In Hollywood war „Reine Nervensache“ mit Robert De Niro in der Hauptrolle 1999 ein Bestseller. Und eine Komödie. Die gleichnamige Situation beim Halleschen FC 2020 ist nun alles andere als lustig. Sondern eine handfeste Krise mit Namen „Abstiegskampf“.

Den ganz in Weiß spielenden Hallensern war am Sonnabend in Großaspach im ersten Spiel unter der Regie von Trainer Ismail Atalan das Bemühen anzumerken, bloß nicht zu verkrampfen nach der vorherigen Niederlagenserie. Der neue Coach forderte Mut und appellierte an die nötige Lockerheit, ohne die vernünftiger Fußball über mehrere Stationen schlicht nicht möglich ist. Denn wenn niemand den Ball haben will, wird es noch schwieriger die Talsohle zu durchschreiten.

Nach anfänglicher Schrecksekunde biss sich das HFC-Team in die Begegnung, verlagerte das Geschehen häufig in die Hälfte der Hausherren und suchte Struktur und Ballsicherheit. „Halle war spielerisch die bessere Mannschaft“, resümierte SGA-Trainer Boysen dann auch nach Spielschluss. Ohne den Zusatz zu vergessen, dass Großaspach trotz optischer Nachteile immer wieder Nadelstiche setzte – weil beim HFC die Nerven zum Zerreißen angespannt waren. Und wer beim Passspiel mit aller Macht keine Fehler machen möchte, der läuft Gefahr sie erst recht zu produzieren. Bis in die Schlussphase hinein und auch nach unglücklichem Rückstand versuchten es die Saalestädter mit geduldigem Angriffsspiel – ohne Erfolg. Weil die Nerven aktuell nicht zulassen, dass die Mannschaft ihr oft gezeigtes Potential ausschöpft. Und weil Erfolg leider nicht zu erzwingen ist, so sehr man ihn auch herbei sehnt. Die Mischung aus Kampf, Laufbereitschaft, Überzeugung und Leichtigkeit ist es, die vor dem Heimspiel gegen Ingolstadt in die Köpfe muss. Mit aller Macht.