Ismail Atalan ist wie sein komplettes Trainerteam nebst Mannschaft zum Osterfest in Familie „verurteilt“. Kein Spiel, kein Training. Der Coach des Halleschen FC übt sich in Geduld, freut sich auf bevorstehende Aufgaben und richtet im Namen der sportlichen Abteilung herzliche Ostergrüße Richtung Halle und Umgebung.

Ismail Atalan, wie schwer ist die aktuelle Phase der Untätigkeit für Sie als verantwortlichen Trainer?

Es geht mir wie vermutlich allen Kollegen, allen Spielern, Mitarbeitern und Fans: Uns fehlt der Fußball an allen Ecken und Enden. In einer unvorhergesehenen Zwangspause wie der jetzigen lernen wir alle nochmal mehr zu schätzen, was dieser Sport für so viele bedeutet im täglichen Leben. Ob man auf dem Rasen aktiv ist, am Spielfeldrand steht oder auf der Tribüne mitfiebert. Momentan fühlt es sich so an, als ob wir alle auf einen wesentlichen Teil unseres Lebens verzichten müssen. Auch emotional. Umso größer wird bei allen Beteiligten die Freude und Motivation sein, wenn es wieder los geht.

Es stehen „Geisterspiele“ zur Debatte. Was halten Sie davon?

Grundsätzlich bin ich absolut kein Freund von Profifußball ohne Zuschauer. Da fehlt ein entscheidendes Element. Ob Trainer oder Spieler – jeder einzelne liebt diesen Sport vor allem deshalb so sehr, weil Atmosphäre und Stimmung wie in keinem anderen Beruf zur Mobilisierung aller Kräfte  antreiben. Ich verstehe die Position unseres Vorstandes absolut, weil finanzielle Absicherung und organisatorische Umsetzung sehr schwierig sein würden. Allerdings ist das nicht mein Themengebiet. Wir im Trainerteam konzentrieren uns auf unsere Aufgabe und die Dinge, die wir beeinflussen können.

Haben Sie Angst, dass Ihre Spieler zu Hause „schludern“ und Sie deshalb athletisch bei Null anfangen müssen, wenn der Trainingsbetrieb wieder startet?

Nein. Unsere Mannschaft ist charakterlich top und diszipliniert. Es sind alles junge Menschen und richtig gute Sportler, die von Natur aus Bewegungsdrang verspüren und sich individuell bestmöglich fit halten. Das sind auch die Rückmeldungen, die wir bekommen. Niemand liegt auf der Couch und stopft Chips in sich hinein. Und  natürlich sind wir mit den Jungs ständig im Austausch. Allerdings ist auch klar, dass mehrere Wochen raus aus dem Rhythmus nicht spurlos an den Spielern vorbei gehen. Übungen zu Hause, wie intensiv sie auch sein mögen, ersetzen nicht das Mannschaftstraining. Deshalb werden alle Teams einen gewissen Vorlauf benötigen, um dann wieder bereit zu sein für Wettkämpfe auf hohem Niveau.

Wie verbringt der Trainer Ostern?

Ostern ist ein Fest der Familie, da stehen ohnehin die Kinder im  Mittelpunkt. Das wäre auch so gewesen, wenn die Liga normal weitergelaufen wäre. Nur dass ich dann Ostersonntag erst nachmittags nach dem Training nach Hause gekommen wäre und nun schon morgens mit am Frühstückstisch saß. Die Familie freut sich. Denke ich zumindest …

Haben Sie einen konkreten Gruß an die Fans des Halleschen FC?

Ich wünsche allen Fans, Sponsoren und Sympathisanten ein gesundes Osterfest und die nötige Geduld beim Warten auf den „Alltag“. Selbstverständlich verfolge ich, wie viele Leute sich einbringen und Hilfe leisten, dem Verein in dieser schweren Zeit unter die Arme greifen mit allen erdenklichen Maßnahmen. Das ist toll und bemerkenswert. Insgeheim hoffe ich, dass noch mehr Menschen durch den Shutdown die Faszination Fußball erkennen. Manchmal merkt man ja erst wie schön etwas ist, wenn man es plötzlich nicht mehr hat. Und dann, wenn die Stadiontore wieder geöffnet werden, sollte die Hütte aus allen Nähten platzen und die Stimmung einer Befreiung gleichen.