Der SV Waldhof Mannheim hat nach drei verlorenen Relegationen die Rückkehr in die 3. Liga geschafft. Der Aufsteiger trumpft mit eingespielter Truppe auch eine Spielklasse höher auf. Der Traditionsverein strebt perspektivisch die Rückkehr in die 2.Bundesliga an.

Offiziell wurde die Rückkehr des SV Waldhof Mannheim in den Profifußball erst am 18. Mai 2019 gefeiert. Doch so lange wollte niemand warten. Ein 1:0 Sieg gegen Wormatia Worms am 20. April im Mannheimer Carl-Benz-Stadion reichte, um die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest vier Spieltage vor dem Saisonende perfekt zu machen. Weil der Meister der Südweststaffel inzwischen direkt aufsteigt, blieb dem SV Waldhof ein weiterer Gang in die Relegation erspart. Dreimal nacheinander erlebten sie dort ein Trauma. 2016 scheiterten sie an den Sportfreunden Lotte, ein Jahr später setzte sich der SV Meppen durch und 2018 jubelte der KFC Uerdingen. Nach den vielen Enttäuschungen der Vergangenheit standen vielen Spielern und Fans Freudentränen in den Augen. Mehr als 14.000 Fans im Stadion und eine große Menge am Wasserturm in der Stadt feierten 16 Jahre nach dem Abstieg aus der 2. Liga den Aufstieg in die 3. Liga. Zum Comeback im Profifußball kam auch ein Comeback im DFB-Pokal, erstmals seit der Saison 2003/2004 war der SV Waldhof wieder in der ersten Runde dabei.

Insbesondere nach dem letztjährigen Scheitern gegen Uerdingen und den durch Mannheimer Zuschauer verursachten Spielabbruch im Rückspiel glaubten viele Waldhof-Fans nicht mehr an die 3. Liga. Unternehmer und Mäzen Bernd Beetz löste dennoch eine „Jetzt-erst-Recht“-Stimmung aus. Er stellte die finanziellen Mittel für einen neuen Anlauf und ist inzwischen auch Präsident. Trainer Bernhard Trares und Jochen Kientz als sportlicher Leiter bastelten damit eine Meistermannschaft, die trotz eines Drei-Punkte-Abzugs wegen des Spielabbruchs gegen Uerdingen 17 Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz herausspielte.

In der 3. Liga wollen die Waldhöfer ihrem Spielstil treu bleiben und sich mit Offensivfußball in der neuen Spielklasse etablieren. Mit 81 Treffern schossen die Mannheimer mehr Tore als jeder andere Regionalligist. Bis auf den offensiven Mittelfeldmann Timo Kern (zu Bayern München II) und Rechtsverteidiger Marco Meyerhöfer (zu Greuther Fürth) blieben alle Stammspieler und damit das Gerüst der Mannschaft erhalten. Dazu wurde der Kader etwas breiter aufgestellt. Zu den Neuzugängen zählen Max Christiansen (Arminia Bielefeld), Arianit Ferati (Hamburger SV II), Torhüter Timo Königsmann (VfR Aalen), Torjäger Kevin Koffi (SV Elversberg) und Abwehrspieler Jan-Hendrik Marx (Kickers Offenbach), die alle zu Stammspielern wurden. Der frühere HFC-Spieler Dorian Diring zählt ebenfalls zur Stammformation der Mannheimer. Der Franzose trug von 2015 bis 2017 das Trikot des HFC, ehe er in die Kurpfalz wechselte. Dort hatte der Mittelfeld-Regisseur maßgeblichen Anteil am Aufstieg von Waldhof. Mittelfristig will der Verein zurück in die 2. Liga, aus der er sich im Sommer 2003 verabschiedete und aus Lizenzgründen in der Oberliga weitermachen musste.

Mit dem SV Waldhof Mannheim kehrt im Übrigen ein Verein in den Profifußball zurück, der auf eine lange Tradition blicken kann. 1907 gegründet, spielte Waldhof (ein Stadtteil von Mannheim) von 1983 an sieben Jahre lang unter Kult-Trainer Klaus „Schlappi“ Schlappner in der 1. Bundesliga und gehört damit zu den zehn ehemaligen Erstligisten der laufenden Drittliga-Saison. Der SV Waldhof brachte mit Bernd Förster, Karlheinz Förster, Jürgen Kohler, Maurizio Gaudino, Uwe Rahn, Christian Wörns und Hanno Balitsch mehrere Nationalspieler hervor.

Seit 1994 trägt der SV Waldhof seine Heimspiele im Carl-Benz-Stadion aus. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga beschloss der Mannheimer Gemeinderat ein umfangreiches Sanierungspaket für das Stadion. Mit insgesamt 2,4 Mio. € wurden die Flutlicht- und Beschallungsanlage erneuert und eine Videoüberwachung eingebaut. Der Rasen wurde in Verbindung mit dem Einbau einer Rasenheizung ausgetauscht und die Beregnungsanlage verbessert. In einem gesonderten Schritt wird die Rasenheizung noch angeschlossen und soll zur Saison 2020/21 ihren Betrieb aufnehmen.

Der Zuschauerschnitt in der laufenden Saison beträgt bislang rd. 11.200 Zuschauer. In der ersten Runde des DFB-Pokals verlor Waldhof vor einer ausverkauften Kulisse von 24.302 Zuschauern mit 3:5 gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Nach über 18 Jahren kam es am 7. Spieltag der laufenden Saison wieder zum Traditionsduell mit dem 1. FC Kaiserslautern. Vor 36.766 Zuschauern trennten sich beide Mannschaften im Fritz-Walter-Stadion mit 1:1. Nach einem 1:2 gegen die Würzburger Kickers endete schließlich am 8. Spieltag die Serie von 29 ungeschlagenen Ligaspielen in Folge.

Nach dem 11. Spieltag belegt Waldhof mit 18 Punkten Platz 5 der Tabelle. Die Resultate der letzten Spiele lauten 3:0 in Uerdingen, 1:1 daheim gegen Rostock und 2:2 bei Viktoria Köln. Der SV Waldhof kassierte bislang nach dem HFC und dem FCM die wenigsten Gegentore (12). Daheim konnten bislang insgesamt 8 Zähler ergattert werden. Beste Torschützen sind aktuell Gianluca Korte und Valmir Sulejmani mit je 4 Treffern, beste Spieler (lt. Kicker) Torwart Timo Königsmann (Note 2,75), Max Christiansen (2,78) und Valmir Sulejmani (Note 2,83).

In einem Pflichtspiel standen sich beide Mannschaften bislang zweimal gegenüber. In der Saison 1991/92 (2. Bundesliga) kam es in Halle zu einem 0:0, in Mannheim verlor der HFC mit 0:3.