Für ihre Tränen schämte sich Dagmar Schultze nicht. Die Mischung aus Rührung und Melancholie, aus Stolz und Trauer, aus Abschied und Neubeginn ließ ihr ohnehin keine andere Wahl. Nach 17 Jahren Herzblut wurde „Daggi“ beim Halleschen FC offiziell verabschiedet, absolvierte am 22. Mai ihren letzten Arbeitstag . Und wird sie doch bleiben. Der Gassenhauer „Niemals geht man so ganz“ beim letzten Heimspiel der Saison brachte die Stimmungslage der blonden „Mutter der Kompanie“ auf den Punkt.

Ausnahmslos alle beim HFC hätten ihrer Daggi ein volles Stadion gewünscht bei der feierlichen Verabschiedung in den Ruhestand. Das war dem „Mädchen für Alles“ nicht vergönnt. Doch auch mit der Handvoll Applaudierenden war die Gänsehaut spürbar, als Präsident Jens Rauschenbach am vergangenen Sonntag Dagmar Schultze mit einem individuellen Trikot im Rahmen und einer lebenslang gültigen Eintrittskarte beim HFC würdigte.

So richtig genießen konnte Daggi diesen ganz persönlichen und emotionalen Moment jedoch nicht. Sie musste vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen Wiesbaden noch schnell zur Mannschaft in die Kabine. Man darf getrost davon ausgehen, dass die große Motivation beim 4:0-Sieg nicht zuletzt ihr galt. Und nach dieser tollen Leistung ließen die rot-weißen Profis ihre Daggi nochmals zünftig hochleben. Mit einer Bilder-Collage als Erinnerung.

Auf den Mund gefallen war Daggi noch nie. Anders wird sich eine kleine, große Frau in der Männerdomäne Fußball auch nicht behaupten. Für jeden hatte sie ein offenes Ohr und nicht selten auch private Ratschläge parat. „Ihr kamt alle als Fremde und geht als Freunde. Und als meine Jungs, meine Söhne“, bedankte sich Dagmar Schultze beim Team mit Klos im Hals für die Ehre, die ihr zuteil wurde.

Das letzte Saisonspiel in München war ihr letzter Arbeitstag beim Halleschen FC. Ein allerletztes Mal hat sie die Mannschaft bei der Abfahrt verabschiedet und sich danach um ihre zahlreichen Aufgaben gekümmert von der Wäsche bis zur Küche. Nun übergibt sie ihre Tätigkeit in familiäre Hände. Tochter Sandra setzte die Tradition fort und wird wertvolle Tipps für den Umgang mit jungen Fußballern von Daggi bekommen. Sie wird natürlich auch weiterhin im Stadion sein. „Bei jedem Heimspiel, ist doch klar“, lässt die nunmehr rüstige Rentnerin keinen Zweifel aufkommen. Und weil sie nicht untätig zu Hause rumsitzen möchte, sucht sie bereits nach einer neuen Aufgabe. „Ich würde gern etwas mit behinderten Kindern machen und dort einige Stunden pro Woche helfen“, schaut Daggi nach vorn. Ihr rot-weißes Herz wird sie auch dabei lenken und leiten.