Der 1. FC Saarbrücken ist erfolgreich in die Saison 2020/21 gestartet. Mit einem Remis und einem Heimsieg hat der ungeschlagene Aufsteiger vier Punkte nach zwei Spieltagen auf dem Konto. Die erfahrene Mannschaft hat bereits im Vorjahr im DFB-Pokal gezeigt, wozu sie fähig ist. Der Hallesche FC reist am Sonntag in den Ludwigspark.

Der 1. FC Saarbrücken hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Er war 1963 eines der 16 Gründungsmitglieder der Bundesliga, als Tabellenletzter folgte jedoch der sofortige Abstieg. In den folgenden zehn Jahren spielten die Saarländer in der Regionalliga Südwest und erreichten vier Mal die Aufstiegsrunde zur Bundesliga, in der sie jedoch stets scheiterten. 1974 war der FCS sportlich nicht für die neu gegründete 2. Bundesliga qualifiziert, profitierte jedoch von der Lizenzverweigerung für den qualifizierten SV Alsenborn. 1976 gelang die Rückkehr in die Bundesliga, in der sich der Verein zwei Jahre halten konnte. Nach mehreren Jahren in der 2. Bundesliga und dem zwischenzeitlichen Absturz in die Drittklassigkeit stieg der 1. FC Saarbrücken 1985 erneut in die Bundesliga auf. Noch als Zweitligist erreichte der Verein in der Saison 1984/85 das Halbfinale des DFB-Pokals. Am Ende der Saison 1985/86 stieg der FCS jedoch wieder in die 2. Liga ab. 1989 und 1990 qualifizierte sich der FCS als Dritter der 2. Bundesliga für die Aufstiegsspiele gegen den Drittletzten der Bundesliga und scheiterte beide Male. 1992 wurde man Meister der 2. Bundesliga Süd und stieg zum bislang letzten Mal in die Bundesliga auf. Erneut folgte der sofortige Wiederabstieg.

1995 wurde dem Verein wegen fehlender Unterlagen die Lizenz für die 2. Bundesliga verweigert, sodass der FCS in die damals drittklassige Regionalliga abstieg. 2000 und 2004 gelang jeweils für zwei Jahre der Aufstieg in die 2. Bundesliga. 2006 jedoch begann der freie Fall bis in die fünftklassige Oberliga Südwest. 2010 gelang der Aufstieg in die 3. Liga. Aus dieser musste der FCS jedoch 2014 wieder absteigen. Trainer in der Abstiegssaison war u.a. Jürgen Luginger (nunmehr Sportdirektor). Seitdem versuchte der FCS den Wiederaufstieg. Er scheiterte jedoch u.a. zweimal in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga. In der Saison 2019/20 wurde trotz Tabellenführung Trainer Dirk Lottner entlassen und zum 1. Januar 2020 wurde Lukas Kwasniok (vormals Jena) neuer Cheftrainer. Außerdem zog der FCS nach Siegen gegen den Zweitligisten Jahn Regensburg, den Bundesligisten 1. FC Köln, den Zweitligisten Karlsruher SC und den Bundesligisten Fortuna Düsseldorf im DFB-Pokal als erster Viertligaklub überhaupt ins Halbfinale ein. Dort schied er dann jedoch gegen Bayer 04 Leverkusen aus. Ein für den FCS schöner Geldregen in mittlerer einstelliger Millionenhöhe war der Lohn. Nachdem die Meisterschaft nach dem 23. Spieltag wegen der Coronavirus-Pandemie zunächst unter- und Ende Mai 2020 schließlich abgebrochen worden war, wurde die Quotientenregel zur Tabellenberechnung angewandt. So wurde dem FCS als quotientenstärkster Teilnehmer die Meisterschaft zuerkannt und er wurde als Südwest-Aufsteiger in die 3. Liga gemeldet.

