Das Trainingslager-Tagebuch hat inzwischen Tradition beim Halleschen FC. Diesmal erwischte es einen Neuzugang. Er wird täglich seine ganz persönlichen Eindrücke schildern. Anonym, wie gewohnt. Der Schreiber erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

„Ich dachte eigentlich, zum Fußballspielen nach Halle gewechselt zu sein. Jetzt soll ich aber auch noch schreiben. Jeden Tag. Bin selbst gespannt, was da raus kommt. Schließlich bin ich Profisportler, kein Journalist. Mühe geb ich mir trotzdem. Will nämlich nicht aufmüpfig werden nach zwei Wochen neu beim Team.

Der freie Tag am Samstag hat gut getan nach den Strapazen zuvor seit Trainingsstart. In Halle war zudem ein großes Fest auf dem Marktplatz, die Saalesparkasse feierte 200 Jahre-Jubiläum mit Open Air-Konzert. Ich habe mich mal unter die Leute gemischt, war ein echt angenehmer Tag. Die Chill-Geschichte war dann am Sonntag aber gleich wieder abrupt beendet. Zwei Stunden Busfahrt bis nach Bad Blankenburg. Zwischendurch dachte ich, die Welt ist zu Ende. Aber die meisten anderen Jungs kannten die Strecke und wussten: Da kommt noch was. Kam dann auch. Erst war mein Zimmer noch nicht bezugsfertig, dann erfuhr ich den Namen meines WG-Partners für die nächsten Tage, es folgte das Mittagessen im Speiseraum ohne Klimaanlage und schließlich die erste Einheit. Der Platz ist ordentlich, von Schatten jedoch keine Spur. Provisorisch hat jemand eine Art Dusche als Sprenger aufgestellt, aber das reicht für 25 Spieler hinten und vorn nicht. Und anstatt die kalten Wassertonnen nach Trainingsende zu nutzen mussten wir in den benachbarten Fluss steigen. Eiskaltes Wasser mit Ausrutschgefahr. Ging aber alles gut soweit.

Die drei verrückten Trainer haben nicht nur das Eck mitgespielt, sondern nach dem Training noch eine eigene Challenge gemacht. Schien amüsant gewesen zu sein, obwohl die Leute aus dem Staff ordentlich fertig aussahen hinterher. Richtig so, warum sollen nur wir Spieler leiden. Einer aus dem Funktionsteam hat sich dann auch noch auf dem Balkon seines Zimmers ausgesperrt und am Abend nach dem Essen gibt es noch eine Teamsitzung. Die Tage hier sind jedenfalls voll durchgestylt, es scheint echt anspruchsvoll zu werden mit jeder Menge Lernstoff. Aber okay, dazu sind wir ja hier. Bin mal gespannt, ob wir wenigstens das Endspiel der U21 sehen können im TV. Wie ich unsere Verantwortlichen einschätze ist ihnen das egal. Für sie zählt nur der HFC. Aber vermutlich fallen mir sowieso direkt nach der Besprechung die Augen zu. Auch weil um 7 Uhr wecken angesagt ist. Das ist mal so gar nicht meine Zeit. Hoffentlich sind noch andere Mitspieler maulfaul um diese Zeit, Smalltalk beim Frühsport brauche ich wie eine Grippe. Morgen mehr von hier.“

Euer Tagebüchler