Der Betze brennt. So heißt nicht nur eine reichenweitenstarke Fan-Plattform beim nächsten HFC-Gegner 1. FC Kaiserslautern, es beschreibt auch trefflich die Stimmungslage beim Traditionsverein. Dem viermaligen Deutschen Meister droht der Weg in die Viertklassigkeit.

Der 1. FC Kaiserslautern (FCK), die „Roten Teufel“, ist einer der Traditionsvereine des deutschen Fußballs. Der FCK war Gründungsmitglied der Bundesliga 1963 und gehörte dieser ununterbrochen bis zum Jahre 1996 an. Mit vier deutschen Meisterschaften und zwei DFB-Pokalsiegen zählt der Club aus der Pfalz zu den erfolgreichsten Fußballvereinen Deutschlands. In der Ewigen Tabelle der Bundesliga belegt der FCK derzeit den 11. Platz. Internationale Erfolge des Vereins waren u.a. das Erreichen des Champions-League-Viertelfinales 1999 sowie die zweimalige Teilnahme am UEFA-Pokal-Halbfinale. Einmalig ist, dass der FCK in der Saison 1997/98 unter Trainer Otto Rehhagel als Aufsteiger die deutsche Meisterschaft gewann. Heimstätte der „Roten Teufel“ ist das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern, benannt nach dem Kapitän der DFB-Nationalelf, die 1954 den Weltmeistertitel gewann. Das Stadion, der „Betze“ wie er im Volksmund heißt, befindet sich hoch oben auf dem Kaiserslauterer Betzenberg. 2006 war es WM-Stadion. Auch heute noch ist der „Betze“ ein Magnet für Fans aus ganz Fußballdeutschland. Der Zuschauerschnitt vor Corona betrug rd. 20.000, auch der Gästeblock war meist gut besucht.

Der schleichende Abstieg des FCK begann, nachdem er 2012 wieder einmal aus der Bundesliga abgestiegen war. In der Saison 2012/13 scheiterte er in der Relegation am Bundesligisten TSG Hoffenheim. In der Saison 2014/15 hatte er noch am 30. Spieltag einen Vorsprung von 4 Punkten auf den Relegationsrang, verspielte diesen und belegte am Ende nur den undankbaren Platz 4. Über Platz 10 und 13 führte der Weg 2017/18 auf den letzten Platz der 2. Bundesliga. Der FCK war zum ersten Mal in seiner Geschichte nur noch drittklassig.

Die Saison 2018/19 verlief enttäuschend, letztlich belegte der FCK Rang 9. Auch die Saison 2019/20 geriet mit Rang 10 nicht besser. Diesmal sollte es mit dem Wiederaufstieg klappen.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Zwar gab es im November 2020 ein großes Aufatmen beim FCK, der sich da in einem Insolvenzverfahren mit Eigenverantwortung befand. Die Gläubiger des FCK hatten über die Zukunft des viermaligen deutschen Meisters zu entscheiden. Die Gläubigerversammlung hat schließlich dem Insolvenzplan des FCK zugestimmt, was den Pfälzern die Chance zu einem Neuanfang bietet. Die erst im September 2018 gegründete 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA war entschuldet. Somit konnte die aus fünf regionalen Unternehmern bestehende Investorengruppe Saar-Pfalz-Invest GmbH 33 Prozent der Anteile an der Kapitalgesellschaft erwerben und dem Club im Gegenzug elf Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das Geld fließt aufgrund der Annahme des Insolvenzplans und dem damit einhergehenden Schuldenschnitt in mehreren Tranchen auf das FCK-Konto. Die Gläubiger erhielten eine fixe Insolvenzquote von 4 % ihrer Forderungen, die restlichen noch offenen Schulden des FCK verfielen. Wäre es zu einer Ablehnung des Insolvenzplans gekommen, hätten die Gläubiger durch eine damit einhergehende sogenannte „Masseunzulänglichkeit“ keinen Euro gesehen und die Kapitalgesellschaft hätte liquidiert und der FCK den Spielbetrieb voraussichtlich einstellen müssen. Bei aller Freude mit dem FCK hinterließ das Ganze aber auch einen faden Beigeschmack. So erhielten z.B. Sonnenhof Großaspach und die Würzburger Kickers für an den FCK verkaufte Spieler nur ein Butterbrot, statt der vereinbarten mehreren Hunderttausend Euro. Der FCK wiederum tätigte Zugänge (aus dem Erlös von Spielerverkäufen) und soll mit vergleichsweise hohen Spielergehältern locken.

Vor der Saison musste der FCK die Abgänge von U21-Nationaltorhüter Lennart Grill und der drei Offensivspieler Christian Kühlwetter, Florian Pick und Timmy Thiele verkraften. Bei den Zugängen hoffte er auf Innenverteidiger Alexander Winkler, Rückkehrer Adam Hlousek, Sechser Tim Rieder und die Offensivkräfte Marlon Ritter, Marius Kleinsorge, Nicolas Sessa, Kenny Prince Redondo und v.a. Marvin Pourié, der schon den KSC in die 2. Liga geschossen hat. Im Winter wurde noch einmal mit vier Neuzugängen nachjustiert, darunter mit Jean Zimmer (Ex-Lauterer, Leihe von Fortuna Düsseldorf) ein Top-Zugang.

Der Saisonstart geriet holprig, so dass bereits nach dem 2. Spieltag Trainer Boris Schommers seinen Hut nehmen musste. Ihm folgte Jeff Saibene, unter dem der FCK am 9. Spieltag mit dem 2:1 beim FSV Zwickau der erste Saisonsieg gelang. Doch insgesamt brachte auch er den FCK nicht in die Spur, so dass seit dem 1. Februar 2021 Marco Antwerpen, der im Vorjahr Eintracht Braunschweig in die 2. Bundesliga führte, das Ruder übernahm.

Durchschlagenden Erfolg hat jedoch auch Antwerpen noch nicht mit dem FCK. Dieser ist aktuell 18. der Tabelle mit 26 Punkten, bei einem Nachholspiel daheim gegen den FSV Zwickau in der Hinterhand. Er hat erst vier Siege auf dem Konto, dafür 14 Unentschieden. Der FCK ist damit Remiskönig der Liga. Das letzte Spiel ging mit 0:1 beim 1. FC Magdeburg verloren. Die Frage ist, ob die Mannschaft ihr zweifellos großes Potenzial im Endspurt der Saison auf den Platz bringen kann.

Beste Torschützen des FCK in der laufenden Saison sind Marvin Pourié, Kenny Prince Redondo und Marlon Ritter (7 bzw. je 4 Tore), beste Spieler (lt. Kicker) sind Torwart Avdo Spahic (Note 2,94) vor Marvin Pourié (3,38), der jüngst „wegen mangelnder Fitness“ nicht eingesetzt wurde.

Im Vorjahr verlor der HFC auf dem Betze mit 0:1. Das Rückspiel am 1. Juli 2020 (1:1) bedeutete den Klassenerhalt für den HFC. Das Hinspiel im November endete ebenfalls 1:1. Unvergessen ist der 20. August 2016. In einem echten Pokalkrimi vor 10.021 begeisterten Zuschauern bezwang der HFC den FCK in Halle mit 4:3 n.V.