Sportdirektor Luginger gibt als Ziel für die neue Saison eine Platzierung im Mittelfeld aus. Einen Durchmarsch, sofern dieser überhaupt planbar ist, strebt der 52-Jährige mit dem Verein nicht an. Der Klassenerhalt als Minimalziel ist Luginger aber auch zu wenig. „Klassenerhalt ist für mich keine Aussage. Man muss sich doch zumindest im Mittelfeld bewegen.“ Das dürfte dem FCS auch gelingen, viele Experten trauen ihm eine ähnliche Rolle wie im Vorjahr Waldhof Mannheim zu.

Wo andere Aufsteiger häufig den Kader umstrukturieren, hat sich beim FCS bislang recht wenig getan. Lediglich sieben Spieler aus dem Vorjahr gehen nicht mit in die 3. Liga. Unter ihnen ist mit Fabian Eisele nur ein Akteur, der in der Regionalliga eine Hauptrolle spielte. Der eingespielte Kader wurde durch einige namhafte Zugänge verstärkt, darunter Maurice Deville (Mannheim), Nicklas Shipnoski (SV Wehen Wiesbaden), Sebastian Bösel (Großaspach) und Marin Sverko (Mainz 05). Das Gerüst der Mannschaft bilden Torjäger Sebastian Jacob, Pokalheld Daniel Batz im Tor, dazu einige alte Bekannte aus der 3. Liga wie z.B. Christopher Schorch, Tobias Jänicke, Fanol Perdedaj und FCS-Eigengewächs Manuel Zeitz. Ein Vorteil kann sein, dass die erfolgreiche Defensive aus dem Vorjahr zusammengehalten wurde, Abläufe und Automatismen somit bereits vorhanden sind. Auch dürfte Geld für weitere Transfers noch vorhanden sein.

Gute Nachrichten für den FCS gibt es in der Stadionfrage. Statt wie geplant im Stadion des FSV Frankfurt spielen zu müssen, kann der FCS nach fast fünfjähriger Abstinenz schon zum ersten Heimspiel gegen Hansa Rostock in den heimischen Ludwigspark zurückkehren. Der Saarbrücker Ludwigspark wird bald ganz anders aussehen als früher, er wurde und wird seit 2015 (!) kernsaniert. Es soll auch vor Zuschauern gespielt werden. Derzeit sind im Saarland 900 Zuschauer zugelassen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Land bis zum 26. September weitere Lockerungen beschließen und eine höhere Besucherzahl erlauben wird. Dass der FCS überhaupt zum Saisonstart in den Ludwigspark zurückkehrt, ist indes eine Überraschung. Denn aufgrund zahlreicher Verzögerungen (ursprünglich war die Rückkehr für 2018 geplant) und Fehlplanungen bei den Bauarbeiten, die die Kosten von 16 auf 46,5 Mio. Euro explodieren ließen, schien eine Rückkehr in das heimische Stadion zwischenzeitlich erst im Jahr 2021 möglich.

Der Start in die Saison geriet für den FCS zunächst etwas holprig. Im Landespokal gab es ein 0:3 im Halbfinale gegen Homburg. Am ersten Spieltag der 3. Liga folgte ein 1:1 beim VfB Lübeck, dann jedoch zu Hause der erste Saisonsieg beim 2:0 gegen Aufstiegsaspirant Hansa Rostock.

In einem Pflichtspiel standen sich Saarbrücken und der Hallesche FC bislang sechsmal gegenüber. In der Saison 1991/92 (2. Bundesliga) kam es in Halle zu einem 3:0, in Saarbrücken verlor der HFC mit 0:3. In der 3. Liga stehen bislang vier Partien zu Buche. 2012/13 verlor der HFC in Saarbrücken mit 0:5, gewann das Rückspiel jedoch mit 3:1. In der Saison 2013/14, der Abstiegssaison des FCS trennten sich beide in Halle mit 1:1, in Saarbrücken verlor der HFC mit 0:3. Fazit: noch kein Tor des HFC in Saarbrücken. Eine Bilanz, die sich nur verbessern kann!