Beim Halleschen FC werden vor dem Auswärtsspiel beim TSV 1860 München am Sonntag Erinnerungen wach. An eine denkwürdige Partie in der Vorsaison an der Grünwalder Straße mit Rot und drei Elfmetern. 1:1 endete das direkte Duell in München.                                             

Mit einem Jahr Verspätung wurde der TSV 1860 München, („Sechziger“, „Löwen“, „1860“), gegründet am 17. Mai 1860, einer der Traditionsvereine des deutschen Fußballs, Mitglied der 3. Liga. Nachdem der Verein nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2018 keine Lizenz für die 3. Liga erhalten hatte, sondern sich in der Regionalliga Bayern wiederfand, gelang im Sommer 2019 als Meister eben dieser Regionalliga in den Aufstiegsspielen gegen den 1. FC Saarbrücken (3:2, 2:2) der Aufstieg in die 3. Liga, in der die Löwen natürlich ein Zuschauermagnet sind.

Nationale und europaweite Bekanntheit erlangte der bis dahin noch vor dem Erzrivalen FC Bayern München stärkste Verein Münchens vor allem in den 1960er Jahren, als die Löwen 1964 nicht nur den DFB-Pokal und 1966 die deutsche Meisterschaft gewannen, sondern 1965 auch bis ins Finale des Europapokals der Pokalsieger vordrangen, dort aber im Wembley-Stadion West Ham United mit 0:2 unterlagen. Zudem wurden die Löwen zweimal Vizemeister (1931 und 1967) und bereits auch Pokalsieger 1942. 1961 hatte Trainerlegende Max Merkel die Sechziger übernommen und sie rechtzeitig zur wichtigen Einführung der Bundesliga 1963 zur Meisterschaft in der Oberliga Süd geführt, wodurch sie sich für die neugegründete Bundesliga qualifizierten (im Gegensatz zum FC Bayern, der erst zwei Jahre später in die Bundesliga einzog). Gegen Ende der 1960er Jahre ging es jedoch kontinuierlich bergab und 1970 folgte der Abstieg in die Regionalliga. Die nächsten Jahrzehnte waren geprägt durch etliche Höhen und Tiefen.

2011, die Löwen steckten wieder einmal in enormen Finanzproblemen, stieg der jordanische Geschäftsmann Hasan Ismaik bei den Sechzigern ein. Trotz vollmundig formulierter Ziele, folgte jedoch wieder einmal der sportliche Niedergang, der 2017 nach den Relegationsspielen gegen Jahn Regensburg und Drittligalizenzverweigerung in der Regionalliga Bayern endete. Finanziell hatte sich 1860 mit teuren Spielerkadern wieder einmal überhoben. Auch die hohe Miete für die Nutzung der Allianz-Arena belastete. Zu Beginn der erfolgreichen Aufstiegs-Spielzeit 2017/18 zogen die Löwen daher nach Auflösung des Mietvertrages mit der Allianz-Arena wieder ins Stadion an der Grünwalder Straße um.

Das „Städtische Stadion an der Grünwalder Straße“ wurde 1911 errichtet und in den 1920ern ausgebaut. In seiner gegenwärtigen Form besteht es seit 2013. Im November 2017 hat der Sportausschuss des Stadtrats die Erweiterung des Grünwalder Stadions auf 15.000 Zuschauer beschlossen. Damit wurde die Westtribüne (hier wurde auch die manuelle Anzeigetafel aufgestellt, die heute noch genutzt wird) wieder vollständig nutzbar und sicherheitstechnische Anforderungen erfüllt. Auch der FC Bayern München II spielt in diesem Stadion.

Die Sechziger haben das Ziel, möglichst schnell wieder in die 2. Bundesliga zu kommen, aber möglichst ohne allzu großen Einfluss Ismaik`s. An namhaften Neuzugängen gab es vor der Saison lediglich Dennis Erdmann, Timo Gebhart und Prince Osei Owusu. Zu mehr reichten die vorhandenen finanziellen Mittel nicht. Im November folgte nach dem Rücktritt von Stefan Bierofka der bundesligaerfahrene Michael Köllner als Chefcoach. Seither spielen die Löwen nach einem eher enttäuschenden Rang 12 im Vorjahr eine hervorragende Saison. Aktuell nehmen sie Rang 9 der Tabelle mit 49 Punkten ein. Die Heimbilanz der Sechziger ist im (vor Corona) mit 15.000 Zuschauern immer ausverkauften Stadion an der Grünwalder Straße mit 27 Punkten eine starke. In den bisherigen insgesamt 6 „Geisterspielen“ erzielten sie allerdings nur 7 Punkte, verloren drei der letzten vier Spiele, darunter die beiden jüngsten Heimspiele mit 1:2 gegen Würzburg und mit 0:1 gegen Hansa Rostock. Bester Torschütze in der bisherigen Saison ist der erfahrene Sascha Mölders mit 13 Treffern, bester Spieler (lt. Kicker) Stefan Lex (Note 2,85).

Der HFC hat in seiner Zweitligasaison 1991/92 viermal gegen 1860 gespielt. Es gab 3 Unentschieden, einmal gewann 1860. In der vergangenen Saison endete das Hinspiel in München nach turbulenter Schiedsrichterleistung 1:1, das Rückspiel entschied der HFC vor 10.890 Zuschauern mit 3:0 für sich. Das Hinspiel der laufenden Saison verlor der HFC am 9. November vor 8.624 Zuschauern mit 0:1.