Das Trainingslager-Tagebuch hat beim Halleschen FC inzwischen eine gewisse Tradition. Anonym wie gewohnt berichten auch aus dem ziemlich spontanen Quarantäne-Camp Profis des HFC von ihren Eindrücken. Heute: Teil 1.

Man darf das in diesen Tagen ja gar nicht so laut sagen und schon gar nicht mit Name und Adresse. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll: Ich bin dem DFB irgendwie sogar dankbar. Mir persönlich jedenfalls kam das Hin und Her der vergangenen Tage durchaus entgegen. Erst sollten wir schon am Himmelfahrtstag aufbrechen ins Quarantäne-Camp. Wurde abgesagt wegen der Info aus Frankfurt, dass frühestens am Montag eine Entscheidung auf politischer Ebene fällt. Zack, da konnte ich nach dem Training meine jährliche Radtour am Männertag doch noch abreißen, auch wenn das allein nur halb so viel Spaß machte und geltende Abstandsregeln für geselliges Beisammensein eher kontraproduktiv sind.

Dann ging es Samstag eben doch noch los ziemlich Hals über Kopf. Auch das ist jetzt kein Ruhmesblatt – aber dass ich nach den elendig langen Wochen zuvor echt mal froh bin, nicht ganztägig die Kinder zu Hause bespaßen zu müssen ohne Kita und Schule, kann der eine oder andere vielleicht nachvoilziehen. Ich war tatsächlich am Ende meiner väterlichen Kräfte und mir gingen allmählich die Spielideen aus. Die wiederum brauchen wir jetzt bald auf dem Rasen, wo endlich Mannschaftstraining im Münsterland möglich ist. Nichts gegen Kleingruppen, aber dauerhaft nur Fußball-ABC ohne Zweikämpfe ist wie alkoholfreies Bier trinken oder Autofahren in der Tempo 30-Zone.

Auf jeden Fall haben wir es ganz gut getroffen hier im Quarantäne-Camp mit eigenem Trakt nur für uns als Team. Sicher ist sicher. Danke dafür an die Verantwortlichen, so schnell etwas Vernünftiges ausgegraben zu haben. Ich frage lieber nicht, was das gekostet hat. Da wir mit zwei großen Reisebussen und drei Kleinbussen angereist sind – Achtung: Abstandsregel – gab es endlich mal Beinfreiheit auf der Fahrt. Und die vorgeschriebenen Einzelzimmer ersparen mit Smalltalk und Schnarchen des Mitbewohners. Mal schauen, was die nächsten Tage so mit sich bringen mit Training und Freizeit-Totschlagen. Zumindest habe ich hier abgeschnitten von der Außenwelt ein cooles Alibi, nicht irgendetwas Nützliches tun zu müssen. Behördengänge oder Einkäufe mit Maske zum Beispiel. Fällt aus. Quarantäne halt. Und dank des Hygiene-Konzepts wurde mir inzwischen auch jegliche Unsicherheit genommen – Test negativ. Ich bin gesund. Das ist letztlich vermutlich doch das Wichtigste in diesen wirren Tagen.