Der Hallesche FC gastiert am 3. Spiel der 3. Liga 2019/20 beim Aufsteiger Viktoria Köln. Zum ersten Mal. Eine Premiere also, die zwischen zwei Gewinnern des Wochenendes Spannung verspricht.

Der FC Viktoria Köln 1904 e. V. ist ein Fußballverein aus dem rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Höhenberg. Der Verein wurde am 22. Juni 2010 als Nachfolger des insolventen SCB Viktoria Köln gegründet. Die Wurzeln des Vereins reichen zurück ins Jahr 1904, als mit dem FC Germania Kalk der älteste Stammverein gegründet wurde. Es kam im Laufe der Jahrzehnte zu zahlreichen Fusionen. Unter den Vereinsnamen Preußen Dellbrück und hiernach SC Viktoria Köln spielte man von 1963 bis 1972 sowie in der Saison 1973/74 in der damals noch zweitklassigen Regionalliga West. Von 1978 bis 1981 spielte der SC Viktoria in der 2. Bundesliga, danach bis 1994 in der drittklassigen Oberliga Nordrhein.

In den folgenden Jahren pendelte die Viktoria zwischen der Oberliga Nordrhein und der Verbandsliga Mittelrhein. 2010 musste sie in die Landesliga absteigen, der inzwischen insolvente Verein trat dort jedoch nicht mehr an. Bereits am 22. Juni 2010 wurde mit dem FC Viktoria Köln 1904 ein Nachfolgeverein gegründet. In der Spielzeit 2010/11 übernahm dieser sämtliche Jugendmannschaften des SCB Viktoria inklusive deren Ligazugehörigkeit. Der neu gegründete Verein sollte eigentlich in der Landesliga starten, wurde vom Verband jedoch in die Kreisliga D zurückgestuft. Am 24. Februar 2011 beschlossen die Mitglieder des FC Viktoria einstimmig die Aufnahme der ausgegliederten Seniorenfußballabteilung des FC Junkersdorf in ihren Verein. Da dieser in der Saison 2010/11 Meister der Mittelrheinliga geworden war, konnte der FC Viktoria ab der Spielzeit 2011/12 in der NRW-Liga antreten. Ab diesem Zeitpunkt engagierte sich der Unternehmer und Mäzen des TSV Germania Windeck, Franz-Josef Wernze, der den Verein von der Kreisliga C in die Regionalliga führte, zusätzlich bei der Viktoria. Nach der Meisterschaft in der NRW-Liga 2011/12 und dem damit verbundenen Aufstieg in die Regionalliga West, spielte die Viktoria 7 Jahre in dieser, ehe im Mai 2019 der Aufstieg in die 3. Liga gelang.

Zuvor war die Viktoria einige Male denkbar knapp gescheitert. So wurde sie In der Saison 2017/18 knapp hinter dem späteren Aufsteiger KFC Uerdingen 05 Zweiter, in der Saison 2016/17 scheiterte sie am FC Carl Zeiss Jena. Das Heimspiel in der Aufstiegsrunde zur 3. Liga gegen den FCC verlor man mit 2:3, in Jena gelang der Viktoria zwar ein 1:0-Sieg, doch wegen der Auswärtstorregel verpasste sie den Aufstieg.

Trainer in den Jahren der Regionalliga West waren u.a. Heiko Scholz, Claus-Dieter Wollitz, Marco Antwerpen und Olaf Janßen. Cheftrainer der Aufstiegssaison 2018/19 war zunächst Janßen`s Assistent Patrick Glöckner. Nachdem die Viktoria 2017/18 zum wiederholten Mal den Mittelrheinpokal gewonnen hatte, verlor sie in der ersten Runde des DFB-Pokals 2018/19 nach zwischenzeitlicher Führung 1:3 gegen RB Leipzig. Im Mai 2019 entließ der Verein Patrick Glöckner nach dem vorletzten Spieltag. Die Viktoria stand zu diesem Zeitpunkt mit einem Punkt Vorsprung auf dem ersten Platz. Aufgrund der negativen Tendenz sah die sportliche Leitung jedoch das Ziel Aufstieg gefährdet und ersetzte Glöckner durch den bisherigen U-19-Trainer Jürgen Kohler, der erst zwei Tage zuvor mit der U-19 den Aufstieg in der Bundesliga erreicht hatte. Im letzten Heimspiel der Saison schaffte die Viktoria am 18. Mai 2019 mit einem 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach II den erstmaligen Aufstieg in die 3. Liga. Das entscheidende Tor erzielte Kapitän und Viktoria Urgestein Mike Wunderlich, der schon 2011/12 Torschützenkönig der NRW-Liga wurde, per Elfmeter

