Fan-Liebling Toni Lindenhahn wird 30 Jahre alt. Er ist der einzige im Team, der schon den Drittliga-Aufstieg miterlebt hat. Das HFC-Urgestein feiert am Sonntag seinen 30. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

Da haben die Punktspiel-Ansetzer des DFB doch mal ein glückliches Händchen bewiesen: Ausgerechnet einen Tag vor dem 30. Geburtstag von Toni Lindenhahn bescherten sie dem HFC ein Heimspiel gegen Hansa Rostock. Die Begegnungen mit der Mannschaft von der Ostseeküste sind für „Linde“ immer wieder etwas Besonderes. Und das nicht nur, weil ihm am 5. April 2014 gegen Hansa in der Nachspielzeit sein „Hammer-Tor“ zum denkwürdigen 4:3-Heimsieg gelang.

Anderthalb Monate nach dem Tag der Deutschen Einheit kam er in Halle auf die Welt. Aufgewachsen ist er in seinem Heimatort Salzmünde vor den Toren der Saalestadt. Schon als Steppke rannte er jede freie Minute hinter dem Ball hinterher. Sein Vater schickte ihn deshalb zu Germania Salzmünde, später lief er auch mit der Nachwuchsauswahl des Saalkreises auf. Von Kindheit an hatte er einen Traum: „Ich wollte schon immer beim HFC im Kurt-Wabbel-Stadion spielen“, verrät „Linde“, wie ihn seine Mitspieler auf dem Platz rufen. Mit dreizehn Jahren erfüllte sich sein Wunsch. Er schnürte von da an für die Rot-Weißen die Töppen. Und das durchaus mit Erfolg. Mit der U 16-Auswahl absolvierte er sogar ein Länderspiel gegen die Niederlande. 2009 schaffte Toni Lindenhahn mit den Junioren des HFC den Sprung in die Bundesliga. Er durfte mit 18 Lenzen in der Regionalliga ran und erkämpfte sich schnell einen Stammplatz. Damals musste er als Jungspund noch ab und zu die Fußballschuhe der älteren Spieler putzen. Er ließ sich nicht klein kriegen. Mehr noch: Er fand die „Rituale in die Truppe“, die es so heute nicht mehr gibt, „durchaus prägend für den Charakter“.

Toni Lindenhahn war längst zum Fan-Liebling geworden, als den Rot-Weißen im Mai 2012 der Aufstieg in die dritte Profiliga gelang. „Das war ein unvergesslicher Tag“, schwärmt er bis heute von der anschließenden Feier mit den Fans. Das Eigengewächs mit dem großen Kämpferherz ist inzwischen auch der einzige HFC-Spieler aus dem Aufstiegsjahr, der beim Drittligisten noch unter Vertrag steht. Dutzende neue Spieler sind seither gekommen und gegangen. Sieben Trainer hat er in dieser Zeit miterlebt. Toni Lindenhahn ist die einzige Konstante im Kader des HFC. Damit hat sich der Spieler mit dem markanten Irokesen-Schnitt die Bezeichnung als „HFC-Urgestein“ zurecht verdient. Dabei stand seine Fußball-Karriere einige Mal auf der Kippe. Immer wieder haben ihn Verletzungen zurückgeworfen. Doch der 1,75 Meter große Allrounder mit der Rückennummer 6 kam jedes Mal zurück. Nach einem schweren Knieschaden, den er sich vor sechs Jahren im Trainingslager zuzog, drohte gar das vorzeitige Ende seiner Laufbahn. HFC-Mannschaftsarzt Dr. Thomas Bartels hat ihn wieder zusammengeflickt. „Dem Doc habe ich sehr viel zu verdanken. Ohne ihn hätte ich wohl nicht mehr weiter spielen können“, schätzt er das  Können des international anerkannten Experten für Gelenkchirurgie an der Halleschen Uniklinik.

„Ich habe es jedenfalls nicht bereut, in Halle geblieben zu sein“, sagt das Urgestein des Drittligisten, der mit dem HFC bisher fünfmal den Sachsen-Anhalt-Pokal gewann. Dabei gab es in jungen Jahren, als er noch keine 20 war,  durchaus Nachfragen aus Frankfurt und Nürnberg. „Ich hatte damals kurzzeitig die Chance, mich in der ersten oder zweiten Liga zu versuchen“, blickt er inzwischen ohne Wehmut auf die verpassten Möglichkeiten zurück.  Mit seinem Willen, seinem Kampfgeist und seinem sympathischen Auftreten hat sich Toni Lindenhahn in die Herzen der HFC-Anhänger gespielt. Er ist zum Aushängeschild des Vereins geworden. Wo er gesichtet wird, egal, ob beim Einkaufen, in einer Gaststätte oder bei einem Ausflug ins Grüne, überall wird er angesprochen oder um ein Autogramm gebeten. Als bekannter Fußballer steht er ohnehin immer  im Fokus der Öffentlichkeit und der Medien. „Daher muss man immer darauf achten, was man tut und wie man sich äußert“, weiß der Fußballprofi um seine Vorbildwirkung für die vielen Steppkes, die einmal in seine Fußstapfen treten wollen.

Er selbst hatte eine unbeschwerte Kindheit. Und seine Eltern haben alles getan, damit er seinen Traum vom Fußballprofi erfüllen konnte. Ihm ist aber klar, dass nicht alle Mädchen und Jungen es so gut haben wie er. Sie brauchen Unterstützung. Daher hat das HFC-Eigengewächs jetzt zusammen mit sechs Mitstreitern einen Verein „Kinderlandschaft“ aus der Taufe gehoben. „Unser Ziel ist es, benachteiligten Kindern zu helfen“, begründete er seine Initiative. Gerade in Corona-Zeiten sei dies wichtig. Daher will man Laptops und Computer für das Homeschooling besorgen. Er kann sich auch vorstellen, dass der Verein einen Kinderspielplatz errichtet. Das Projekt sei eine Herzenssache für ihn, sagt „Linde“, der seit längerem mit seiner Frau in Lieskau zu Hause ist.

Wenn der letzte Matador der Rot-Weißen gesund bleibt, könnte er in dieser Saison die „Schallmauer“ von 300 Einsätzen für den HFC durchbrechen. Eine Marke, die heutzutage kaum noch ein Spieler im Profigeschäft erreicht. Auch zur dieser Treue und Verbundenheit gratuliert der Hallesche FC seiner Integrationsfigur in kurzen Hosen ganz herzlich. (WB)