Die Überraschung war gelungen. Am Donnerstagnachmittag tauchte plötzlich Bernd Donau mit seiner Ehefrau in der neuen Ausstellung zur Geschichte des HFC im Businessbereich des Stadions in Halle auf. Die unerwartete Stippvisite des 77-jährigen früheren HFC-Trainers kam nicht von ungefähr, denn an diesem Tag wollten sich auch Lutz Schülbe und Uwe Machold die Rückschau auf eine der spannendsten Zeiten in den Annalen des halleschen Traditionsvereines anschauen. Die beiden ehemaligen HFC-Fußballer gehörten nämlich zu jener Mannschaft, die 1991/92 unter der Trainer-Ägide von Bernd Donau den Sprung in die 2. Bundesliga und die Qualifikation für den Europapokal schaffte. Und dass die Matadoren von einst nicht vergessen sind, das bewiesen die vielen Besucher, die in die Ausstellung geströmt sind. Sie lauschten fast andächtig, als die drei Ehrengäste in einer unterhaltsamen Talk-Runde erzählten, wie nach dem Mauerfall vor über 30 Jahren einer der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte des HFC zustande kam, nachdem die Rot-Weißen bis 1987 noch in der DDR-Liga spielten. Natürlich nutzten viele Besucher die Gelegenheit, um sich Autogramme zu holen oder Fotos mit den ehemaligen HFC-Akteuren zu machen, die ihrerseits angetan waren vom Zuspruch der Veranstaltung, so wie überhaupt von der Ausstellung. „Was die Organisatoren hier alles zusammen getragen haben, das kann sich sehen lassen und war sicher mit viel Aufwand verbunden“, lobte Lutz Schülbe die Initiatoren. Auch Uwe Machold, der seinen Vater aus Hohenmölsen mitgebracht hatte, bedankte sich für die Einladung.
Die drei Talk-Gäste gewährten interessante Einblicke in die Zeit, als mit der deutschen Einheit aus Staatsamateuren auf einmal Fußballprofis wurden. „Plötzlich tauchten damals überall Spielerberater auf, die unseren jungen Spielern den Kopf verdrehten“, erinnerte sich der damalige Mannschaftskapitän Lutz Schülbe und heutige Präsident des BSV Halle-Ammendorf an die bewegte Zeit der rasanten Umwälzungen. Er schilderte auch die genauen Umstände, die vor Saisonbeginn 1990/91 dazu führten, dass die Mannschaft ihren alten Trainer „abwählten“ und Bernd Donau zum Chefcoach bestimmten. Ein in der deutschen Fußballgeschichte einmaliger Akt basisdemokratischer Selbstbestimmung. Allerdings dauerte das Intermezzo des HFC im Profifußball nach der deutschen Einheit nur ein Jahr. Flügelflitzer Uwe Machold, der „Pfeil von Hohenmölsen“ genannt, grübelt noch immer, warum der HFC damals in der Saison 1991/92 nicht die zweite Bundesliga gehalten hat. „Wir waren eine gute Truppe und an Abstieg hat von uns keiner gedacht“, räumte er freimütig ein. Schließlich standen in der Mannschaft mit Dariusz Wosz, Rene Tretschok, Jörg Nowotny, Timo Lange, Frank Schön und Alexander Löbe etliche Fußballer, die später sogar in der Bundesliga spielten. Auch Bernd Donau kann sich so richtig keinen Reim darauf machen, warum der HFC es nicht geschafft hat, oben zu bleiben. „Wir hatten natürlich ein ungeheures Verletzungspech“, benannte er eine der Ursachen für den schmerzlichen Abstieg.
Besorgt verfolgen heute alle drei, wie ihre Nachfolger in der dritten Liga wieder einmal um den Klassenerhalt kämpfen. Sie drücken natürlich die Daumen, dass der HFC noch die Kurve kriegt. Auch Gunter Amler, der Anfang der 1980er Jahre zum Oberliga-Kader des HFC gehörte, hofft, dass die Rot-Weißen die Klasse halten. „Noch ist nichts verloren“, meinte der 70-Jährige, der am Rosengarten in Halle wohnt und öfter zu Spielen des HFC ins Stadion geht. Und Axel Münch, der vor über 40 Jahren in der Reserveelf des HFC spielte, ergatterte die letzte Broschüre „Böllberger Geschichte“, in der es auch um den früheren Fußballplatz am „Bölli“ geht. „Ich bin gespannt, was auf dem Areal, auf dem ich früher dem Ball nachgejagt bin, entstehen soll“, sagte er. Auch sonst stößt das Angebot am Bücherstand in der Ausstellung auf reges Interesse. Dort kann man auch noch Mannschaftsposter oder verschiedene HFC-Kalender für das Jahr 2024 erwerben. Ein Abstecher zur neuen HFC-Ausstellung im halleschen Stadion lohnt sich also auf jeden Fall. Zur
Erinnerung: Am 4. Januar um 16 Uhr erwarten wir Dariusz Wosz und Steffen Karl in der Ausstellung.  Die Ausstellung im Stadion in Halle hat noch an folgenden Tagen geöffnet:
  • Dienstag, den 2. Januar, 16 bis 20 Uhr
  • Mittwoch, 3. Januar, 16 bis 20 Uhr
  • Donnerstag, 4. Januar, 16 bis 20 Uhr
  • Dienstag, 9. Januar, 16 bis 20 Uhr
  • Donnerstag, 11. Januar, 16 bis 20 Uhr

 

Sie plauderten zur Ausstellung aus dem Nähkästchen: Lutz Schülbe, Bernd Donau und Uwe „Ede“ Machold (von links). Foto: W. Bahn