Spielstätte der Viktoria ist der Sportpark Höhenberg, der auch unter dem Namen „Flughafen-Stadion“ bekannt ist, da der Hauptsponsor des damaligen Regionalligisten SCB Preußen Köln, die Flughafen Köln/Bonn GmbH, seinerzeit die Namensrechte erworben hatte. Das Stadion wurde in den 1920er Jahren errichtet und seither mehrfach umgebaut. Für die Regionalliga-Saison 2012/13 wurden umfangreiche Modernisierungsarbeiten durchgeführt, u.a. wurde eine Flutlichtanlage installiert, die auch den Ansprüchen höherer Spielklassen genügt. Das Stadion bot nach dem Umbau Platz für 6.214 Zuschauer. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga musste der Sportpark Höhenberg an die Anforderungen der Liga, u. a. mindestens 10.000 Zuschauerplätze, angepasst werden. Mitte Juni 2019 gab der DFB seine Zustimmung, unter der Bedingung, dass die Kölner Ämter ebenfalls grünes Licht für den Umbau geben. Als letztes stimmte das Umweltamt der Stadt zu und Viktoria kann nunmehr seine Heimspiele der 3. Liga im Sportpark Höhenberg austragen. Das Stadion hat ein völlig neues Gesicht bekommen. In der Kurve hinter dem Tor wurde eine komplett neue Tribüne errichtet, die 3.600 Zuschauern Platz bietet. Zuvor war dort nur eine freie Fläche. Die Einweihung erfolgte am 2. Spieltag mit dem Heimspiel gegen den Chemnitzer FC.

Als neuer Trainer für die Saison 2019/20 wurde Pavel Dotchev verpflichtet. In Interviews sagte er, dass es für die Viktoria erst einmal wichtig sei, sich in der Liga zurechtzufinden. Ziel sollte es sein, den Verein in den nächsten Jahren in der 3. Liga zu etablieren. Um das zu schaffen, müsse der Kader punktuell verstärkt werden. Der direkte Wiederabstieg des FC Energie Cottbus sei ein warnendes Beispiel. Das Team ging ohne große Veränderungen von der Regionalliga in die 3. Liga und ist schlussendlich gescheitert. Namhafte Verstärkungen der Viktoria zur Saison 2019/20 sind neben den beiden Kölner Fortunen Bernard Kyere und Moritz Fritz auch André Dej (Jahn Regensburg) und Fabian Holthaus (Energie Cottbus). Bekannteste Spieler im Kader sind sicherlich Tobias Willers, Mike Wunderlich, Kevin Holzweiler und Albert Bunjaku. Der Auftakt in die neue Saison ist der Viktoria mit einem starken 3:3 in Rostock sowie einem 3:2 daheim gegen den Chemnitzer FC geglückt.

Nachdem die Viktoria, von der „schäl Sick“ des Rheins in den letzten Jahren hinter dem übermächtigen 1. FC Köln und der Fortuna nur die Nummer Drei im Kölner Fußball war, hat sie sich nach dem Abstieg der Fortuna und eigenem Aufstieg in die 3. Liga zur nunmehrigen Nummer Zwei aufgeschwungen. Abzuwarten bleibt, ob sich dies auch in den Zuschauerzahlen wiederspiegeln wird. Der Zuschauerzuspruch für die Viktoria ist bislang ähnlich dem der Fortuna eher gering. In der Aufstiegssaison zur 3. Liga betrug er grade einmal 1.354 Zuschauer im Schnitt.

Der HFC hat im Übrigen bislang noch kein Pflichtspiel gegen Viktoria Köln bestritten, ist zum ersten Mal im Sportpark Höhenberg zu Gast.