Der 1:0-Erfolg des HFC gegen den 1. FC Magdeburg am 20. Spieltag der Drittliga-Saison 2020/21 war ein denkwürdiges Ereignis. Und das nicht nur wegen des Last-Minute-Treffers von Terrence Boyd, der mit seinem wuchtigen Kopfball sein zehntes Tor in dieser Saison erzielte. Erstmals haben damit die Rot-Weißen in der dritten Profiliga beide Derbys in einer Spielzeit für sich entschieden. Schon das 2:0 beim Hinspiel in Magdeburg trug historischen Charakter. Bis dahin konnte der HFC in dieser Fußball-Liga nie gegen die Blau-Weißen als Sieger vom Platz gehen.

Es brauchte neun Anläufe, um den Bock umzustoßen. Der zweite Sieg in einer Saison war nun die vorläufige Krönung der bislang 78 Fußball-Vergleiche zwischen Halle und Magdeburg. In der Bilanz ihrer Aufeinandertreffen errangen die Fußballer aus der Saalestadt nunmehr 22 Siege. 40 Erfolge gehen auf das Konto des FCM. 16 Mal trennten sich beide Unentschieden. HFC-Trainer Florian Schnorrenberg aus dem Rheinland hat sich auf jeden Fall mit dem „Doppel-Pack“ in dieser Saison gegen den Erzrivalen von der Elbe einen Platz in den Annalen des halleschen Vereins gesichert.

Den Rot-Weißen gelang solch ein „Doppelpack“ im Derby zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte. In der Amateur-Oberliga-Saison 2004/05 brachte der HFC den Magdeburgern sogar drei Niederlagen bei. In den Pflichtspielen feierte Halle zu Hause unter den Augen von Ex-Bundesligaprofi Dariusz Wosz auf der Tribüne einen 2:0-Erfolg (Tore: Georg, Krauß). Beim FCM gab es im März 2005 einen knappen 1:0-Sieg durch einen Foulelfmeter von Alexander Gleis. Es war im 54. Derby nach zwölf Jahren wieder einmal ein Auswärtssieg für die Rot-Weißen an der Elbe. Die Hallenser hatten den Erzrivalen zuvor im Viertelfinale aus dem Landespokal geworfen.

Auch im ersten Jahr in der Regionalliga behielten die Rot-Weißen bei den Derbys zweimal die Oberhand. Zu Saisonbeginn 2008/09 kehrte der Aufsteiger aus Halle mit einem 2:1 aus Magdeburg zurück. Pavel David sorgte mit einem Doppelpack nach 0:1-Rückstand für den viel umjubelten Erfolg. Die Truppe von Trainer Sven Köhler gewann dann auch das Rückspiel im Kurt-Wabbel-Stadion. Neuzugang Markus Müller, der aus Aue kam, erzielte mit einem sehenswerten Kopfball-Treffer das Tor des Tages. Der FCM revanchierte sich im Pokal mit einem 1:0-Sieg. Damals verpasste der HFC als Tabellenzweiter nur knapp den Durchmarsch in die dritte Liga.

Schon vor 60 Jahren, damals noch als SC Chemie, gab es in der DDR-Oberliga doppelten Grund zum Jubeln für die Hallenser. Die Grün-Weißen entschieden zwei Duelle gegen den SC Aufbau Magdeburg als Vorgängerverein des FCM für sich. Sowohl am 29. Oktober 1961 als auch am 11. März 1962 gewannen die Hallenser mit 2:1-Toren. Damals wurde jedoch die Spielzeit, die sich vorher über das ganze Jahr erstreckte, wieder auf den Herbst-Frühjahrs-Rhythmus umgestellt. Dadurch mussten drei Serien zu 13 Spielen absolviert werden. In der ersten Begegnung hatte Aufbau am 7. Mai 1961 zu Hause noch mit 1:0 gegen Chemie die Nase vorn. Doch dann wendete sich das Blatt. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hatte ausgerechnet ein heutiges Magdeburger Idol. Anstelle von Otto Werkmeister übernahm nämlich Heinz Krügel (1921-2008) nach dem 17. Spieltag das Amt des Cheftrainers beim SC Chemie. Mit ihm als Coach bezwangen die Grün-Weißen anschließend zweimal ihren Kontrahenten aus Magdeburg.

Der damals 41-jährige Westsachse aus Zwickau holte 1962 mit dem SC Chemie auch den Pokal nach Halle. Es war der erste Titel des eigenwilligen Fußball-Lehrers, der in Magdeburg nach dem Gewinn des Europa-Pokals 1974 zu einer Trainer-Legende werden sollte. Er erlebte am 26. Januar 1966 als Coach auch die Gründung des Halleschen Fußballclubs Chemie (HFC), der in diesem Jahr seinen 55. Gründungstag begeht. Heinz Krügel, der auch in Halle seine sportlichen Spuren hinterlassen hat, war bis zu seinem Tod regelmäßig zu Gast im Kurt-Wabbel-Stadion.