Enttäuschung und Erschöpfung waren am Samstag zu groß für erhobene Häupter beim Halleschen FC nach Abpfiff der Partie im Carl-Benz-Stadion zu Mannheim. Stolz und Respekt für dieses gebeutelte und letztlich extrem junge Team kam deshalb vor allem aus der Fankurve. Und vom Trainer.

Was diese HFC-Mannschaft 2021/22 wegstecken und verarbeiten muss, gleicht einer Herkulesaufgabe. In Mannheim wurde zum fünften Mal in dieser noch jungen Spielzeit ein Rückstand aufgeholt, wieder stand nach Verletzung vom Mittwoch eine andere Formation auf dem Rasen, erneut versuchte die Truppe die zahlreichen Ausfälle potentieller Stammspieler wie Toni Lindenhahn, Terrence Boyd, Jannes Vollert, Sören Reddemann, Justin Eilers, Louis Samson, Tom Zimmerschied, Fabian Menig und neuerdings auch Jan Löhmannsröben wegzustecken und zu kompensieren.

Als der Schlusspfiff ertönte, stand die wohl jüngste Elf der Drittliga-Geschichte des Halleschen FC auf dem Feld. 20,7 Jahre betrug der Schnitt. Mit Elias Löder (21), Tom Bierschenk (19), Lukas Griebsch (17) hatten drei Rot-Weiße zuvor kaum Erfahrung im Profifußball. Mit Jan Shcherbakovski, Julian Guttau und Niklas Kastenhofer stammen drei weitere Youngster aus dem eigenen Nachwuchs des HFC. Eine verstärkte U21 versuchte also, im dritten Spiel innerhalb von sechs Tagen nach langer Unterzahl gegen 1860 und Kraftakt in Zwickau bei schlauchenden Temperauren mit dem Mute der Verzweiflung etwas Zählbares zu holen. Während die jungen Wilden um ihr Leben rannten, schien de ausgeruhte Gegner Waldhof mit den Kräften am Ende zu sein, nicht etwa der HFC.

Auch wenn mit Aaron Herzog und Niklas Landgraf die nächten Ausfälle zu befürchten sind und die Personalmisere immer dramatischere und fast schon skurrile Züge annimmt, machen Einstellung, Zusammenhalt, Geschlossenheit und Kampfgeist Hoffnung. Die Mannschaft rückt noch enger zusammen, verzeiht Fehler und hilft sich gegenseitig. Mit diesen Tugenden wird die rot-weiße Truppe 2021/22 gestärkt aus der schwierigen Situation hervorgehen. Den Respekt der Fans und den Stolz des Trainerteams haben sich die Jungs um Kapitän Jonas Nietfeld bereits jetzt verdient.