Vor 30 Jahren gelang dem HFC ein kleines Wunder: Völlig unerwartet schafften die Rot-Weißen, die sonst meist im Mittelfeld der DDR-Oberliga angesiedelt waren, in der letzten Saison 1990/91 die Qualifikation für die zweite Bundesliga und den Uefa-Pokal. Die Mannschaft, die diese Sensation vollbrachte, wurde von Cheftrainer Karl Trautmann und seinem Assistenten Bernd Donau betreut. Nach dem Sprung in den Profifußball führte Bernd Donau den HFC als Cheftrainer durch seine erste und bisher einzige Spielzeit in der zweithöchsten deutschen Fußball-Liga. Kein anderer Trainer beim halleschen Traditionsverein stand bis heute wieder vor solch einer schwierigen Herausforderung. Er bestritt mit dem HFC auch die beiden Europapokal-Spiele gegen Torpedo Moskau. Es war der bisher letzte Auftritt der Rot-Weißen auf der europäischen Fußball-Bühne. Bernd Donau, der ehemalige Trainer unseres Vereins, feiert heute am 1. Mai seinen 75. Geburtstag. Der HFC wünscht dem Jubilar alles Gute und vor allem viel Gesundheit!
Bernd Donau war von Kindheit an vom Spiel mit dem runden Leder fasziniert. In der Ortschaft Lochau südlich von Halle geboren, erlernte er als Steppke bei der BSG Chemie Buna Schkopau das Fußball-ABC. Mit 17 Jahren wurde der talentierte Stürmer in die DDR-Juniorenelf berufen. Danach schaffte es der Schkopauer auch in den Kader der Nachwuchs-Nationalmannschaft der DDR. In sechs Länderspielen schoss er zwei Tore. Im Jahre 1965 wechselte Bernd Donau zum SC Chemie Halle, dem Vorläufer-Verein des Halleschen FC. „Ich wollte sehen, ob ich auch gegen Spitzenfußballer aus den Klubs mithalten kann“, begründet er diesen Schritt. Am 18. August 1965 absolvierte er als Linksaußen gegen den SC Motor Jena (1:2) sein erstes Oberligaspiel.
Nach einem schweren Motorradunfall wurde seine hoffnungsvolle Karriere als Fußballer mit 21 Jahren jäh gestoppt. Er fiel für Monate aus und ging danach zum Armeesportklub Vorwärts Leipzig. Mit den Messestädtern stieg er in die DDR-Liga auf. 1973 kehrte Bernd Donau zum HFC zurück. Im März 1975 beendete er nach 103 Spielen für die Hallenser und als Schütze von zehn Toren seine aktive Laufbahn. „Ich war froh, dass ich mit meinem lädierten Knie überhaupt noch solange als Leistungssportler im Einsatz sein konnte“, sagt der Jubilar im Rückblick. Der gelernte BMSR-Mechaniker schloss in dieser Zeit sein Studium zum Diplom-Sportlehrer erfolgreich ab. So konnte er nach dem Abschied als Spieler seinen Lebensabschnitt als Trainer in Angriff nehmen.
Seine ersten Schritte als Übungsleiter machte Bernd Donau im Trainingsleistungszentrum in Braunsbedra bei Merseburg. Nach der Rückkehr des HFC in die höchste DDR-Spielklasse bildete er ab 1987 zusammen mit Karl Trautmann das Trainer-Gespann beim HFC. Vor Beginn der Zweitliga-Saison 1991/92 wurde er neuer Cheftrainer der Rot-Weißen. Zuvor hatte sich die Mannschaft für ihn und gegen Trautmann ausgesprochen. Doch der HFC konnte die Klasse nicht halten, auch weil wichtige Spieler wie Torjäger Lutz Schülbe immer wieder verletzungsbedingt ausfielen. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga musste Bernd Donau als Trainer gehen. Er fand später eine neue Anstellung als Übungsleiter in Weißenfels und beim SV Merseburg 99.
Trotz seiner Entlassung ist er dem HFC immer treu geblieben. Er spielte noch viele Jahre lang in der Traditionsmannschaft des HFC. Bis zu den Corona-Einschränkungen ging Bernd Donau so oft er konnte ins Stadion, um die Partien des Drittligisten zu verfolgen. „Und ich würde mich natürlich freuen, wenn wir bald die Klassenerhalt in der dritten Liga gesichert haben“, so der Jubilar.  Auf die Frage, ob  und wann der HFC mal wieder in die zweite Bundesliga aufsteigen könnte, äußert er sich  zurückhaltend: „Ich habe schmerzvoll erlebt, wie schwierig es ist, dort zu bestehen.“ (WB)