Der Hallesche FC blickt auf eine überaus bewegte Saison 2019/20 zurück. Die achte Spielzeit in der 3. Liga hatte es in sich. Präsident Jens Rauschenbach zieht ein Resümee dieser turbulenten Saison und gibt Einblicke in die Planung für die kommende Spielzeit.

Jens Rauschenbach, wie haben Sie an der Spitze des Vereins diese Saison mit allen Ihren Höhen und Tiefen erlebt?

Es war für uns alle – ob Fans, Sponsoren, Spieler, Trainer oder Vorstand – eine Achterbahnfahrt. Ich hätte mir nach dem glänzenden Saisonstart mit der Tabellenführung am 13. Spieltag nicht vorstellen können, dass wir bis zum vorletzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Umso glücklicher bin ich, dass wir den Abstieg am Ende frühzeitig abwenden konnten. Doch neben den sportlichen Ergebnissen hat diese Saison auch emotional natürlich Kraft gekostet. Keinem im Verein sind die Entscheidungen, sich von Torsten Ziegner und später von Ismail Atalan zu trennen, leicht gefallen, aber am Ende mussten wir im Sinne des HFC handeln. Und natürlich hat die Corona-Krise den HFC, den Fußball und die gesamte Stadtgesellschaft hart getroffen. Insgesamt bin ich froh, dass wir diese sportlich, wirtschaftlich und emotional sehr herausfordernde Saison am Ende gut überstanden haben. Das war nur möglich durch Geschlossenheit und die großartige Unterstützung von Fans und Sponsoren.

Der Vorstand des Halleschen FC hatte sich sehr früh für einen Abbruch der Saison ausgesprochen. Würden Sie das rückblickend wieder so angehen?

Absolut. Wir sind weiterhin der Meinung, dass der Fußball keine Sonderrolle für sich beanspruchen durfte. Und die wirtschaftlichen Risiken von Geisterspielen sind und waren enorm. Auch für die Spieler war das Mammutprogramm von elf Spielen in etwas mehr als fünf Wochen extrem belastend. Und letztlich war überdeutlich zu erleben: Fußball in der 3. Liga ohne Publikum ist einfach nicht das Gleiche. Da fehlt ein ganz wesentliches Element für die Attraktivität dieser Spielklasse. Ich hoffe, dass wir in der kommenden Saison schnell wieder mit Zuschauern spielen dürfen.

Wie beurteilen Sie den erfolgreichen Saisonendspurt unter dem Trainer-Duo Florian Schnorrenberg und Daniel Ziebig mit 13 Punkten aus den letzten acht Spielen und der damit verbundenen Rettung?

Natürlich hatten wir auf genau solch einen Effekt gehofft, als wir als Vorstand gemeinsam mit dem Verwaltungsrat nach der bitteren Niederlage in Zwickau die menschlich schwere Entscheidung eines nochmaligen Trainerwechsels getroffen haben. Florian Schnorrenberg und Daniel Ziebig haben uns damals überzeugt, dass sie der Mannschaft den richtigen Impuls für den Klassenerhalt geben können. Die Leistungen in den vergangenen Spielen haben gezeigt, dass unser Vertrauen absolut gerechtfertigt war.

Bisherige Leistungsträger wie Sebastian Mai, Baxter Bahn und Pascal Sohm werden den Verein verlassen. Steht der HFC vor einem größeren Umbruch?

Ich glaube, dass nach so einer Saison ein größerer personeller Umbruch grundsätzlich geboten ist. Natürlich hätten wir die drei Spieler gerne gehalten und haben ihnen attraktive und gleichzeitig für uns wirtschaftlich vertretbare Angebote vorgelegt. Aber es gehört nun einmal zum Fußball dazu, dass sich Spieler anders orientieren. Das muss man akzeptieren. Darum richten wir unseren Blick nun auf die Kaderplanung für die kommende Saison. Ich bin überzeugt, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz schicken werden. Die Vergangenheit hat doch gezeigt, dass dies beim HFC gelingen kann. Vor der Saison 2018/19 haben 17 Spieler den Verein lassen, 15 neue haben wir integriert. Und am Ende ist eine tolle Spielzeit des HFC herausgesprungen.

Wie läuft die Kaderplanung konkret ab?

Das ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe. Unser Sportdirektor Ralf Heskamp und unser Scout Björn Ganser sind das ganze Jahr dabei, den Transfermarkt zu beobachten und potenziell interessante Spieler anzusprechen. Natürlich hat auch unser Trainer Florian Schnorrenberg sehr konkrete Vorstellungen von den erforderlichen Fähigkeiten potentieller Neuzugänge. Und der Vorstand muss am Ende natürlich auch jeder Verpflichtung zustimmen. Wichtig ist, dass wir Spieler nur dann verpflichten, wenn wir alle gemeinsam davon überzeugt sind, dass sie uns weiterhelfen und charakterlich in die Mannschaft und zum HFC passen.

Gibt es bereits Pläne, wie der Start in die Saison 2020/21 gestaltet sein könnte?

Terminlich erwarten wir Ende dieser Woche eine Aussage, an der wir uns orientieren können auch im Hinblick auf Trainingsstart und Dauerkartenverkauf. Inwiefern unsere Heimspiele dann mit Zuschauern ausgetragen werden können, bleibt abzuwarten. Wir erarbeiten derzeit verschiedene Denkmodelle, nach denen zumindest ein Teil der Tribünen limitiert geöffnet werden darf

Der HFC geht in seine neunte Saison in der 3. Liga, zudem spielen A- und B-Junioren erstmals in der Bundesliga. Kann der Club diese große Herausforderung meistern?

Wir freuen uns sehr, dass sich U17 und U19 in der höchsten deutschen Spielklasse mit den Besten ihrer Jahrgänge messen werden. Das zeigt, dass wir uns auch im Nachwuchsbereich Schritt für Schritt entwickeln und die geschaffenen Strukturen greifen. Und natürlich hoffen wir, dass dadurch der Übergang in die 1. Mannschaft für unseren Nachwuchs noch leichter wird. Julian Guttau, Niklas Kastenhofer und Jan Scherbakowski haben ja gezeigt, dass das bei HFC funktioniert. Darauf können wir auch ein bisschen stolz sein.