Am 9. Juni 1962 schlug die große Stunde von Heinz Walter. Der gebürtige Amsdorfer stand an jenem Pfingstsamstag in der Start-Elf des SC Chemie Halle, die vor 10.000 Zuschauern in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) eine faustdicke Überraschung vollbrachte. Die Hallenser bezwangen im Finale des DDR-Pokals den haushohen Favoriten vom SC Dynamo Berlin mit 3:1 Toren. Der damals 29-jährige offensive Mittelfeldmann des SC Chemie schoss fünf Minuten vor Schluss den dritten Treffer für den Verein, aus dem vier Jahre später der Hallesche Fußballclub hervorging. Heute, am 23. April 2021, feiert Heinz Walter seinen 90. Geburtstag. Der HFC wünscht dem Jubilar alles Gute und viel Gesundheit!

„Wir waren nur krasser Außenseiter, aber wir haben an unsere Chance geglaubt“, erinnert sich der Jubilar noch genau an alle Einzelheiten seines größten sportlichen Erfolges. Er spielte in der Mannschaft des Trainergespanns Heinz Krügel und Otto Werkmeister mit späteren Fußball-Legenden wie Torwart Helmut Wilk, Verteidiger Klaus Hoffmann, der nach dem Ende seiner Karriere über 20 Jahre lang Mannschaftsbetreuer des HFC war, sowie den Stürmern Werner „Paule“ Lehrmann und Günter „Lepper“ Busch. Mit von der Partie war auch der 22-jährige Klaus „Banne“ Urbanczyk, der 1964 als einziger DDR-Fußballer zugleich „Sportler des Jahres“ wurde und wegen seines jahrzehntelangen Engagements für seinen Heimatverein zu einem halleschen Fußball-Idol geworden ist. Heinz Walter bestritt mit dem SC Chemie im September 1962 auch die beiden Europapokalspiele gegen OFK Belgrad. Nach einem 0:2 in Belgrad und einem 3:3 im Rückspiel vor 35.000 Zuschauern im Kurt-Wabbel-Stadion schieden die Hallenser erhobenen Hauptes aus. Die Pokalsieger durften eine vierzehntägige Freundschaftsspiel-Reise durch die Sowjetunion machen. Sie besuchten dabei Moskau, Wolgograd und Rostow am Don.

Heinz Walter war Anfang 1961 von Aktivist Amsdorf (heute 1. FC Romonta) zum Klub nach Halle geholt worden. Der 1,76 Meter große Fußballer spielte damals auch  in der Bezirksauswahl und galt als klassischer Torjäger. In der Saison 1962/63 wurde er mit acht Treffern Torschützenkönig der Hallenser in der DDR-Oberliga. 1965 kehrte der Amsdorfer in seinen Geburtsort zurück. Er schnürte dort noch bis zum 40. Lebensjahr die Töppen und wurde anschließend Trainer des Vereins etwa 20 Kilometer vor den Toren der Saalestadt. Zum 50-jährigen Bestehen des HFC war er 2016 einer der Ehrengäste bei der Feier im Kongress- und Kulturzentrum. „Ich habe damals mit Uwe Zorn und Walter Klemm an einem Tisch gesessen“, schwärmt er bis heute von dieser Veranstaltung. Seit dem Tod seiner Ehefrau vor rund einem Jahr lebt der Ruheständler in einer Seniorenresidenz in Seeburg am Süßen See. Dort bewahrt er auch eine Miniatur-Nachbildung des FDGB-Pokals von 1962 und weitere Erinnerungsstücke an seine erfolgreiche Fußball-Laufbahn auf. Noch immer verfolgt Heinz Walter, wie seine Nachfolger beim HFC sich in der dritten Profiliga behaupten. „Vielleicht macht die Mannschaft mir ja beim Spiel in Dresden ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk“, hofft der Jubilar und fügt mit einem Lachen an: „Ich ärgere mich nämlich immer, wenn sie verlieren.“