Ganz Fußball-Deutschland schaut am Sonnabend nach Rostock. Und somit auch auf den Halleschen FC. Denn weil 777 Zuschauer zugelassen sind, ist das Ost-Duell das erste Spiel ohne „Geister-Atmosphäre“ seit langem. Mit dem F.C. Hansa wartet ein Aufstiegsanwärter auf die Jungs von der Saale.

Bereits zum neunten Mal tritt der HFC zum Drittligaduell im Ostseestadion an. Von den bisherigen insgesamt 17 Spielen in neun gemeinsamen Drittligajahren konnte Hansa neun für sich entscheiden, der HFC fünf. Dreimal trennten sich beide unentschieden. Für alle HFC Fans unvergessen ist der 5. April 2014, als Toni „The Hammer“ Lindenhahn in der 90. + 4. Spielminute mit einem Volleyschuss aus 30 Metern den 4:3 Endstand markierte. Das Hinspiel der laufenden Saison endete am 14. November 1:1. Der letzte Sieg des HFC in Rostock datiert vom 6. September 2014 mit 1:0.

Der FC Hansa Rostock hat Geschichte geschrieben: in der Saison 1990/91 wurde Hansa letzter Meister der DDR-Oberliga (seinerzeit umbenannt in NOFV-Oberliga) und NOFV-Pokalsieger (beides zum einzigen Mal in der Geschichte von Hansa). Hansa ist somit quasi letzter Meister und Pokalsieger der DDR. Da die Saison 1990/91 als Qualifikation zum gesamtdeutschen Ligasystem galt, spielte Hansa in der Saison 1991/92 neben Dynamo Dresden als zweites ostdeutsches Team in der Bundesliga. Hier führte man an den ersten vier Spieltagen sogar die Tabelle an. Am letzten Spieltag besiegte Hansa zwar Eintracht Frankfurt und entschied damit die deutsche Meisterschaft zu Ungunsten der Frankfurter, der eigene Abstieg in die 2. Bundesliga konnte jedoch nicht verhindert werden. In den Folgejahren war Hansa nach eigenem Wiederaufstieg und dem Abstieg von Dynamo Dresden zeitweilig der einzige Vertreter der ehemaligen DDR in der Bundesliga und wurde auch der „Leuchtturm des Ostens“ genannt. Insgesamt verbrachte Hansa zwölf Spielzeiten in der Bundesliga, Rekord aller Ostvereine.

Im Jahre 2010 stieg Hansa in die 3. Liga ab. Nach Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga und sofortigem Wiederabstieg gehört Hansa seit 2012 (wie der HFC) bis heute der 3. Liga an. In diesen Jahren war meist Tristesse angesagt. In den letzten Jahren jedoch war Hansa dreimal hintereinander 6., schnupperte am Aufstieg, um ihn aber doch am Ende jeweils zu verpassen. Um Hansa aus dieser Konstanz weiter nach oben, in die 2. Bundesliga, zu führen, hat man sich bei der Kaderplanung auch für eine gewisse Konstante entschieden. Björn Rother (24), Manuel Farrona Pulido  (27) und Jan Löhmannsröben (29): mit allen drei Neuzugängen hat Trainer Jens Härtel bereits erfolgreich in Magdeburg zusammengearbeitet. So auch mit Nils Butzen. Der prominenteste Transfer vor der Saison war Damian Roßbach vom KSC. Die vielseitigen Bentley Baxter Bahn (vom HFC) und Maurice Litka (Münster) sowie die Talente Luca Schulz (21), Luis Klatte (20) und Aaron Herzog (22) runden einen gelungenen Transfersommer ab. Ließen namhafte Abgänge wie Opoku, Ahlschwede, Bülow und Pepic vergessen. In der Winterpause legte Hansa nach und verpflichtete Lion Lauberbach (Holstein Kiel), Simon Rhein (1. FC Nürnberg), Tobias Schwede (Wehen Wiesbaden, ehemals FCM) und Philip Türpitz (SV Sandhausen, ehemals FCM. Jüngst verlängerte Trainer Jens Härtel seinen auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr.

Gelingt Hansa mit dem „Magdeburger Weg“ der Aufstieg? Im Augenblick sieht alles danach aus. Nach Rang 7 zum Abschluss der Hinrunde holte Hansa 25 Punkte aus den nächsten 9 Spielen und belegt aktuell Rang 2 der Tabelle. Am vergangenen Wochenende gewann Hansa am Ende souverän bei Türkgücü München mit 3:0.

Bester Torschütze der Hanseaten in der bisherigen Saison ist John Verhoek (8 Tore), beste Spieler (lt. Kicker) sind Torwart Markus Kolke (Note 2,71) und Nico Neidhart (2,81).

In der Ewigen Tabelle der 3. Liga ist Hansa im Übrigen mit 10 Saisons Zugehörigkeit und 370 Spielen Zweiter mit 535 Punkten hinter Wehen Wiesbaden (11 Jahre, 593 Punkte). Beide wollen die 3. Liga in Richtung 2. Bundesliga verlassen. Für Hansa sieht dieses Unterfangen derzeit sehr gut aus.

Die Heimat von Hansa ist das Ostseestadion. Nach der Gründung der DDR sollte auch in Rostock eine Fußballmannschaft für die oberen Ligen etabliert werden, weshalb der Bau eines neuen Stadions geplant wurde, das dem erwarteten Zuschauerzuspruch entsprechen und als Teil des Sportforums mit Schwimmhalle und Eisstadion errichtet werden sollte. Dabei wurde es als allgemeines Sportstadion konzipiert und verfügte deshalb auch über eine Leichtathletiklaufbahn. Wegen der geringen Geldmittel, die zur Umsetzung des Projektes zur Verfügung standen, rief das Nationale Aufbauwerk die Rostocker Bevölkerung zur Unterstützung in Form von freiwilliger Arbeit und Spenden auf. Anfang der 1950er Jahre arbeiteten daraufhin tausende Menschen am Bau des Ostseestadions mit. Im Jahre 1954 wurde es fertiggestellt. Später bekam die Tribüne ein Dach und Ende der 1960er Jahre wurde eine Flutlichtanlage installiert. Die letzten Umbaumaßnahmen des alten Stadions, das schließlich eine Kapazität von 25.500 Plätzen aufwies, betrafen die Erneuerung der Vortribüne (1991) und die Installation einer Anzeigetafel nach Abriss des alten Stadionturms (1992). Ab dem Jahr 2000 wurde das Ostseestadion innerhalb von 16 Monaten Bauzeit schrittweise neu errichtet, wodurch es zu einer reinen Fußballarena wurde. Dabei wurden die Flutlichter des alten Stadions beibehalten sowie eine LCD-Anzeigetafel und eine Rasenheizung installiert. Im Juli 2007 erhielt der Finanzdienstleister Deutsche Kreditbank (DKB) den Zuschlag für den Kauf der Namensrechte des Ostseestadions, das seitdem den Namen DKB-Arena trug. Die Umbenennung geschah trotz Protesten der Fans, die in der Aufgabe des Namens Ostseestadion einen Verlust der Vereinstradition sahen. Nachdem die DKB ihre Namenspartnerschaft vorzeitig beendet hatte, gab Hansa im Mai 2015 bekannt, dass das Stadion wieder in „Ostseestadion“ umbenannt werde.