dass wir es in der veranschlagten Bauzeit und innerhalb der Kostenvorgabe geschafft haben“, sagte  damals der studierte Wirtschaftsprüfer, der heute Präsident des Halleschen Fußballclubs ist. Sein Vorgänger Dr. Michael Schädlich hatte zehn Jahre lang für ein neues Stadion des HFC gekämpft. Ihm stand bei der Schlüsselübergabe in Anwesenheit von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) das Glück förmlich ins Gesicht geschrieben. Er dankte sichtlich bewegt allen Mitstreitern, die an „einem schier fast unmöglichen Projekt gearbeitet und schlussendlich in hoher Qualität umgesetzt haben“. In Abwandlung eines bekanntes Spruches fügte er an: „Der Star ist das Stadion.“ Zehn Jahre bis Juni 2021 firmierte es unter dem Namen ERDGAS Sportpark.

Von Beginn an wurden auch die Belange der Menschen mit Handicap berücksichtigt. So entstand eine Loge extra für die Rollstuhl-Fahrer. Und Wilfried Klose, der langjährige Vorsitzende des Wirtschaftsbeirates des Vereins, sprach zur Einweihung nahezu prophetische Worte: „Die Fertigstellung des Sportparks zeigt, was man erreichen kann, wenn Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Mit diesem wunderschönen, kleinen aber feinen Stadion beginnt eine neue Ära in der Sportgeschichte der Stadt Halle und ihres Umlandes.“ Wie recht er als eingefleischter HFC-Fan hatte: Fast auf den Tag genau acht Monate später machte der HFC am 19. Mai 2012 den Aufstieg in die 3. Liga perfekt.  (WB)