Es war die meistdiskutierte Frage in der Mannschaftskabine des Halleschen FC nach Abpfiff des Derbys am Samstag: Wie wäre es wohl gewesen, den Sieg in letzter Sekunde im vollen  Stadion zu erleben? Eine emotionale Explosion war der Treffer von Terence Boyd in der 93. Minute aber sogar trotz Geisterkulisse.

Als der Ball vor der Stehplatz-Tribüne der HFC-Fans endlich im Netz lag, gab es kein Halten mehr. Nicht auf dem Rasen, nicht auf der Trainerbank, nicht bei den verletzt zuschauenden Spielern auf der Tribüne. Diese Freude, diese Erlösung, dieses Adrenalin sprudelte beinahe über. Der Torschütze wartete schließlich noch mit einer gleichermaßen spontanen wie rührenden Geste auf. Terence Boyd stellte sich mit weit ausgebreiteten Armen ganz dicht an den Zaun der leeren Fan-Tribüne und feierte imaginär mit den zwangsläufig nicht anwesenden Ultras. Ein Gänsehautmoment schon beim Zuschauen, der erahnen lässt, wie sehr die Mannschaft des HFC die stimmungsvollen Anhänger, die Rückendeckung und den Support aus der Fankurve vermisst.

Der Schulterschluss mit den Fans setzte sich dann auch nach Abpfiff fort. Terrence Boyd und Toni Lindenhahn schwenkten überglücklich eine zuvor eingeschleuste HFC-Fahne, Sören Reddemann ging rot-weiß geflaggt sogar zum gemeinsamen Essen in den Katakomben. Die überschäumenden Gefühle brachen sich Bann nach dem wichtigen 1:0 des Halleschen FC gegen den Rivalen aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt drei Tage vor dem 55.Vereinsgeburtstag. Kaum auszudenken, wie der ERDGAS Sportpark angesichts der Dramaturgie mit Zuschauern gebrodelt hätte. „Emotionale Explosion“ wäre wohl noch eine Verniedlichung der Atmosphäre auf den Rängen.